Pinneberg. Corona und Ukrainekrieg machten den Ehrenamtlichen zuletzt schwer zu schaffen. Es gab sogar ein Aufnahmestopp – nun wird gefeiert.

Sie versorgen die Ärmsten mit Lebensmittelspenden – die Mitarbeiter der Pinneberger Tafel. Pro Woche kommen bis zu 250 Leute zu den Ausgaben in der Kirche am Fahlt – Menschen in Grundsicherung, viele mit Migrationshintergrund, arme Rentner. Für einen Euro bekommen sie eine Tüte mit Lebensmitteln. Eigentlich kein Grund zu feiern, aber dann auch wieder schon. Denn die Tafel in Pinneberg wird 20 Jahre alt.

Den Ehrenamtlichen gebührt Dank für ihren Einsatz. Und so wird an diesem Sonnabend im Gemeindehaus der Kirche am Fahlt in Pinneberg mit Gästen wie der Bürgervorsteherin Natalina di Racca Boenigk, den Vorsitzenden des Tafel-Verbands Schleswig-Holstein, Frank Hilderbrandt und dem Gründer der Pinneberger Tafel, Pastor Harald Schmidt gefeiert.

Pinneberger Tafel verteilt seit 20 Jahren Essen an Arme

Gegründet wurde die Pinneberger Tafel 2003 von Harald Schmidt, Pastor der Lutherkirche, unterstützt von einigen ehrenamtlichen Helfern. Möglich wurde das Projekt durch die Zusammenarbeit der Luther-Kirchengemeinde mit dem Verein Berufliche Bildung im Deutschen Hausfrauenbund, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Jugendliche ohne Ausbildungsplatz zu einem besseren Start ins Berufsleben zu helfen. Durch die Mitarbeit bei der Tafel konnten die jungen Leute erste Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln.

Ein Lager in der Mühlenstraße wurde für die Ware angemietet, die mit einem klapprigen Kleintransporter, mit Privatwagen oder einem Lastenfahrrad in Supermärkten, Bäckereien oder auf dem Wochenmarkt eingesammelt wurde. Im Gemeindesaal der Lutherkirche am Kirchhofsweg fand eine Ausgabe pro Woche statt.

Tafel in Pinneberg: Vor 20 Jahren waren es nur 40 Bedürftige

Zunächst kamen zögerlich etwa 40 Bedürftige, um Lebensmittel abzuholen. Doch es sprach sich schnell herum. Die Kundenzahl wuchs und es wurde klar, dass eine zweite Ausgabe pro Woche nötig wurde. Von 2008 bis 2010 fand die Pinneberger Tafel vorübergehend in der katholischen Piuskirche in der Feldstraße ein zweites Domizil, bevor sie ins Gemeindehaus der Freien Kirche am Fahlt umzog.

Seit 2019 finden dort am Dienstag und am Donnerstag auch beide Ausgaben statt, die inzwischen von circa 300 Kunden wöchentlich genutzt werden.

Die Pinneberger Tafel hatte im Dezember 2022 von der Neuen GeWoGe einen Scheck über 3500 Euro und Lebensmittel erhalten. Mit Scheck: Brigitte Ehrich (l.) und Sandra Maader.
Die Pinneberger Tafel hatte im Dezember 2022 von der Neuen GeWoGe einen Scheck über 3500 Euro und Lebensmittel erhalten. Mit Scheck: Brigitte Ehrich (l.) und Sandra Maader. © Anne Dewitz

Pinneberger Tafel ist auf Spenden angewiesen

2016 beendete der Hausfrauenbund die Kooperation. Damit entfiel auch dessen finanzielle Unterstützung zum Beispiel für die Lagermiete und das Auto. Seitdem finanziert sich die Pinneberger Tafel ausschließlich durch Spenden und Kundenbeiträge.

Im selben Jahr gab Harald Schmidt den Vorsitz des Tafel-Vereins ab. Seine Nachfolgerin wurde Birgit Drechsler, die seit der Gründung schon dabei war. Das Wachstum der Tafel erforderte zunehmend auch technische Erneuerungen. Ein klimatisierter Kleinbus, von Mercedes gesponsert, wurde 2010 angeschafft. Die Buchhaltung und die Verwaltung der Kundendaten wurde digitalisiert.

Pandemie und Krieg brachten Pinneberger Tafel an seine Grenzen

In den letzten Jahren machten die weltweiten Krisen auch der Pinneberger Tafel zu schaffen. So musste während der Corona-Pandemie die Ausgabe mehrfach geschlossen werden. Und auch durch den Ansturm der Flüchtlinge aus der Ukraine gab es einige Probleme, sodass zeitweilig keine Neuaufnahmen möglich waren. Doch mit Hilfe von insgesamt 98 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnten die Schwierigkeiten gelöst werden und die Tafel versorgt weiter die Menschen, die es nötig haben.

Acht Tonnen Ware holt die Tafel wöchentlich ab. Das sind etwa 750 Kisten, die pro Woche transportiert werden müssen. Dafür fährt der Tafel-Bus wöchentlich (er ist an fünf Tagen die Woche unterwegs) circa 300 Kilometer. Die gespendeten Waren stammen von 29 Lebensmittelgeschäften, Drogeriemärkten und Bäckereien.