Pinneberg. Mehr als 10.000 Menschen demonstrierten in Elmshorn, Wedel, Pinneberg, Rellingen, Quickborn. Die Hochseeinsel zeigte am Sonntag Flagge.

Nachdem in den vergangenen Tagen schon mehr als 10.000 Menschen in Elmshorn, Pinneberg, Rellingen und Wedel ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt haben, sind auch am Sonntag wieder Bürger auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit zu setzen, und zwar auf Helgoland und in Quickborn.

„Wir leben auf einer Insel mit Menschen aus 30 Nationen zusammen“, sagte Rainer Ehlers, Vorsitzender des Seniorenbeirates, bei der Abschlusskundgebung mit knapp 250 Teilnehmern vor dem Helgoländer Rathaus. Ohne die Menschen aus anderen Ländern würde auf der Insel alles zusammenbrechen. Dann gebe es keine Kita und keine Schule mehr auf Helgoland.

Helgoland litt unter der Nazi-Diktatur und wurde fast zerstört

Seine Heimat habe unter dem Nationalsozialismus „sehr gelitten“, erzählte der gebürtige Helgoländer Nickels Krüß. Der 49 Jahre alte Kaufmann erinnerte daran, wie schnell es 1933 den Nazis gelungen sei, alle Ämter auf der Insel zu besetzen. Der Einfluss von Rechtsextremisten sei heute zu weit fortgeschritten, sodass die Insel ein Zeichen setzen musste. Aufgerufen zu der Demo hatten neben dem Seniorenbeirat alle Parteien auf der Insel: SPD, Grüne, CDU, Freie Wählergemeinschaft und SSW.

In Quickborn waren laut Polizei etwa 500 Menschen bei der Kundgebung auf dem Rathausplatz zusammengekommen. Das Motto der Veranstaltung lautete „Quickborn sagt JA zur Vielfalt - Wir haben KEINEN Platz für Extremisten“. Zu der Demo hatten SPD, FDP, CDU, Grüne, DLRG, Awo, Caritas, Johanniter, evangelische Kirche und weitere Akteure in der Stadt aufgerufen.

Breites Bündnis unterstützt „Wedel steht auf“

Am Dienstagabend hatten laut Polizeiangaben in Wedel etwa 3000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie, Respekt und Toleranz demonstriert.
Am Dienstagabend hatten laut Polizeiangaben in Wedel etwa 3000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie, Respekt und Toleranz demonstriert. © Michael Rahn | Michael Rahn

In Wedel kamen am Dienstagabend am Rathausplatz etwa 3000 Menschen zusammen. Die drei stellvertretenden Bürgermeister von CDU, Grünen und SPD hatten dazu aufgerufen. Unterstützt wurden sie von einem breiten Bündnis, zu dem unter anderem der Jugendbeirat der Stadt, das Kommunikationszentrum Die Villa und der Wedeler TSV gehörten.

Wedels Vize-Bürgermeister Tobias Kiwitt (Grüne, v. l.), Julia Fisauli-Aalto (CDU) und Alexandra Petersen (SPD) führten den Lichtermarsch gemeinsam mit Stadtpräsident Julian Fresch an.
Wedels Vize-Bürgermeister Tobias Kiwitt (Grüne, v. l.), Julia Fisauli-Aalto (CDU) und Alexandra Petersen (SPD) führten den Lichtermarsch gemeinsam mit Stadtpräsident Julian Fresch an. © Michael Rahn | Michael Rahn

Entsetzt äußerten sich alle Redner über die bis weit in die AFD reichenden Pläne, Millionen Menschen aus Deutschland auszuweisen. Pastorin Susanne Huchzermeier-Bock erinnerte an die Deportationen und die Geschichte der in Wedel beliebten Kauffrau Jetta Husmann, die 1942 als Jüdin deportiert werden sollte und sich vorher das Leben nahm.

