Elmshorn/Kreis Pinneberg. Die Idee zu dieser Umweltkampagne kam ihr vor einem Jahr bei einer Reise ins britische Bristol. Dort erfuhr Stefanie Wiermann, die in Horst bei Elmshorn lebt, von der Aktion „Refill“ – und war sofort begeistert. An öffentlich zugänglichen Orten kostenlos Leitungswasser an Menschen mit Trinkflaschen abzugeben, um Plastikmüll zu vermeiden, habe sie fasziniert. „Das wollte ich sofort nach Hamburg und Schleswig-Holstein übertragen.“ Sie entwarf gleich Logo, Aufkleber und Internetseite, „schließlich bin ich Grafik-Designerin“.
Für sie ist der ständige zunehmende Plastikmüll ein großes Problem für Umwelt und Weltmeere. „Jeden Tag werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe 46 Millionen Einweg-Plastikflaschen verkauft, die dann auf dem Müll landen.“ Wenn die Kampagne dazu führen könnte, dass dieser Plastikmüllberg nicht mehr so schnell wächst, wäre das schon ein Erfolg, sagt Stefanie Wiermann. Sie hofft, dass sich ihr immer mehr Menschen und Organisationen anschließen.
60 Städte angeschlossen
Und siehe da: Ihr Engagement zog sofort Kreise. Bundesweit haben sich inzwischen 60 Städte dieser „Refill“-Kampagne angeschlossen. 1400 Auffüllstationen machen mit, deren Adressen allesamt im Internet auf einer virtuellen Deutschlandkarte zu finden sind. Jeden Tag kommen neue hinzu. Im Bristol, wo die Kampagne 2015 gestartet ist, sind es inzwischen 200 Stationen. Im Kreis Pinneberg sind bislang erst acht öffentliche Stationen in Elmshorn, Pinneberg, Wedel und Barmstedt dabei.
Acht im Kreis Pinneberg machen schon mit
Das Projekt stecke aber nach einem Jahr noch in den Kinderschuhen und müsse sich erst noch entwickeln, sagt Wiermann. Die Familienbildungsstätte in Elmshorn habe sich sofort bereit erklärt mitzumachen, berichtet Beatrix Grünwald von der Familienbildungsstätte, die als Multiplikatorin auch die Begegnungsstätte Die Brücke und das Industriemuseum dafür habe gewinnen können und weitere Organisationen und Geschäfte anspricht. Sie sagt: „Wir sollten weniger den Plastikmüll recyceln, sondern ihn vermeiden. Das schützt die Umwelt viel mehr.“
Bundesweit machten die verschiedensten Institutionen mit, sagt Stefanie Wiermann. Vom Bioladen über Weinhändler, Apotheken, Autowerkstätten und Blumenläden bis zu Büchereien seien alle möglichen öffentlichen Treffpunkte darunter. In Wedel hat sich Florian Heuwer spontan der Refill-Bewegung angeschlossen, der dort ein Seniorenheim mit 40 Bewohnern betreibt. „Wenn man damit vermeiden kann, ein Wasser für 19 Cent in einer Plastikflasche für 25 Cent Pfand zu kaufen, ist das eine gute Aktion für die Umwelt“, meint er. „Wir liegen hier direkt am Klövensteen, wo viele Spaziergänger und Wanderer vorbeikommen, die sich jetzt bei uns ihre Wasserflasche kostenlos mit Leitungswasser auffüllen lassen können.“ Er habe auch die Gemeinschaft Wedeler Kaufleute angesprochen, die demnächst dazu eine Veranstaltung machen wolle, um weitere Mitstreiter zu gewinnen.
Auch ein Bestattungsinstitut ist dabei
Die ungewöhnlichste Wasserstation ist sicherlich das Bestattungsinstitut Eggerstedt in Pinneberg. „Das ist doch eine coole Sache, wenn man unterwegs ist, sich seine Trinkflasche aufzufüllen statt eine neue Plastikflasche zu kaufen“, sagt Inhaberin Dorette Eggerstedt. „Wir sind hier an einer belebten Straße, wo viel Verkehr und viele Fußgänger sind.“ Dass ihr Geschäft dafür unpassend sei, glaubt sie nicht. „Hauptsache, man kann sich Wasser holen.“
„Wir müssen unsere Ressourcen schonen und dürfen nicht die Lebensgrundlage der nachkommenden Generationen zerstören“, sagt Refill-Deutschland-Initiatorin Wiermann. Die gute Qualität des Leitungswassers sei überall gesichert. „Das ist eines der am besten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland.“ Es gehe aber für sie weniger darum, Leitungswasser als gute Alternative für gekauftes Mineralwasser zu propagieren als den Plastikmüll zu vermeiden.
Natürlich könnten sich auch so schon Menschen an öffentlichen Plätzen, in Cafés oder Gaststätten mit frischem Leitungswasser versorgen, weiß Stefanie Wiermann. „Aber da ist oft die Hemmschwelle sehr groß, danach zu fragen. Nun wird es selbstverständlich.“ Ihr hätten zahlreichen Menschen aus ganz Deutschland geschrieben, die sich so sehr über die Refill-Kampagne freuten.
100 Stationen angepeilt
Ihr großes Ziel sei es, in Elmshorn 50 bis 100 öffentliche Stationen für die Refill-Kampagne zu gewinnen. Vor allem dort, wo viele Menschen, Ausflügler, Spaziergänger, Passanten oder Fahrradtouristen sind und hinkommen, wäre ein idealer Standort. Ein hellblauer Aufkleber an der Eingangstür soll den Leuten sofort signalisieren, dass sie hier ihre Trinkflaschen nachfüllen lassen können.
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