Lutzhorn/Schleswig. Lutzhorn ist wohl 300 Jahre älter als gedacht. Archäologen des Landesamtes graben zurzeit frühmittelalterliche Hof- und Dorfstruktur aus.

Die Erde ist aufgewühlt, mehrere Sandhügel sind aufgeschüttet, quadratische Löcher gegraben – die Gemeinde Lutzhorn gleicht im Norden des Lindenweges einer kraterartigen Mondlandschaft. Hier, wo ursprünglich bald zwölf neue Einfamilienhäuser stehen sollen, wird zurzeit fachmännisch der Geschichte des Dorfes auf den Grund gegangen. Offenbar ist das Dorf im Nordosten des Kreises Pinneberg, das heute rund 800 Einwohner zählt, viel älter als jene 764 Jahre, seitdem es in den Geschichtsbüchern erwähnt ist.

Bei Grabungen im Neubaugebiet ist eine rund 1000 Jahre alte mittelalterliche Siedlung entdeckt worden, deren Fundstücke das Archäologische Landesamt jetzt mit fünf Experten sichert, ausgräbt, im Detail beschreibt und nach Schleswig zur Aufbewahrung und für weitere Forschungszwecke bringt. „Wir haben hier etwas ganz Besonderes gefunden“, sagt der Archäologe Leif Schlisio, der die Ausgrabungen in Lutzhorn leitet. „Wir haben es hier mit der größten mittelalterlichen Siedlung aus der Zeit der Sachsen zu tun, die es in Holstein gibt. Das ist von sehr hohem wissenschaftlichem Wert.“