Nach dem 0:1 im Hamburger-Pokalfinale gegen Victoria richtet die SV Halstenbek-Rellingen den Blick noch einmal voll auf den Abstiegskampf

Halstenbek. Die Verärgerung, den Gewinn des Oddset-Pokals mit einer 0:1-Niederlage gegen einen an diesem Abend bezwingbaren Gegner verpasst zu haben, wird wohl am 5. Juni wieder die Magenwand hoch kriechen. Dann nämlich, wenn der SC Victoria im ZDF-Sportstudio in der ersten Runde des DFB-Pokals einen attraktiven Gegner zugelost bekommt. Auf die unterlegenen Halstenbeker aber warten statt Bayern München oder Schalke 04 der SV Osdorfer Born oder SC Sternschanze - als Gegner in der ersten Runde des Oddset-Pokals 2010/2011, die ebenfalls am 5. Juni ausgelost wird.

Über Medaillenblech statt 98 000 Euro für den Pokalsieg konnte sich Dennis Schultz nicht freuen. "Es geht gar nicht um Geld. Es geht darum, dass wir sportlich nichts erreicht haben, rein gar nichts", entgegnete der in der Schlussphase stark geforderte HR-Torwart jedem, der ihm zum zweiten Platz im Pokalwettbewerb gratulieren wollte. Auch nach zwei, drei Pappbechern Bier, die Manager Hans Jürgen Stammer und die Betreuer tablettweise zur Aufmunterung in die Umkleideräume trugen, besserte sich seine Laune nicht: "Ich hätte lieber 0:5 verloren als so grausam mit einem Tor Unterschied."

Die Halstenbeker schlossen sogar die Kabinenfenster, damit sie sich nicht die Siegesgesänge der Victoria-Spieler anhören mussten. Mit starrem Blick verfolgten HR-Coach Thomas Bliemeister und Stammer zudem, wie die freudetrunkenen Eimsbütteler ihrem Trainer Bert Ehm Bier und Sekt über den Kopf schütteten, in ihre blauen Hemden mit der Aufschrift "Pokalsieger 2010" schlüpften und anschließend noch die Pressekonferenz in ihre Show verwandelten. "Einige gucken zu viel Bundesliga im Fernsehen", murrte Ex-Profi Bliemeister, um anschließend aber bei einer fairen und sachlichen Spielanalyse keinerlei Verbitterung durchklingen zu lassen. Dann nahm er Ehefrau Marion an die Hand und verließ fluchtartig den Schauplatz des mehr als einer Stunde lang überaus langweiligen Geschehens.

Wandelt sich für die Halstenbeker wenigstens im Abstiegskampf noch alles zum Guten? Können sie die "verkorkste Saison" (Dennis Schultz) noch retten? Hoffen dürfen sie nur noch, wenn sie heute um 19 Uhr zu Hause gegen den ebenfalls noch nicht gesicherten HSV Barmbek-Uhlenhorst gewinnen. Co-Trainer Andreas Hermeling, der sich mit 45 Jahren als Reserve-Torwart bereit halten musste, wagt "gar nicht daran zu denken, dass wir den Klassenerhalt noch hinbekommen".

Die Frage lautet allerdings, wer die Tore schießen soll. Antonio Ude wirkte im Pokal-Endspiel an der Hoheluft saft- und kraftlos, bevor er angeschlagen aus dem Spiel genommen wurde. Yannick Bräuer musste wegen einer Oberschenkelverhärtung aus dem Spiel genommen werden. Die anderen HR-Stürmer blieben den Beweis von Oberligatauglichkeit diese Saison schuldig. Es war bezeichnend, dass zwei Abwehrspieler die einzigen Torchancen kreierten. Als es nach dem 0:1 aber darauf ankam, selbst ein bisschen Druck zu erzeugen, erwies sich der Außenseiter wie befürchtet als ideen- und hilflos. Dabei hatte es an Solidarität und der Unterstützung der Fans nun wirklich nicht gefehlt. Halstenbeks Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann drückte auf der Tribüne aber vergeblich die Daumen.