Kreis Pinneberg. Erst seit vier Monaten ist Steffen Paar Propst des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Warum die Kirche nun beim CSD präsent ist.

Die Themen liegen auf der Straße, da ist es gut, auch auf die Straße zu gehen, lautet ein Credo von Steffen Paar. Seit vier Monaten ist der 43-Jährige neuer Propst des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Und er hat ein schweres Erbe angetreten.

Sein Vorgänger Propst Bergemann war im vorigen Jahr zurückgetreten, nachdem es ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Verwaltungsleiter gegeben hatte wegen Untreue im Amt (das Abendblatt berichtete).

Kirchenkreis: Einmal „Queer durchs Kaff“ – erster Christopher Street Day geplant

Obwohl seine Position nun viel Verwaltungsarbeit bedeutet, will Steffen Paar mit den Menschen in Kontakt bleiben, andere Akzente setzen. Das ist allerdings auch eine echte Herausforderung. Vorher war er Pastor in der Gemeinde Sülfeld im Kreis Segeberg, jetzt beackert er Gebiete, in denen er sich bisher nicht auskannte.

„Ich fühle mich ein bisschen wie ein Azubi. Ich muss mich um Finanzierungen kümmern, Stellenpläne erarbeiten, Kitaplanung vorantreiben“, erzählt er. Und lobt auch gleich seinen Kollegen, Propst Thielko Stadtland: „Wir haben ein ganz tolles Verhältnis, er hilft mir sehr.“

Neue Arbeitsstelle sei nicht nur „vergnügungssteuerpflichtig“

Allerdings hat er auch festgestellt, dass die Herausforderungen in der Kirche groß sind. Es gebe nicht die eine Lösung und erst recht keine gerechte. Es gebe weniger Geld, Stellen könnten nicht wiederbesetzt werden, es müsse ein Sparkonzept erarbeitet werden. „Diese Herausforderungen sind alle nicht vergnügungssteuerpflichtig. Von daher ist die Aufgabe als Propst eine Zumutung und muss auch eine Zumutung sein“, so Paar.

Wenn das Wetter gut ist, setzt sich Steffen Paar gern auch mal mit seinem Laptop nach draußen, arbeitet vor der Haustür.
Wenn das Wetter gut ist, setzt sich Steffen Paar gern auch mal mit seinem Laptop nach draußen, arbeitet vor der Haustür. © Archiv

Es sei ganz, ganz viel Arbeit, damit habe er so nicht gerechnet. Aber es macht ihm sehr viel Spaß. Er fährt viel Fahrrad, einerseits aus ökologischen Überlegungen, aber auch, um die Gegend zu erkunden.

Der Wind im Norden? Kommt immer von vorn

„Der Wind kommt allerdings immer von vorn“, musste er feststellen. Die Menschen in und um Itzehoe, wo er jetzt im Propstenhaus lebt, haben es dem Mann aus dem Schwarzwald angetan. Sie begegneten ihm mit ganz viel Freude und Vertrauen, er erlebe viel Interesse und Vertrauen.

Er war schon beim Kreisbauernverband, bei der Feuerwehr, der konstituierenden Sitzung des Kreistages im Kreis Steinburg, im Krankenhaus, bei den Müllwerkern, bei Pflegenden, hat sich als neuer Propst vorgestellt. Überall hat Paar Leute kennengelernt, die die Gesellschaft zusammenhalten.

Propst Paar ist Schirmherr des ersten Christopher Street Days in Kellinghusen

„Es ist ein Geschenk, dass die Menschen mich reingucken lassen in ihre Arbeit, ihre Gremien. Ich fühle mich saumäßig wohl hier. Mein Mann und ich leben gefühlt schon Jahre in dieser Gegend.“ Moment mal, sein Mann?

Ja, auch das ist Steffen Paar. Er ist verheiratet mit einem Mann, der vier Kinder mit in die Ehe gebracht hat. Das Leben ist eben bunt. Und zum Einstieg ist der neue Propst dann auch gleich mal Schirmherr des ersten Christopher Street Days in Kellinghusen.

„Queer durchs Kaff“ – der CSD startet an diesem Sonnabend

Unter dem Motto „Queer durchs Kaff“ startet der CSD an diesem Sonnabend, 1. Juli, um 14 Uhr am Bürgerhaus mit einer kurzen Eröffnung durch Steffen Paar. Der CSD mit Straßenfest, Infoständen und Musik ist ein Angebot an alle Menschen. Paar sagt dazu: „Ich möchte Gott ein Gesicht geben, und die Bürgerinnen und Bürger sollen merken, es weht jetzt ein anderer Geist. Ich bin gern ein Kirchenmensch.“

Außerdem lebten queere Menschen nicht nur in großen Städten, sondern eben auch auf dem Dorf. Propst Paar stellt klar, dass Homophobie, Rassismus und Frauenfeindlichkeit bei ihm keinen Ort haben. Deshalb muss und darf Kirche auch beim CSD präsent sein.

Kirchenkreis: Propst hat Bauwagen zu Mini-Kirche umbauen lassen

Und nicht nur dort. Wenn die Leute nicht in die Kirche gehen, kommt die Kirche eben zu ihnen. Von Kollegen aus Elmshorn hat sich der Propst einen Bauwagen, einen sogenannten Schäferwagen ausgeliehen.

Die kleine Schäferkirche hat sich Propst Steffen Paar von den Kollegen aus Elmshorn ausgeliehen und während des Abendmarktes in Itzehoe gemeinsam mit Interessierten gebetet.
Die kleine Schäferkirche hat sich Propst Steffen Paar von den Kollegen aus Elmshorn ausgeliehen und während des Abendmarktes in Itzehoe gemeinsam mit Interessierten gebetet. © Archiv

Den haben die Elmshorner zu einer kleinen Kirche umgebaut, und Steffen Paar hat sich damit auf den Abendmarkt in Itzehoe gestellt, Menschen gesegnet, es wurde miteinander gebetet, und der Propst konnte erfahren, wie die Bürger auf Kirche und auf ihn reagieren. Das nächste Mal kommt die kleine Schäferkirche am 3. August in die Itzehoer Innenstadt.

Das Backen hat der neue Propst von seiner Oma gelernt. Das hat für etwas total Meditatives und Entspannendes.
Das Backen hat der neue Propst von seiner Oma gelernt. Das hat für etwas total Meditatives und Entspannendes. © Archiv

Auch ein Propst muss sich von harter Arbeit erholen. Das kann Steffen Paar am besten bei Streifzügen mit dem Fahrrad durch die Umgebung, beim Musikmachen, wenn er abends nach Hause kommt, und beim Backen. „Das Backen habe ich von meiner Oma gelernt. Das hat für mich etwas Meditatives, ist total entspannend“, schwärmt er. Was Musik angeht, hat er ein Faible für die Klassik, spielt Klavier, Orgel und Horn. „Manchmal auch ein bisschen Jazz. Aber das kann ich nicht so gut.“

In den Sommerferien gönnt sich Steffen Paar eine kleine Auszeit. Er fährt mit seinem Mann Christoph, dessen einer Tochter und natürlich der Welsh-Terrier-Hündin Schoko zwei Wochen nach Südtirol.