Kreis Pinneberg. 1200 Babys kommen im Jahr in der Pinneberger Klinik zur Welt. Eine Hebamme erzählt – und spricht über das umstrittene Thema Hausgeburt.

Sie ist seit etwa zehn Jahren ausgebildete Hebamme und seit einem Jahr die leitende Hebamme bei den Regio Kliniken. Mit ihrem Team von 22 ausgebildeten Hebammen sorgt Annika Frenzel quasi für den Nachwuchs des Kreises Pinneberg. Rund 1200 junge Menschen bringen sie in der Pinneberger Geburtsklinik zur Welt.

Hausgeburten wie jüngst in Quickborn (wir berichteten) seien inzwischen extrem selten, sagt die erfahrene Hebamme. Das betrifft heutzutage nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur noch etwa 1,5 Prozent der rund 800.000 Geburten (2021) in Deutschland.

Regio Klinik Pinneberg: Hier ist auch eine „Geburt to go“

Das wären also bundesweit noch etwa 12.000 Hausgeburten im Jahr. Bei insgesamt 2828 Neugeborenen im Jahr 2021 im Kreis Pinneberg sind das kreisweit 42, in Elmshorn sieben und in Quickborn drei Kinder, die zu Hause geboren werden.

Annika Frenzel sagt: „Es ist gut, dass jede Frau und werdende Mutter das Recht hat, den Geburtsort ihres Kindes frei zu wählen.“ Das solle auch jede Frau mit ihrem Partner selbst entscheiden.

Geburtsklinik hat Notfallversorgung mit allen Professionen im Haus

Eine Klinik mit ihrer medizinischen Rund-um-Versorgung biete allerdings die Sicherheit, dass Mutter und Kind sofort versorgt werden könnten, falls Komplikationen auftreten sollten. „Wir haben die Notfallversorgung mit allen Professionen direkt im Haus, auf die wir dann schnell zurückgreifen können.“

Annika Frenzel, leitende Hebamme in der Geburtsklinik im Regio-Klinikum Pinneberg: Es ist gut, dass Frauen den Geburtsort ihrer Kinder selbst bestimmen können.
Annika Frenzel, leitende Hebamme in der Geburtsklinik im Regio-Klinikum Pinneberg: Es ist gut, dass Frauen den Geburtsort ihrer Kinder selbst bestimmen können. © Regio Kliniken

Wenn Mutter und Kind im Bauch gesund und wohlauf seien, spreche grundsätzlich nichts gegen eine Geburt in den eigenen vier Wänden. Wenn allerdings Risikofaktoren vorlägen, es Auffälligkeiten in der Schwangerschaften gegeben habe, die Plazenta gestört sei, das Kind sich in einer Beckenendphase befinde oder sich Kontraindikationen aus der Anamnese der werdenden Mutter ergäben, sei von einer Hausgeburt abzuraten. „Wichtig ist, dass sich die schwangere Frau vorher eingehend über mögliche Risiken informiert.“

Sogar eine Art „Geburt to go“ sei in der Pinneberger Geburtsklinik möglich. „Es gibt Geburten, wo die Mutter mit ihrem Baby vier Stunden nach der Geburt nach Hause ins Wochenbett entlassen wird“, sagt Annika Frenzel. „Dieser Mix an Möglichkeiten, den wir hier bieten, ist einfach schön.“

Pinneberger Geburtsklinik: vier Kreißsäle auf dem neusten Stand

Die Pinneberger Geburtsklinik gilt ohnehin als „babyfreundlich“. Das attestiert ein unabhängiges Institut seit etwa zehn Jahren dem Pinneberger Krankenhaus regelmäßig alle zwei Jahre. Die vier Kreißsäle sind alle auf den neuesten Stand modernisiert, mit Bädern ausgestattet und beinahe familiär eingerichtet. Hier fühlten sich die Frauen wohl und könnten sich in aller Ruhe auf das Ereignis vorbereiten, sagt die leitende Hebamme Frenzel.

Jede werdende Mutter werde von ihrer Hebamme im Eins-zu-Eins-Verhältnis betreut. Wenn das Kind geboren sei, blieben die Eltern oft zusammen mit dem Neugeborenen in einem Familienzimmer, das wie ein Hotelzimmer eingerichtet sei.

Besonders wichtig nach der Geburt: direkter Körperkontakt von Mutter und Kind

„Wir legen sehr großen Wert auf das Bonding“, sagt die leitende Hebamme und meint damit den direkten Körperkontakt von Mutter und Kind. Das führe zu vermehrter Hormonausschüttung und rege die Milchbildung in der Mutterbrust ebenso an wie den Saugreflex bei den Babys.

So sieht einer der vier modernen Kreißsäle in der Pinneberger Geburtsklinik im Regio Klinikum aus. 
So sieht einer der vier modernen Kreißsäle in der Pinneberger Geburtsklinik im Regio Klinikum aus.  © Regio Kliniken

Viele werdende Mütter fürchten die Schmerzen bei den Wehen. Auch dafür schafft das Team der leitenden Hebamme in der Pinneberger Geburtsklinik professionelle Abhilfe. Sie erhielten je nach Wunsch leichte und stärkere Schmerzmittel. Auch Akupunktur und homöopathische Mittel würden verabreicht.

Mehrzahl der Schwangeren wählt PDA

Die Mehrzahl der Frauen wähle die Periduralanästhesie (PDA), erklärt Annika Frenzel. Dabei werden über einen kleinen Schlauch (Katheter) Medikamente in den sogenannten Periduralraum der Lendenwirbelsäule geleitet, um die Weiterleitung der Schmerzsignale vom Rückenmark zum Gehirn zu unterbinden.

Regio Kliniken Pinneberg: Partner sind bei der Geburt meistens dabei

Bei der Geburt habe der Partner oder die Begleitperson der schwangeren Frau auch eine wichtige Rolle zu erfüllen, erklärt die leitende Hebamme. Diese seien auch bei den Geburten in Pinneberg meist dabei, sagt sie. „Manchmal reicht es aus, dass der werdende Vater oder Partner einfach da ist.“

Er oder sie sorge sich darum, dass sich die Frau wohlfühlt, dass sie warm liegt, der Raum gut belüftet ist. „Und er kümmert sich um die Getränke“, sagt Annika Frenzel.