Pinneberg. Paukenschlag in Pinnebergs Rathaus: Bürgermeisterin Urte Steinberg will personelle Konsequenzen aus den Skandalen der vergangenen Monate ziehen. Das wurde am Rande einer Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstagabend bekannt. Während der wollte Steinberg ein neues Personalkonzept für die Stadtverwaltung vorstellen, was die Politik ihr zunächst verwehrte. Die Verwaltungsvorlage sei zu kurzfristig vorgelegt worden, so der Tenor. Das Thema schaffte es nicht einmal auf die Tagesordnung. An Steinbergs Plänen dürfte das nichts ändern. Hoch bezahlte Spitzenkräfte sollen versetzt und teilweise entmachtet werden. Für Pinnebergs Bürgermeisterin könnte die neue Ordnung hingegen zum Befreiungsschlag werden – Steinberg war zuletzt selbst arg in die Schusslinie geraten.
Pinnebergs bisherige Kulturamtsleiterin Traudchen Perrefort, die das Desaster um marode Schulen und den Sanierungsstau mitzuverantworten hat, soll danach degradiert werden. Sie verlöre ihren Status als Fachbereichsleiterin, soll künftig nur noch eine Stabsstelle bekleiden, sich während ihrer Arbeitszeit um Konzepte für Senioren, Sport und Kultur kümmern. Perrefort werden seitens der Politik auch Fehler im Bereich der Kita-Förderung angelastet. Ihr Verhältnis zur Bürgermeisterin gilt als schwierig. Ihr soll nahegelegt worden sein, in den Ruhestand zu wechseln, was sie jedoch abgelehnt haben soll.
Auch Kämmerer Michael Artus müsste seinen angestammten Posten räumen, wenn Steinbergs Pläne umgesetzt werden. Der Beamte, der bislang für Finanzen zuständig ist und somit die nach Steinberg wohl wichtigste Position im Rathaus an der Bismarckstraße bekleidet, soll sich dem Vernehmen nach künftig um Kultur, Sport und Soziales kümmern. Der von ihm geleitete Fachbereich für Finanzen hatte wegen verschleppter Jahresabschlüsse immer wieder für Hiobsbotschaften gesorgt. Artus und Perrefort, denen Verantwortung entzogen werden soll, gehören derzeit zu den bestbezahlten Kräften in Pinnebergs Rathaus.
Die städtischen Finanzen will Steinberg offenbar ab sofort zur Chefsache machen. Sie setzt auf Unterstützung von außen. Wie zu hören ist, soll mit Jens Bollwahn ein Finanzexperte aus der Kreisverwaltung in Elmshorn bei der Fertigstellung der Jahresbilanzen aushelfen.
Zu Hintergründen des Bebens im Rathaus und betroffenen Personen äußerte sich am Donnerstag zunächst niemand. Nach Abendblatt-Informationen soll das Verhältnis zwischen der seit mehr als drei Jahren amtierenden Steinberg und ihrem Kämmerer Artus im Zuge der Diskussion um seit 2009 ausstehende Jahresabschlüsse arg gelitten haben. Immer wieder hatte die Bürgermeisterin Politiker, die eine Fertigstellung der Bilanzen forderten, vertrösten müssen. Das Innenministerium hat Pinneberg quasi die Gewalt über den städtischen Haushalt entzogen. Neue Kredite werden von den Haushaltshütern nicht mehr genehmigt. Kiel will endlich die ausstehenden Jahresabschlüsse sehen.
Aus Reihen der Politik hatte Pinnebergs Bürgermeisterin in den vergangenen Monaten immer wieder Feuer bekommen. Vor allem die SPD hatte die parteilose Verwaltungschefin, die einst von den Sozialdemokraten im Wahlkampf unterstützt worden war, aufs Korn genommen. Steinberg war wiederholt angemahnt worden, intern konsequenter zu handeln.
Die Neugliederung beträfe fast alle Abteilungen im Rathaus. Für Schulen und Kindergärten würde ein neuer Fachbereich geschaffen, dessen Besetzung am Donnerstagabend im vertraulichen Teil der Sitzung über die Bühne gehen sollte. Als einziger Fachbereichsleiter unangetastet bliebe Bauamtschef Klaus Stieghorst. Die neue Struktur könnte bereits zum 1. Juli greifen. Wenn die Politiker ihr Veto einlegen wollten, könnten sie das während der Ratssitzung am 23. Juni tun.
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