Wedel mit vielen Kerzen: „Damit allen ein Licht aufgeht“

Irmgard Jasker vom Arbeitskreis gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit betonte, dass Wedel bereits seit 1990 als weltoffene Stadt international anerkannt sei. Der Arbeitskreis mahne und handele kontinuierlich. Für Toleranz, Respekt und Demokratie zogen nach den Reden Tausende mit Kerzen durch die City zum Hafen: „Damit allen ein Licht aufgeht!“

Damit allen ein Licht aufgeht! So lautete das Motto beim Lichtermarsch durch Wedel.
Damit allen ein Licht aufgeht! So lautete das Motto beim Lichtermarsch durch Wedel. © Michael Rahn | Michael Rahn

Zur ersten Demo großen Demo im Kreisgebiet vor der Drostei in Pinneberg hatten Fridays For Future und die Antifa aufgerufen hatten. Dort kamen deutlich mehr Teilnehmer als erwartet. Laut Polizeiangaben versammelten sich auf dem Drosteivorplatz 3000 bis 3500 Teilnehmer.

Friedlicher Protestzug durch die Pinneberger Innenstadt

Demo gegen Rechts Pinneberg: Der Drostei-Platz füllte sich am Sonntagnachmittag mit vielen Bürgern, die ein Zeichen gegen Hass und Hetze setzen wollten. 
Demo gegen Rechts Pinneberg: Der Drostei-Platz füllte sich am Sonntagnachmittag mit vielen Bürgern, die ein Zeichen gegen Hass und Hetze setzen wollten.  © Frederik Büll | Frederik Büll

Zwar nahmen nicht alle Menschen an dem Aufzug teil, der danach über Elmshorner Straße, Schauenburger Straße, Rockvillestraße und Bahnhofstraße sowie den Fahltskamp und die Fußgängerzone zurück zur Drostei führte. Laut Polizeiangaben gab es keine Zwischenfälle. „Alles ist friedlich geblieben“, heißt es vonseiten der Polizei

Mit Plakaten wie diesen demonstrierten die Teilnehmer in Pinneberg gegen Rechts.
Mit Plakaten wie diesen demonstrierten die Teilnehmer in Pinneberg gegen Rechts. © Frederik Büll | Frederik Büll

Aktueller Hintergrund der bundesweiten Demonstrationen sind Enthüllungen über ein Treffen von AfD-Politikern mit Rechtsradikalen. Dennoch ist das Umfragehoch der Partei trotz leichter Verluste nach den Demos fast ungebrochen. Deshalb gehen derzeit in vielen Städten Deutschlands weiterhin Zehntausende Menschen für die Demokratie und gegen Extremismus auf die Straße - wie in Hamburg.

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Breites Bündnis mobilisiert tausende Menschen in Elmshorn und Rellingen

In Elmshorn hatte ein breites Bündnis zur Kundgebung gegen Rechts aufgerufen und 6000 Menschen bewegt: DGB, ver.di, ÖDP, SPD, Bündnis 90 / Die Grünen, Die Linke, DKP, VVN - BDA, die Evangelisch Lutherische Kirche mit dem Kreis Rantzau Münsterdorf und der Friedenskirchengemeinde Elmshorn, Fridays For Future, der Pfadfinderstamm „Aver Liekers“ sowie die Bugenhagen-Kirchengemeinde Klein Nordende.

Der Demoaufruf „Gemeinsam gegen rechts“ für Elmshorn hatte über ein Dutzend Unterstützer.
Der Demoaufruf „Gemeinsam gegen rechts“ für Elmshorn hatte über ein Dutzend Unterstützer. © Bündnis für Demokratie Elmshorn | Bündnis für Demokratie Elmshorn

Am vorigen Donnerstag stellten sich etwa 1500 Menschen in der Gemeinde Rellingen allen rechten Tendenzen entgegen. Treffpunkt war der Arkadenhof. Zu der Kundgebung „Rellingen bleibt bunt“ riefen unter anderem auf: Bürgermeister Marc Trampe und von der Kirchengemeinde Pastorin Inga Roetz-Millon.