Quickborn. Warum der beliebte NDR-Moderator (79) aus Quickborn seine Fahrtauglichkeit nachweisen muss.

Seit Jahrzehnten gehört der in Quickborn lebende Carlo von Tiedemann praktisch zum öffentlichen Leben. Jetzt kämpft der beliebte Moderator um seine private und berufliche Zukunft: Mit 79 Jahren droht ihm der Verlust des Führerscheins, außerdem ist noch unklar, ob und wie es mit ihm beim NDR-Radiosender 90,3 weitergeht.

Seit mehr als 50 Jahren ist Carlo von Tiedemann ein gerngesehener Gast in den Wohnzimmern der Nation: Als TV- und Rundfunkmoderator hat der gelernte Journalist, der von 1969 bis 1971 zur ersten Redaktionstruppe der Abendblatt-Regionalausgabe Norderstedt gehörte, Geschichte geschrieben – Carlo war auf vielen Kanälen und Sendern präsent. In jüngster Zeit aber musste er sich zwangsweise rar machen: Eine Herz-OP im Februar setzte ihn wochenlang außer Gefecht, an den Nachwirkungen hat er bis heute zu leiden.

Carlo von Tiedemann: Amt will seinen Führerschein kassieren

Schlagzeilen macht der Moderator, der von vielen schlicht Carlo genannt wird, in diesen Tagen, weil ihm der Verlust des Führerscheins droht: Aufgrund eines Unfalls im Januar muss er jetzt ein ärztliches Attest beim Amt einreichen, das bestätigt, dass er fahrtauglich ist. Andernfalls wird er um seinen Führerschein bangen müssen. Der Fachdienst Straßenverkehr des Kreises Pinneberg fordert von ihm eine „Überprüfung der Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen“.

Was ist passiert? Es geht um einen Unfall, den Carlo von Tiedemann im Januar in Quickborn verursacht hat: Mit seinem Cupra Formentor ist er bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h ungebremst auf einen am Straßenrand parkenden Pkw geprallt. Totalschaden an seinem Fahrzeug, ein eher geringfügiger Schaden am anderen.

Carlo von Tiedemann liest Weihnachtsgeschichten vor Besuchern der Tagesaufenthaltsstätte (TAS) am Lütjenmoor in Norderstedt.
Carlo von Tiedemann liest Weihnachtsgeschichten vor Besuchern der Tagesaufenthaltsstätte (TAS) am Lütjenmoor in Norderstedt. © Bianca Bödeker

Quickborn: Unfall, weil Carlo sich nach einem Kugelschreiber gebückt hat

Warum das passiert ist, erklärt Carlo von Tiedemann so: „Ich war von der Sonne geblendet und ein Kugelschreiber ist mir heruntergefallen; ich wollte ihn aufheben und habe dabei den Wagen leicht verrissen.“ Als die Polizei eintraf, habe ein Passant diese Bemerkung gemacht: „Der ist ja schon 100.“ Gemeint war Carlo von Tiedemann, der sich bei dem Unfall leicht verletzte und zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht wurde.

Für die Polizei war diese Bemerkung, so vermutet der Moderator, abgesehen vom Unfallhergang Anlass für eine Eingabe beim Fachdienst Straßenverkehr in der Elmshorner Kreisverwaltung. Jetzt muss der prominente Quickborner nachweisen, dass er noch fahrtauglich ist. Sein Führerschein wurde 1962 ausgestellt.

Der Arzt bescheinigt die Fahrtauglichkeit, jetzt muss der Anwalt alles regeln

Carlo von Tiedemann ist zuversichtlich: Er hat sich von seinem Arzt durchchecken lassen und zumindest von ihm die Bescheinigung bekommen, dass mit ihm alles in Ordnung ist. „Ich kann noch Autofahren“, sagt von Tiedemann, der allerdings nicht weiß, wie die Fachbehörde reagiert: Er hat die Angelegenheit seinem ADAC-Anwalt übergeben, der das weitere Vorgehen mit der Behörde regelt.

