Kreis Pinneberg. Was der Kreis beim Katastrophenschutz macht, um die Gefahr zu bannen. Und wie sich Bürger im Ernstfall schützen können.

Wedeler Au, Pinnau, Krückau, Elbe – der Kreis Pinneberg liegt nah am Wasser. Deshalb steht für den Katastrophenschutz ein Szenario weit oben, wenn es um die Vorbereitung auf den Ernstfall geht: die Gefahr einer Sturmflut.

Der Herbstbeginn ist auch gleichbedeutend mit dem Start der Sturmflut- und Hochwassersaison. Anlässlich des Katastrophenschutzes-Tages am morgigen Sonnabend, 30. September, informiert der Kreis Pinneberg darüber, was im Fall einer Sturmflut zu tun ist – und was von Seiten der Behörde getan wird, um die Auswirkungen einer Sturmflut möglichst gering zu halten.

Katastrophenschutz: Bewohner im Kreis Pinneberg sollten Notvorräte anlegen

„Der Katastrophenschutz ist nicht nur da, wenn etwas Schlimmes passiert ist“, sagt Robert Schwerin, Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz beim Kreis Pinneberg. „Unsere Aufgabe als Untere Katastrophenschutzbehörde ist es, Risiken zu kennen und Vorsorge zu treffen. Im Ernstfall kommt es dann allerdings auf alle an. Die Menschen im Kreis Pinneberg sollten wissen, was zu tun ist, und möglichst einen Notfallvorrat angelegt haben.“

Schwere Sturmfluten gab es in der Geschichte Schleswig-Holsteins – und auch des Kreises Pinneberg – immer wieder. Mit dem Klimawandel steigt der Meeresspiegel an, es häufen sich Extremwetter-Ereignisse und damit auch Sturmfluten.

Der Kreis Pinneberg verfügt entlang der Elbe über 22 Kilometer Landesschutzdeiche

Dagegen schützen in erster Linie Deiche. Der Kreis Pinneberg verfügt entlang der Elbe über 22 Kilometer Landesschutzdeiche. Hinzu kommen die Sommerdeiche und die Deiche entlang Krückau und Pinnau. Doch Deiche können im Extremfall überspült werden oder auch brechen.

Ob die Deiche in Ordnung sind und ihre Aufgabe voraussichtlich erfüllen können, prüfen Ende Oktober wie jedes Jahr die Deichgrafen. Sie inspizieren gemeinsam mit Mitarbeitern des Kreises jeden Meter der Schutzwälle.

Im Herbst zu Beginn der Sturmflutsaison erfolgt die Kontrolle aller Deiche

Zu Fuß geht es an den Deichen von Krückau und Pinnau entlang, mit dem Auto am Landesschutzdeich der Elbe vom Krückausperrwerk bis nach Wedel. Bei den sogenannten Herbstdeichschauen wird kontrolliert, ob beispielsweise Disteln oder Nutria-Bauten die Funktion der Deiche schwächen könnten.

Im Kreis Pinneberg gibt es zwei Oberdeichgrafen und sechs Deichgrafen sowie noch einmal genau so viele Stellvertreter, die ehrenamtlich die Deiche bewachen. Oberdeichgrafen heißen die Leiter der sogenannten Wehrabschnitte.

Bei drohender Sturmflut werden die Deichgrafen und Oberdeichgrafen alarmiert

Davon gibt es im Kreis Pinneberg zwei: einmal den Seestermüher Wehrabschnitt zwischen Krückausperrwerk und Pinnausperrwerk und einmal den Haseldorfer Wehrabschnitt zwischen Pinnausperrwerk und Wedel. Der wiederum ist in vier Wachabschnitte eingeteilt.

Der Kreis gibt auf zahlreichen Veranstaltungen Tipps in Sachen Katastrophenschutz.
Der Kreis gibt auf zahlreichen Veranstaltungen Tipps in Sachen Katastrophenschutz. © Kreis Pinneberg | Kreis Pinneberg

Bei einer drohenden Sturmflut werden die Deichgrafen und Oberdeichgrafen sofort alarmiert. Gemeinsam mit Feuerwehrleuten laufen sie dann den Landesschutzdeich ab und kontrollieren, ob dort Schäden vorhanden sind. Zum Teil sind auch noch Deichläufer mit dabei. Die Feuerwehrleute stellen als Funker die Kommunikation sicher.

Aufgabe der Feuerwehr ist es, die Öffnungen in den Deichen zu verschließen

Zudem ist es Aufgabe der Feuerwehr, die sogenannten Stöpen zu schließen. Als Stöpen werden die Öffnungen im Deich bezeichnet, durch die Straßen und Wege führen.

Geschlossen werden die Stöpen mithilfe von Holz- oder Aluminiumbohlen und Sandsäcken. Im Kreis Pinneberg gibt es im Landesschutzdeich in Wedel eine Stöpe, weitere Stöpen befinden sich in den Krückau- und Pinnaudeichen sowie in der zweiten Deichlinie.

Land und Kreis geben Verhaltenstipps für den Notfall

Die Menschen im Kreis Pinneberg sollten das Risiko einer Sturmflut kennen und wissen, wie sie sich im Ernstfall verhalten. Das Land Schleswig-Holstein hat hierzu eine Broschüre mit dem Titel „Sturmflut – Wat geiht mi dat an“ veröffentlicht

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Ergänzend dazu gibt es vom Kreis Pinneberg eine Notfallbeilage. Die Broschüren stehen auch auf der Website https://sei-bereit.kreis-pinneberg.de zur Verfügung. Dort gibt es außerdem Tipps zur richtigen Vorsorge.

Im Ernstfall sollte ein Notfallrucksack gepackt werden

Im Fall einer Überflutung wird empfohlen, ein batteriebetriebenes Radio bereitzuhalten und es einschalten. Strom und Gas sollten abgestellt werden, eine Taschenlampe ist für den Notfall bereitzuhalten.

Außerdem wird das Packen eines Notfall-Rucksacks empfohlen. Dieser sollte persönliche Dokumente, Handy, warme Kleidung, Lebensmittel für ein bis zwei Tage, Trinkwasser, Wertsachen sowie Geld enthalten.

Für die Marsch gibt es bereits festgelegte Evakuierungsrouten

Wenn noch etwas Zeit bleibt, empfiehlt der Kreis, wertvolle Möbel sowie eventuell vorhandene Chemikalien, Farben und Kraftstoffe in höhere Stockwerke zu bringen und alle Türen abzudichten

Ein besonderes Risiko für Überflutungen besteht in den Marschlanden. Dort befinden sich deshalb auch vorgeplante Evakuierungs-Routen. Im Notfall halten Busse an den mit „Flut-Punkten“ gekennzeichneten Bus-Haltestellen entlang dieser Routen und bringen die dort lebenden Menschen in Sicherheit.