Bürgermeisterwahl

Niels Schmidt gewinnt überraschend Wedeler Wahl-Krimi

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Katy Krause
Niels Schmidt wurde mit knapper Mehrheit als Bürgermeister wiedergewählt

Niels Schmidt wurde mit knapper Mehrheit als Bürgermeister wiedergewählt

Foto: Niels Schmidt/Privat

Knappe Mehrheit spricht Wedels Bürgermeister Vertrauen aus. Erfolg für Herausforderin Claudia Wittburg. Hohe Wahlbeteiligung.

Wedel.  18.39 Uhr im mit Besuchern gut gefüllten Wedeler Ratssaal: Das erste Ergebnis flattert über den Bildschirm. Kurz danach das zweite. Es brandet Jubel unter den zahlreichen Wittburg-Anhängern auf. Nach zwei ausgezählten Wahlbezirken steht die Herausforderin Claudia Wittburg bei 45,8 Prozent, 56,2 Prozent der Wähler votierten für ihren langjährigen Bürgermeister. Den dritten ausgezählten Wahlbezirk von acht, den an der Albert-Schweitzer-Schule, kann sie für sich entscheiden. Eine Überraschung. Am Ende liegt Amtsinhaber Niels Schmidt mit 54,4 Prozent vorn. Der 55-jährige parteilose Verwaltungsfachmann wird auch die kommenden sechs Jahre Chef im Wedeler Rathaus sein. Es ist seine dritte Amtszeit.

Schmidt selbst war im Unterschied zu Wittburg nicht im Ratssaal präsent. Er wollte die ersten Ergebnisse zu Hause im Kreise seiner Liebsten auf sich wirken lassen. Seine Tochter Karoline, 28, war eigens aus New York angereist, wo sie derzeit arbeitet. Als Amtsinhaber hatte Schmidt eben deutlich mehr zu verlieren als die 36-jährige Herausforderin aus Wedel, die ebenfalls als parteilose Kandidatin angetreten war. Immerhin konnte er bei der letzten Wahl ebenfalls gegen nur einen Herausforderer noch 84 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Für eine Stellungnahme war er am Ende des Wahlabends nicht zu erreichen.

Wittburg trennten am Ende des Abends nur 8,8 Prozentpunkte vom Sieger. „Dafür, dass ich am Anfang meiner Kandidatur von vielen belächelt wurde, ist das doch ein sehr gutes Ergebnis“, sagt die Herausforderin, die den enormen Zuspruch zum einen auf die vielen Unzufriedenen in der Stadt zurückführt. „Das ist auch ein Denkzettel vieler Wedeler, die nicht zufrieden sind“, so Wittburg. Einen Anteil hatte wohl auch ihre Fleißarbeit. Auch am Sonnabend stand sie stundenlang in der Bahnhofstraße und warb für sich. Aufgrund der vielen positiven Resonanz hatte Wittburg bereits kurz vor dem Wahltag auf mehr als 40 Prozent gehofft und auch gewettet.

Ursprünglich war Wittburg angetreten, um vor allem den Wedeler Familien eine Stimme zu geben. Eine Elterninitiative, zu der sie gehört, setzt sich für eine finanzielle Entlastung der Familien ein und kritisiert die Sparpolitik der vergangenen Jahre auf Kosten der Eltern. Ob am Informationsstand an der Bahnhofstraße oder auf Podiumsdiskussionen – Wittburg konnte immer wieder auf diesen Punkt hinweisen. Erst im Laufe des Wahlkampfs und mit dem Rücktritt vom ehemals dritten Kandidaten Eckhard Frahm, SPD, nahm Wittburgs Ehrgeiz sowie ihre Themenvielfalt zu.

Über ein weiteres erreichtes Ziel konnte sich die knappe Verliererin dieser Wahl am Ende sehr freuen: über die hohe Wahlbeteiligung. Die lag bereits mittags in vielen der insgesamt acht Bezirke bei 30 Prozent – so auch im Wahllokal 6 in der Gebrüder-Humboldt-Schule. „Es läuft ganz gut“, attestierte dort Harry Böhm, und der muss es wissen. Der Wedeler ist seit 30 Jahren als ehrenamtlicher Helfer aktiv und erlebte schon zahlreiche Wahlen. Er sollte Recht behalten. 10.728 der 27.336 Wedeler Wahlberechtigten gaben ihre Stimme am Ende ab. Das sind 39,2 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bürgermeisterwahl 2010 lag mit Beteiligung bei nur 30,9 Prozent. Das möglichst zu steigern, hatte sich Wittburg bei ihrem Antritt als Kandidatin vorgenommen.

Am Ende konnten trotzdem irgendwie alle feiern: Niels Schmidt den knappen Sieg im Foyer des Theaters, Claudia Wittburg den Achtungserfolg mit Burgern und Getränken bei einer privaten Fete zu Hause und die Wedeler eine an sich hohe Wahlbeteiligung.

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