Sollte dem 79-Jährigen die Fahrerlaubnis aberkannt werden, hat er im wahrsten Sinne des Wortes schlechte Karten. Denn nach überstandener Herz-OP will er wieder stärker in seinen Beruf einsteigen. Zurzeit arbeitet er eingeschränkt: Sein Stamm-Sender NDR 90,3, mit dem er noch einen Moderationsvertrag bis 2025 hat, setzt ihn nur einmal in der Woche ein. „Sonnabends bin ich dabei“, sagt Carlo von Tiedemann, der vor seiner Herz-OP montags bis freitags täglich auf Sendung war.

Alida Gundlach und Carlo von Tiedemann moderierten die Aktuelle Schaubude gemeinsam 1976 und 1977, später von 1987 bis 1988.
Alida Gundlach und Carlo von Tiedemann moderierten die Aktuelle Schaubude gemeinsam 1976 und 1977, später von 1987 bis 1988. © imago stock&people

Seinen Vertrag beim Sender 90,3 will Carlo von Tiedemann erfüllen

Nach 53 Berufsjahren als Moderator will er nicht aufgeben: „Meinen Vertrag werde ich erfüllen.“ Zumal es nach der Herz-OP wieder aufwärts geht: Den Rollator kann Carlo inzwischen stehen lassen. Aber kann es danach noch weitergehen? „Tendenz nein“, sagt der Populäre Rundfunk- und TV-Mann, der vor allem durch seine Tätigkeit bei der „Aktuellen Schaubude“, für die er mit Unterbrechungen von 1976 bis 2004 tätig war, bekannt geworden ist.

Aber auch überregional war er eine große Nummer: „Show & Co. mit Carlo“ war von 1984 bis 1986 eine populäre 90-minütige Musikshow beim ZDF. Während all der Jahre war er zusätzlich als Moderator bei NDR 2 und später bei 90,3 tätig. In fünf Jahrzehnten als TV- und Radio-Moderator ist Carlo von Tiedemann eine Institution und eine Person des öffentlichen Lebens geworden.

Für jeden Spaß zu haben: 2019 besuchte EX-Abendblatt-Reporter Carlo von Tiedemann die Redaktion in Norderstedt.
Für jeden Spaß zu haben: 2019 besuchte EX-Abendblatt-Reporter Carlo von Tiedemann die Redaktion in Norderstedt. © Andreas Burgmayer

Hohe Auszeichnung durch den Bundespräsidenten für ehrenamtliches Engagement

Diesem Bekanntheitsgrad hat er es auch zu verdanken, dass er neben seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit auch auf anderen Gebieten eingesetzt wurde. Er war und ist immer noch gerngesehener Gast in Talkshows, er moderiert bis heute Shows auf allen Ebenen und engagiert sich ehrenamtlich.

Zum Beispiel für die Tagesaufenthaltsstätte (TAS) am Lütjenmoor in Norderstedt, die er seit 2007 ideell, finanziell und auch ganz praktisch unterstützt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete Carlo von Tiedemann für dieses Engagement vor drei Jahren mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus.

In Therapiezentren tritt Carlo für „ein Ei und ein Butterbrot“ auf

Aus seinem bunten Leben als Mann aus dem Show-Business will Carlo von Tiedemann auch in Zukunft berichten – wenn auch in einem etwas bescheideneren Rahmen. Zum Beispiel vor Patienten in Therapieeinrichtungen, denen er auf diese Weise etwas Abwechslung und Zerstreuung bieten will. „Ich erzähle in solchen Einrichtungen aus meinen Leben – und zwar immer vor Leuten, die nicht mehr mobil sind, denen es aber Spaß macht, dem alten Knallkopp Tiedemann zuzuhören.“ Vor einer Woche war er in Barsbüttel, im August folgt der nächste Termin in Reinbek.

Sein Agent Fritz Töpfer aus Münster bescheinigt Carlo von Tiedemann eine „sehr soziale Ader“. Gut 30 Termine dieser Art habe er im vergangenen Jahr absolviert, und auch in diesem Jahr sei er sehr gut gebucht. „Manchmal tritt er da umsonst auf, manchmal bekommt er 100 Euro Fahrkosten.“ Carlo von Tiedemann drückt es so aus: „Das mache ich für ein Ei und ein Butterbrot.“

Weitere Termine folgen in der Weihnachtszeit: Dann liest Carlo von Tiedemann vor alten Menschen die Weihnachtsgeschichte.