Schenefeld. Es wäre so etwas wie eine Wiedervereinigung Schenefelds: Die Trennung der Stadt durch die vierspurige Landesstraße Schenefeld Elmshorn (LSE) soll zumindest abgemildert werden. Das ist einer der Kernpunkte der Stadtkernsanierung. Wie das gehen kann, zeigen zwei vom Ingenieurbüro Dänekamp & Partner erarbeitete Varianten.
Täglich 30.000 Fahrzeuge auf der LSE unterwegs
30.000 Fahrzeuge, davon 2000 Lkw, sind laut einer Zählung täglich auf der LSE, die in der Stadt Altonaer Chaussee heißt und das Kürzel L 103 trägt, unterwegs. Sie ist damit die meistbefahrene Straße Schenefelds, gefolgt mit weitem Abstand von der L 104 Halstenbeker Chaussee/Hauptstraße/Blankeneser Chaussee mit 15.000 Fahrzeugen pro Tag. Die LSE verläuft auch innerorts vierspurig und gilt oftmals als Rennstrecke. Im weiteren Verlauf in Hamburg wird sie zweispurig.
Das schlägt Falk Derendorf von Dänekamp & Partner auch für Schenefeld vor. Im Falle einer Einspurigkeit wäre in der Mitte der Fahrbahn Platz für eine Busspur und einen Umsteigeplatz für Busnutzer. Eine Idee, die sicherlich zur Verkehrsberuhigung beitragen würde. „Aber sie wird nicht durchsetzbar sein“, sagt Mathias Schmitz (Grüne), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. Das Problem: Die LSE ist eine Landesstraße, und damit hat die Stadt kein Mitbestimmungsrecht. Schmitz: „Wir müssen den Landesbetrieb Verkehr von unseren Zielen und Maßnahmen überzeugen. Überzeugen kann die Stadt den LBV aber nur, wenn sie mit einer Stimme spricht und realistische Veränderungen vorschlägt.“ Ein Konzept mit einer massiven Veränderung der Straße sei mit dem LBV zum jetzigen Zeitpunkt nicht verhandelbar. „Der LBV ist vor allem an der Aufrechterhaltung eines ungestörten Verkehrsflusses für den Durchgangsverkehr interessiert, alles andere ist für ihn untergeordnet.“
Der Chef des Planungsausschusses schlägt daher vor, den zweiten Vorschlag des Ingenieurbüros zur Grundlage der weiteren Planungen zu machen. Diese Variante ist deutlich weniger radikal, würde jedoch mit der jetzt vorherrschenden Optik der Betonpiste aufräumen. Stattdessen soll vom Ortseingang bis zum Schenefelder Platz ein 2,5 Meter breiter Pflanzstreifen, der zum Anpflanzen großkroniger Bäume geeignet ist, als grünes Band in der Fahrbahnmitte thronen. Die beiden Fahrspuren in jeder Richtung würden beibehalten, aber auf eine Breite von 6,25 Meter verschlankt. Desweiteren sind beidseitig drei Meter breite, kombinierte Fuß- und Radwege geplant.
Das Ingenieurbüro schlägt zudem vor, die beiden Hauptquerungen für Fußgänger und Radfahrer im Stadtkerns auf einer Breite von zwölf Metern farblich abzusetzen. Schmitz und seine Grünen befürworten dies, wünschen sich aber eine farbliche Markierung im gesamten Bereich des Stadtzentrums. Die von Dänekamp & Partner angeregte direkte Zufahrt von der LSE zum vorderen Parkplatz des Einkaufszentrums lehnen sie ab, weil Rückstaus befürchtet werden. „Was wir uns noch wünschen, ist eine Rundum-Grünphase für alle Richtungen im Knotenpunkt LSE/Osterbrooksweg.“
Welche der beiden Varianten Schenefelds Kommunalpolitiker auswählen, entscheidet sich erst im Frühjahr. Ende Februar wird Ingenieur Falk Derendorf von Dänekamp & Partner erst einmal die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorstellen, die sich mit einem Trog oder einem Tunnel im Bereich des Stadtzentrums befasst.
„Unrealistisch“ nennt Schmitz diese Gedankenspiele. „Jeder kann sich mal ein Stück Papier und ein Lineal nehmen und das aufzeichnen, dann fällt schnell auf, dass für solche Lösungen der Platz fehlt.“ Zudem fehle das dafür notwendige „Kleingeld“. „Wenn wir uns für einen Tunnel oder einen Trog entscheiden sollten, müssten wir die kompletten Kosten dafür tragen“, so Schmitz weiter. Und diese würden sich leicht auf jenseits der 15 Millionen Euro aufsummieren. Zudem werde der Landesbetrieb dem nicht zustimmen.
„Das Land wird nur die Kosten tragen, die einer Sanierung der LSE entsprechen“, bestätigt Schenefelds Stadtplaner Ulf Dallmann. Alles, was die Stadt an Umgestaltung wolle und vom Land mitgetragen werde, müsse Schenefeld finanziell schultern. Dallmann hofft, noch dieses Jahr eine Kosten- und Planungsvereinbarung mit dem Land aushandeln zu können. „Dann können wir 2019 oder 2020 umbauen.“
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