Kreis Pinneberg/Appen. Luftwaffe zeigt in einer Ausstellung zum 35-jährigen Bestehen, wie sich die Kaserne entwickelt hat – und wo es künftig hingehen soll.

Mit einer umfassenden Ausstellung über die regionale Geschichte und die enge Einbettung in die Zivilgesellschaft feiert die Unteroffiziersschule der Luftwaffe in Appen in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen. Die Ausstellung in der Jürgen-Schumann-Kaserne wird öffentlich zugänglich sein.

Die Schau soll die Entwicklung der Unteroffizierschule aufzeigen, die am 1. Juli 1988 in der damaligen Marseille-Kaserne in Appen eingerichtet wurde. Nach der Schließung der Eggerstedt-Kaserne in Pinneberg vor 20 Jahren ist dort die gesamte Ausbildung der Feldwebel und Unteroffiziere der Luftwaffe bundesweit zentralisiert worden.

Bundeswehr: Unteroffiziersschule in Appen – so hat sich die Ausbildung verändert

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 10. März, quasi als letzte Amtshandlung von Oberst Thomas Berger (59), der als 13. Schulkommandeur Ende März Appen in Richtung Koblenz verlassen wird, wo er dem Führungszentrum der Luftwaffe beitreten wird. Dort trifft Oberst Berger auf einen seiner Vorgänger.

Das 220-köpfige Führungszentrum leitet seit November Markus Kurczyk, der inzwischen zum Generalmajor befördert wurde und 2015/16 eineinhalb Jahre hier Schulkommandeur der Jürgen-Schumann-Kaserne war, wie sie seit der Umbenennung im Jahr 2021 heißt.

Oberst Thomas Berger an der Ahnengalerie der Schulkommandeure – der erste war 1988 General Hermann Hambach.
Oberst Thomas Berger an der Ahnengalerie der Schulkommandeure – der erste war 1988 General Hermann Hambach. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Luftwaffen-Inspekteur Generalleutnant Ingo Gerhartz, der bereits die Kasernen-Umbenennung mit der Witwe des 1977 ermordeten „Landshut“-Piloten Schumann vornahm, wird als oberste militärische Führungskraft der Luftwaffe die Ausstellung eröffnen, kündigt Oberst Berger an. Dazu seien einige seiner zwölf Amtsvorgänger eingeladen.

Jürgen-Schumann-Kaserne in Appen: Endlich wieder Salvatorabend

Am Abend des 10. März werde erstmals seit vier Jahren wieder der gesellige Salvatorabend veranstaltet, der wegen der Corona-Pandemie dreimal ausgefallen war. Dieser traditionelle Bierfassanstich ist sogar älter als die Unteroffizierschule.

Der Salvatorabend wird bereits seit 1965 gepflegt, um den Bundeswehr-Standort enger mit der Zivilgesellschaft in den Umlandgemeinden zu verknüpfen. Seit Ende der 90er-Jahre sind auch weibliche Gäste willkommen. Auch diese Entwicklung werde die Ausstellung im alten Offiziersheim thematisieren.

Die Jubiläums-Ausstellung steht unter dem Motto: „#Rührt euch“. Oberst Thomas Berger (links) und Oberstabsfeldwebel Michael Schmidt.
Die Jubiläums-Ausstellung steht unter dem Motto: „#Rührt euch“. Oberst Thomas Berger (links) und Oberstabsfeldwebel Michael Schmidt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Sie läuft unter dem Motto „#Rührt euch“, dem militärischen Kommando, loszulegen, kündigt Oberst Berger an. „Es geht dabei vor allem auch um die Menschen, die wir hier ausbilden.“ Dies sind pro Jahr etwa 7000 Unteroffiziere und Feldwebel, etwa 1000 davon seien Frauen.

Bundeswehr: Ausbildung hat sich über Jahrzehnte geändert

Wie sich die Ausbildung im Laufe der Jahrzehnte verändert habe, werde ebenfalls ausführlich dargestellt. Dies geschehe heute mit modernster digitaler Technik im Lehrsaalgebäude in der Form eines Flugzeuges, das 1994 mit seinen 43 Hörsälen eingeweiht wurde.

Dieses Schulungsgebäude ist vor einem Jahr nach Karl Laabs benannt worden, der als Kreisbaurat in Oberschlesien im zweiten Weltkrieg in geradezu heldenhafter Weise mehr als 100 polnische Juden vor dem sicheren Tod bewahrte.

Wie die Unteroffiziere heute bei der Bundeswehr ausgebildet werden

Die militärische Ausbildung der Unteroffiziere in Appen sei inzwischen an die politische Großwetterlage angepasst worden, sagte Oberst Berger. Die Bundeswehrsoldaten würden hier nicht mehr nur auf internationale Kriseneinsätze wie in Afghanistan, Kosovo oder Mali vorbereitet, die meist Monate im Voraus geplant werden könnten. Auch die „Kaltstart-Fähigkeiten“ der Soldaten, die sofortige Einsätze im Verteidigungs- oder Bündnisfall nötig machten, würden seit der Krim-Krise im Jahr 2014 eingehend trainiert.

Aber auch an die vielen zivilen Hilfseinsätze der in Appen stationierten Soldaten soll die Ausstellung erinnern. So halfen sie 1962 und 1976 das Hochwasser an der Elbe einzugrenzen. Gut 200 Soldaten haben in den vergangenen beiden Jahren in den Corona-Impfzentren und in der Kreisverwaltung ausgeholfen, um Infektionsketten nachzuverfolgen.

Luftwaffe unterhält enge Verbindungen in die Orte Appen und Uetersen

Es gibt zudem enge Verbindungen der Unteroffizierschule mit der Standortgemeinde Appen und der Stadt Uetersen, die mit der Schule vor 26 Jahren auf dem Gelände des früheren Fliegerhorsts Uetersen eine Patenschaft eingegangen ist.

Große Plakate und Wandbilder zeigen in der Ausstellung im alten Offiziersheim die Entwicklung der Unteroffizierschule der Luftwaffe.
Große Plakate und Wandbilder zeigen in der Ausstellung im alten Offiziersheim die Entwicklung der Unteroffizierschule der Luftwaffe. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Unter dem Stammpersonal mit seinen 417 Beschäftigten seien auch 75 zivile Mitarbeitende, erklärt Oberst Berger. Insofern sei die Unteroffizierschule gut in die Zivilgesellschaft der Umgebung eingebunden. Im Februar würden auch wieder die „Appener Gespräche“ starten, die wegen Corona ausgesetzt waren.

Appen: CDU-Ex-Staatssekretär Peter Tauber kommt in die Kaserne

Am Montag, 13. Februar, wird der ehemalige parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Ex-CDU-Generalsekretär Peter Tauber in Appen sein Buch „Mut“ vorstellen. „Das freut mich sehr“, sagt Oberst Berger. Im Vierteljahres-Rhythmus würden weitere Vorträge folgen.

Die Ausstellung zum 35-jährigen Bestehen wird etwa zwei Jahre lang in Appen zu sehen sein, kündigt Oberstabsfeldwebel Michael Schmidt an. Jeden Donnerstagnachmittag könnte sie ohne Anmeldung besichtigt werden. Nur der Personalausweis müsste vorgelegt werden.

Daneben seien geführte Besuche nach Anmeldung auch an anderen Tagen für Gruppen und Schulklassen möglich. Die Ausstellung, die seit eineinhalb Jahren vorbereitet wird, bediene sich auch moderner Digitaltechnik wie QR-Codes.