Unbekannter hatte Reste illegal entsorgt und Regenrückhaltebecken verschmutzt. Jetzt wird es für viel Geld entschlammt

Rellingen. Erschließt sich Rellingen jetzt neue Einnahmequellen mit der Ölförderung ? Ganz abwegig ist diese Vermutung nicht, denn im ländlichen Ortsteil Egenbüttel geht es tatsächlich um Wasser und Schmierstoff. Schauplatz ist das Regenrückhaltebecken an der Einmündung Pinneberger Straße/Pütjenweg. Auf dem künstlich angelegten Gewässer und im Uferbereich sind derzeit ein motorisierter Ponton, Filteranlagen, Absaugpumpen, Bagger und Lkw im Einsatz. Der große technische Aufwand mit Rohr- und Schlauchleitungen dient jedoch lediglich dazu, Spuren eines unbekannten Umweltfrevlers zu beseitigen. Dieser hatte bereits im Dezember 2013 das Rückhaltebecken mit Altöl verunreinigt.

Der See, als Wasserreservoir angelegt, um bei starken Regenfällen die Kanalisation nicht überlaufen zu lassen, war allerdings nicht Tatort des Geschehens. Entdeckt wurden die Ölrückstände in einer Pumpstation im Rellinger Gewerbegebiet an der Siemensstraße, etwa zwei Kilometer entfernt. „Doch wir konnten die Spur durch Abwasserrohre und teilweise über offene Gräben bis zum Rückhaltebecken verfolgen”, sagt Christopher Huhs, der als Tiefbautechniker bei der Gemeinde tätig ist. Auch auf einem Betriebsgrundstück an der Siemensstraße wurden Ölreste festgestellt.

„Das Unternehmen war allerdings nicht Verursacher der Verschmutzungen”, sagt Tom Rasmussen. Der Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen kann die Menge der illegalen Einleitungen nicht schätzen. „Das können fünf Liter, aber auch mehr gewesen sein.“ Die Flüssigkeit sei schwerer als Wasser, sodass im Rückhaltebecken kein Ölfilm sichtbar war. „Möglicherweise handelte es sich um Hydrauliköl“, sagt Rasmussen und kündigt an: „Wir werden das Gewerbegebiet weiterhin gut im Auge behalten.” Die Gemeindeverwaltung informierte das Umweltamt des Kreises Pinneberg und erstattete Anzeige gegen unbekannt. Doch auch der Umwelttrupp der Polizeiinspektion konnte den Verursacher bislang nicht ermitteln. Laut Huhs hatte es bereits zuvor einen weiteren „Ölunfall” gegeben. Damals seien jedoch nur geringe Mengen eingeleitet worden.

Dass es bis Dezember 2014 dauerte, bevor mit der Beseitigung der Ölverschmutzung begonnen werden konnte, hängt laut Rasmussen mit den langwierigen Verwaltungsabläufen zusammen. So musste in Abstimmung mit dem Umweltamt der Schaden begutachtet und ein Verfahren zur Beseitigung der Öleinträge entwickelt werden. Die Auftragsausschreibung nahm weitere Zeit in Anspruch.

Beauftragt wurde schließlich das in Sachsen ansässige Unternehmen Vebiro GmbH. Der Spezialist für Gewässerreinigung ist nun im Einsatz, um den verdreckten Schlamm umweltgerecht zu entfernen. Dabei wird von einem Amphibienfahrzeug aus zunächst mit einer Unterwasserfräse der Gewässergrund abgesaugt und in mehreren Stufen unter Einsatz von Rüttelsieben und Filtern von der sogenannten Schlammschicht getrennt und getrocknet.

Das gereinigte Wasser fließt über Schlauchleitungen wieder in das Rückhaltebecken. Der entstandene Trockenschlamm wird per Förderband auf Absetzcontainer verladen, per Lkw zur Gesellschaft für Abfallwirtschaft GAB in Tornesch transportiert und dort je nach Belastung verwertet oder beseitigt. Das Volumen beläuft sich auf 1750 Tonnen.

Die Kosten für die Gewässerreinigung in Höhe von 330.000 Euro trägt die Gemeinde. Allerdings sind in dem Betrag nach Rasmussens Angaben auch Aufwendungen für eine ohnehin fällige Schlammbeseitigung enthalten. Das Anfang der 1980er-Jahre angelegte Regenwasserreservoir ist bisher noch nie entschlammt worden. Nun können beide Arbeitsgänge in einem Zuge erledigt werden. Die Reinigung des Rückhaltebeckens wird voraussichtlich noch bis Ende Mai dauern.

Wie es aussieht, sind Pflanzen und Tierwelt ohne große Beeinträchtigungen davongekommen. Sogar Enten und Kormorane haben sich auf einer kleinen Insel im See angesiedelt. Diese Schutzzonen für Wasservögel wurden auf Anregung des damaligen Umweltbeauftragten Hans Hackländer in Rellingen und auch im weiteren Kreisgebiet angelegt. Sie werden deshalb als Hacky-Islands bezeichnet. Im Gewässer am Pütjenweg, das eine Fläche von 7000 Quadratmetern umfasst, sollen sogar Aale leben. Auch diese dürften sich wohler fühlen (und vielleicht besser munden), wenn die gesamte Schlammschicht mit Ölrückständen und weiteren Schadstoffen entsorgt worden ist.