Quickborn. Vier Bürgermeistern hat Jochen Lattmann in 42 Jahren gedient, nun hört der erfahrenste Beamte der Stadt auf. Was er darüber erzählt.

Die Stadt Quickborn verliert ihren wichtigsten und erfahrensten Beamten. Büroleiter und Oberamtsrat Jochen Lattmann geht mit 63 Jahren in Pension. Mehr als 40 Jahre hat er im Rathaus an den verschiedensten Stellen gearbeitet, davon fast 20 Jahre lang als "rechte Hand" des Bürgermeisters.

Dabei hat er nicht nur die Arbeitsweise von vier Bürgermeistern kennen-, schätzen und zu dirigieren gelernt. Der gebürtige Uetersener hat im Rathaus auch seine große Liebe gefunden, mit der nun schon fast ebenso lange verbunden, wenn auch erst seit rund zehn Jahren verheiratet ist.

Quickborn: „Oft gekracht“, rechte Hand der Bürgermeister erinnert sich

„Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören“, findet Lattmann. „Meine Frau ist schon eine Weile im Ruhestand.“ Gemeinsam möchten sie noch den Lebensabend genießen. Beide haben damals 1981 in der Quickborner Verwaltung angefangen: Lattmann als angehender junger Verwaltungsbeamter, Friederike Walter, die in Darmstadt Stadtplanung und Architektur studierte, als Leiterin der Planungsabteilung.

Für Lattmann stand schon bald fest: „Was für ein heißer Feger. Die oder keine!“ Seit dem 18. Januar 1985 sind sie ein Paar. Das Datum steht auf ihren Trauringen, verrät Lattmann.

Jochen Lattmanns größtes Vorbild war Bürgermeister Gert Willner

Loyal und eng verbunden ist Lattmann allen Verwaltungschefs gewesen. Am meisten beeindruckt habe ihn Gert Willner, der von 1974 bis 1992 Bürgermeister war, bevor er dann in den Bundestag gewählt wurde. „Willner war ein absolutes Vorbild für mich“, bekennt Lattmann. „Ein Arbeitstier.“

Der diplomierte Verwaltungsfachwirt konnte seine Mitarbeiter mitreißen und begeistern. Wenn spätabends gegen elf noch im Rathaus das Licht brannte, sei es Willner gewesen, der über irgendwelchen Verwaltungsakten brütete.

Quickborn: Willner hatte sehr gute Kontakte nach Kiel

Das färbte schnell ab und bedeutete auch für den jungen Inspektor-Anwärter, flexibel und jederzeit einsatzbereit zu sein. Wenn nach einer langen Ratssitzung Willner gegen Mitternacht noch mit den politischen Vertretern beim Bier in einer Quickborner Kneipe saß und plötzlich auf die Idee kam, gleich am nächsten Tag eine Bürgerinformation zu einer behördlichen Anordnung zu erstellen, musste Lattmann ran.

Er habe sich dann frühmorgens um sieben darangesetzt, um sie Willner um halb neun auf den Schreibtisch legen zu können.

Verwaltung und Politik müssen als Ganzes funktionieren

Quickborn habe Willner viel zu verdanken, weil es ihm durch seine guten Kontakte nach Kiel als ehemaliger Ministerialreferent immer wieder gelang, Landeszuschüsse wie zum Beispiel für den Kanalbau hierher zu lotsen.

Und er lernte von ihm, wie wichtig es für eine gedeihliche Entwicklung sei, dass Verwaltung und Politik als Ganzes funktionieren. „Da sollte eine gewisse Einigkeit herrschen. Die Bürgerinnen und Bürger müssen spüren, dass in der Stadt ein großes Einvernehmen besteht.“

Von Günter Thonfeld lernte Lattmann diplomatisches Geschick

Amtsnachfolger Günter Thonfeld (Bürgermeister von 1992 bis 2004), war aus anderem Holz geschnitzt. Der blieb die ganze Amtszeit südlich der Elbe in Seevetal wohnen, wo er bis heute ehrenamtlicher Ortsbürgermeister der Ortsteile Over, Bullenhausen und Groß Moor ist.

