Elmshorn. Eine der größten Baumaschinen Deutschlands soll Elmshorns Boden bereinigen, damit der gewaltige Stadtumbau gelingt. Das sind die Pläne

Sie misst mehr als 28 Meter und wiegt rund 133 Tonnen: In Elmshorn hat eine der größten Baumaschinen, die auf deutschen Straßen fahren können, ihre Arbeit aufgenommen. Der Megabohrer namens „BG 39“ gibt damit den Startschuss der sichtbaren Arbeiten für den Stadtumbau in Elmshorn.

Mit dem „Großlochbohrgerät“ wird die Grundlage für den Rathausneubau, die Verlegung der Schauenburgerstraße und die Umgestaltung des Buttermarktes gelegt. Denn bevor mit dem ersten Arbeitsschritt, dem Kanalbau, begonnen werden kann, müssen die Hindernisse im Boden bereinigt werden.

Riesenbohrer gräbt in Elmshorn: Auftakt für den Stadtumbau

Der erste Schritt sei mit dem Abriss der alten Post, der Kremerhallen und des Sky-Marktes getan worden, sagt Morten Boysen, bei der Stadt verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nun beginne der für die Elmshornerinnen und Elmshorner sichtbare Teil der Bauarbeiten.

Mit einem Riesenbohrer werden Gründungspfähle aus dem Elmshorner Untergrund entfernt.
Mit einem Riesenbohrer werden Gründungspfähle aus dem Elmshorner Untergrund entfernt. © Stadt Elmshorn

„Im Bereich der Schauenburgerstraße und Vormstegen befinden sich noch Überreste der alten Post, einer Tankstelle und des Gasometers im Boden. Die Arbeiten sind sozusagen eine kleine Zeitreise in die Geschichte Elmshorns“, sagt Boysen. Die Gründungspfähle der Bauten müssen für den Kanalbau entfernt werden.

Elmshorn: Bereinigung des Bodens kostet 3,9 Millionen Euro

Die Bereinigung des Bodens soll im November dieses Jahres schon abgeschlossen sein und kostet rund 3,9 Millionen Euro. Weil es sich hierbei um eine förderfähige Maßnahme handelt, werden die Kosten zu je einem Drittel von Stadt, Land und Bund getragen.

Die Pfähle werden mithilfe des Megabohrers punktuell entfernt. Das Spezialgerät ermöglicht es, dass die Arbeiten mit einer minimalen Öffnung des Bodens und entsprechend wenig Aushub erfolgen können.

Im Elmshorner Zentrum schlummern giftige Altlasten im Boden

Das ist insofern wichtig, als dass es sich bei diesem Bereich der Elmshorner Innenstadt um eine Altlastenverdachtsfläche handelt. Denn im Boden schlummern Giftstoffe, möglicherweise Milzbranderreger, unter anderem von einer dort früher ansässigen Lederfabrik.

Mit einem speziellen Verfahren soll deshalb der Boden für die Kanalarbeiten vorbereitet werden. Der Bohrer zerstört beim Bohren die Pfähle bis in eine Tiefe von vier Metern, der Boden wird herausgezogen und das Loch anschließend sofort wieder mit sauberem Kies verfüllt.

Arbeiter müssen auf der Baustelle eine persönliche Schutzausrüstung tragen

Der feuchte Bodenaushub wird in speziellen Zelten getrocknet, dann in Fässer gefüllt, abtransportiert und in einer speziellen Anlage verbrannt. Alles, um eine möglichst geringe Staubentwicklung zu gewährleisten. Die 20 auf der Baustelle beschäftigten Arbeiter tragen zudem Schutzausrüstung.

Außerdem wird auf der Baustelle ein sogenannter Schwarzbereich eingerichtet, um dafür zu sorgen, dass keine Schadstoffe nach Außen gelangen. Auch die Fahrzeuge und die Luft werden entsprechend gereinigt. Die beiden beteiligten Unternehmen der Bauer Gruppe seien erfahren in derlei Arbeiten, sagt Boysen.

Elmshorner sind eingeladen, einen Blick auf die Baustelle zu werfen

Vor den Augen der Elmshornerinnen und Elmshorner soll die Baustelle übrigens bewusst nicht versteckt werden. Immerhin wird über Jahre hinweg in der Innenstadt gebaut. „Das passiert alles sehr öffentlich“, sagt Boysen. „Die Arbeiten sollen sichtbar sein.“

Dafür dürfte der Riesenbohrer schon mal hilfreich sein. Aber auch darüber hinaus können Passantinnen und Passanten viel erfahren: Die Pläne für das Areal können am Bauzaun studiert werden, Gucklöcher sollen dazu einladen, einen Blick auf die Baustelle zu werden – mit entsprechendem Sicherheitsabstand.

Kanalarbeiten sind erster Schritt für Stadtumbau – Abschluss 2024

Die Kanalarbeiten sollen schon im Oktober starten und planmäßig etwa ein Jahr bis Oktober 2024 andauern. Die Kanäle müssen von der jetzigen Schauenburgerstraße, die bereits für den Verkehr gesperrt ist, in Richtung Norden verlegt werden, um Platz für das neue Rathaus zu schaffen.

