Ein Weltumsegler aus Haselau wird in der Südsee ermordet. Seine Lebensgefährtin verarbeitet dies in Büchern. Jetzt läuft ihr Albtraum als Film im ZDF

Haselau. Bei den Dreharbeiten stand eine Schauspielerin als Weltumseglerin Heike Dorsch vor der Kamera – und die reale Heike schaute zu. Sie habe die Verfilmung ihrer eigenen Geschichte eng begleitet, sagt Dorsch. Dabei endete ihr Traum vom „Blauwasserleben“ als Albtraum: Ihr aus Haselau stammender Freund wurde in der Südsee ermordet. Seit der Tragödie auf der gemeinsamen Weltumseglung sind bald dreieinhalb Jahre vergangen. Die vielen Schlagzeilen dazu – auch weil zunächst von Kannibalismus die Rede war – sind verebbt. Der Täter ist verurteilt. Ein Buch, ein Bildband und nun ein Film bringen das Thema jedoch immer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Was die 41-jährige Hinterbliebene über Kritik an ihrer Art, damit umzugehen, denkt, erzählt sie im Interview.

Hamburger Abendblatt:

Frau Dorsch, Sie waren stark in die Dreharbeiten involviert, fast jeden Tag am Set und reden auch in Interviews immer wieder noch einmal über die schrecklichen Erlebnisse von damals. Wie schwer fällt Ihnen das?

Heike Dorsch:

Der Verarbeitungsprozess, den ich gewählt habe, begann für mich schon damit, dass ich bereits sehr früh mit der Presse geredet habe. Weil ich es einfach erzählen musste – es musste aus dem Kopf raus. Dann habe ich das Buch geschrieben, später kamen zu den Worten die Bilder im Bildband hinzu und jetzt mit dem Film das bewegte Bild. So hat mir das auch meine Psychologin erklärt: dass es ein zwar außergewöhnlicher, aber aufeinander aufbauender Prozess ist – und für mich exakt der richtige Weg.

Gerade das Veröffentlichen des Buches und nun auch die Verfilmung haben Ihnen aber auch Vorwürfe eingebracht, Sie würden aus all dem auch noch Kapital schlagen wollen. Wie gehen Sie mit dieser Kritik um?

Dorsch:

Klar gab es von Anfang an auch immer wieder böse Kommentare, aber jeder hat eben seine eigene Meinung. Es muss jeder auch für sich selber entscheiden, welchen Weg er wählt und wie er sein Leben lebt. Was die Anderen dazu sagen, berührt mich nicht. Das ist ja meine Sache. Mir muss es damit gut gehen. Ich muss für mich entscheiden, was ich tue und was ich lasse. Mich dafür zu rechtfertigen, sehe ich gar nicht ein. Warum? Vor wem? Ich finde es toll, dass das so viele Menschen mein Buch gelesen haben, das war aber nicht mein primäres Ziel. Mir sollte es bei der Verarbeitung helfen.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Wir hatten diesen Traum vom Blauwasserleben. Alles, wirklich alles war darauf ausgerichtet. Ich habe meinen Job gekündigt, um Spanisch dafür zu lernen, ich habe mir für die Reise den Blinddarm entfernen lassen. Jahrelang haben wir nur auf dieses Ziel hingearbeitet – und dann war es plötzlich nicht mehr da. Deswegen kann ich momentan nur im Hier und Jetzt leben, weil ich eben keine Visionen, keinen Plan, keine Träume mehr habe. Ich muss mich neu fragen, neu orientieren. Wo geht es hin, was will ich machen? Das ist auch das, womit ich ein bisschen hadere: dass ich keinen neuen Traum habe.

Das ZDF zeigt „Blauwasserleben“ am Sonntag, 15. März, 20.15 Uhr, in seiner „Herzkino“-Reihe. Zwei Tage später widmet sich eine „37 Grad“-Dokumentation im ZDF dem „Mord im Paradies“ (22.15 Uhr).