Von ihm lernte Lattmann diplomatisches Geschick. Dass es manchmal besser sei, „die eigene Meinung zurückzustecken“, erklärt Lattmann die Erfahrung.

Quickborn: In den Magistratssitzungen hat es oft gekracht

Da habe es in den Magistratssitzungen oft „gekracht“, erinnert er sich. Und irgendwann sei er nicht mehr dazugebeten worden, weil „ich wohl meine Klappe zu weit aufgerissen hatte“, weiß er noch.

Daraus habe er die Lehre gezogen: „Der Bürgermeister ist der Chef und sagt, wo es langgeht.“ Dabei sollten ihn die engsten Mitarbeiter unterstützen, auch wenn sie zweifeln, dass es der richtige Weg ist.

Thomas Köppl machte Lattmann zum Leiter des Bürgermeister-Büros

Unter Thomas Köppl (Bürgermeister von 2004 bis 2022) konnte Lattmann diese Erfahrungen zur Meisterleistung bringen. Der machte ihn zum Leiter seines Büros und damit zum wichtigsten Ansprechpartner im Rathaus für Politik und Presse und für die Kollegen intern zur wichtigsten Führungskraft. Lattmann wurde zum Chefstrategen der inneren Organisation und Bewerter der Stellenbeschreibungen. „Büroleitender Beamter ist eine Aufgabe, die mir richtig Spaß gemacht hat.“

Wenn der ehemalige Leiter des Uetersener Kreiskrankenhauses, der Köppl zuvor war, sich in großer Runde mal zu offen äußerte, was er gerne tat, gelang es Lattmann auf süffisante und charmante Art und Weise, ihn wieder einzufangen.

Quickborn: Lattmann und Köppl waren ein eingespieltes Duo

Köppl baute die Verwaltung komplett um, und Lattmann hatte viel zu moderieren, was ihm mit seiner ruhigen Art oft gelang. Im Vier-Augen-Gespräch habe er Köppl dann seine Meinung gesagt. Zusammen waren sie bald ein eingespieltes Duo, das 18 Jahre lang sehr gut gehalten und erfolgreich gearbeitet hat.

Seinen vierten Chef im Quickborner Rathaus hat Lattmann im Schnelldurchgang in die Welt der öffentlichen Verwaltung eingeführt. Thomas Beckmann, der im November Köppl abgelöst hat, kam aus der Privatwirtschaft und musste ganz schnell viel lernen.

Für ihn lässt Lattmann seinen verdienten Ruhestand noch etwas ruhen. So habe er sich überreden lassen, noch mal tageweise seine jahrzehntelange Erfahrung dem neuen Mann an der Spitze zugute kommen zu lassen.

Quickborn: Der Chefstratege, der vier Bürgermeistern diente, hört auf

„Ich behalte sogar mein Büro direkt neben dem des Bürgermeisters“, sagt Lattmann. „Das ist und bleibt mein Büro“, habe er den Kollegen zum Abschied im Spaß gesagt, und nun komme er stundenweise immer mal wieder vorbei.

Ihren Wohnsitz hat das Ehepaar Lattmann-Walter schon lange nach Pinneberg verlegt. Anfangs hätten sie noch in Quickborn gelebt, und einmal sei er mit seiner Frau auch einkaufen gewesen, die viele Jahre das Bauamt geleitet hat. Eine Tortur, erinnert sich Lattmann. Jeder im Laden wollte etwas von ihr, hatte Fragen zum Bauantrag oder wollte was dazu wissen. „Das hat Stunden gedauert“, so Lattmann. Verwaltungspoker zwischen den Einkaufsregalen! Seiner Frau habe er danach gesagt: „Das nächste Mal gehst du oder ich alleine einkaufen.“