Der Siegerentwurf für das neue Elmshorner Rathaus. Rund 43 Millionen Euro soll das Projekt kosten.
Der Siegerentwurf für das neue Elmshorner Rathaus. Rund 43 Millionen Euro soll das Projekt kosten. © HA | Winking Froh Architekten

Die Straßenverlegung ist der nächste Schritt, allerdings wird die Schauenburgerstraße künftig vor allem eine Zufahrt zum Rathaus werden und ist nicht mehr für den Durchgangsverkehr freigegeben. Der soll dann über noch fehlenden Planstraßen A und B laufen. Der Probstendamm wird für den Anlieger- und Busverkehr freigegeben und verkehrsberuhigt.

43 Millionen Euro: Elmshorns Rathausneubau soll Anfang 2024 starten

Der Rathausneubau soll Anfang 2024 starten. Rund 43 Millionen Euro fließen in das Megaprojekt. Ein Streitpunkt, der aus Planungssicht zwar bereits entschieden ist, aber dennoch für Diskussionen sorgt, ist die künftige Fahrradgarage für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses.

Diese soll in einem alten Gebäude der Firma Johann Meyer entstehen. Die Sanierung des Gebäudes und die Einrichtung von Fahrradstellplätzen sind beschlossen worden. Doch einige, allen voran die Elmshorner CDU ,machen sich für den Abriss des heruntergekommenen Gebäudes stark.

Elmshorner Buttermarkt soll zu einem zentralen Aufenthaltsort werden

Das neue Rathaus soll mit dem neugestalteten Buttermarkt ein ansprechendes Umfeld bekommen. Der Marktplatz soll auch nach dem Umbau wieder als solcher herhalten, aber eben auch zu einem zentralen Aufenthaltsort in der Elmshorner City werden.

So Soll der Elmshorner Buttermarkt nach dem Umbau aussehen. Ganz rechts im Hintergrund das ehemalige Kibek-Gebäude, vorn das Haus der Technik, dann das neue Rathaus und in der Mitte des Platzes die historische Markthalle.
So Soll der Elmshorner Buttermarkt nach dem Umbau aussehen. Ganz rechts im Hintergrund das ehemalige Kibek-Gebäude, vorn das Haus der Technik, dann das neue Rathaus und in der Mitte des Platzes die historische Markthalle. © gammagraph | Fabian Gavrilescu

Der Buttermarkt soll deutlich schmaler und länger werden, die historische Markthalle bleibt erhalten. Statt über Asphalt sollen die Elmshornerinnen und Elmshorner über blau-braunes Klinkerpflaster flanieren. Von der Berliner Straße bis zum Hafen soll sich der neue Platz künftig erstrecken.

Markthalle und Knechtsche Hallen zeugen von der Geschichte der Stadt

Mit Sitzgelegenheiten, einer Promenade, reichlich Fahrradstellplätzen und viel Grün soll die Attraktivität des Platzes gesteigert werden. Auch wenn sich die Bauarbeiten über rund sechs Jahre hinziehen werden – danach wird die Elmshorner Innenstadt nicht mehr wiederzuerkennen sein.

So sieht der Buttermarkt jetzt aus – oder sah, denn die Arbeiten für den Stadtumbau haben bereits begonnen.
So sieht der Buttermarkt jetzt aus – oder sah, denn die Arbeiten für den Stadtumbau haben bereits begonnen. © Stadt Elmshorn | Christine Rudolf

Einzig die historischen Gebäude wie die Markthalle und die Knechtschen Hallen werden dann von der Geschichte der Stadt zeugen. Denn: Auch für Bahnhof und Hafen gibt es Pläne. Bis die in die Tat umgesetzt werden, dürfte es aber noch dauern.

Elmshorn: 2024 soll auch der Umbau der Berliner Straße starten

2024 soll allerdings noch mit einem weiteren Mega-Projekt begonnen werden, dem Umbau der Berliner Straße. Die soll breiter und künftig in beide Richtungen befahrbar werden, außerdem sind Parkplätze und Grünflächen geplant. Auch dieses Projekt ist nicht unumstritten, wurde vor allem von den Grünen kritisiert.

Klar ist schon jetzt: Die Elmshorner Innenstadt wird für Jahre zur Baustelle. Auch wenn die Stadt wie bei der Bodenbereinigung versucht, die Einschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten. So wurden beispielsweise Teile des Buttermarktes und des Sky-Areals wieder zum Parken freigegeben.

Elmshorner Wochenmarkt muss für Jahre an den Hafen ziehen

Nur der Wochenmarkt muss für Jahre ans Südufer des Hafens umziehen. Dort wurde eine Fläche Asphaltiert, außerdem Anschlüsse für die Marktstände geschaffen. An den Marktzeiten (mittwochs von 7 bis 12 Uhr und sonnabends von 7 bis 13 Uhr) ändert sich nichts.

Die Händler aus der Markthalle bekommen spezielle Verkaufscontainer, außerdem werden mobile Toiletten aufgestellt. „Auch am neuen Standort werden die Kunden den gewohnten Angebotsumfang zu den gewohnten Marktzeiten vorfinden“, sagt Baustadtrat Lars Bredemeier.