Freiwillige rücken im Jahresvergleich seltener aus. Zahl der Mitglieder steigt dagegen

Kreis Pinneberg. Nach dem Rekordjahr 2013 ist im vergangenen Jahr die Zahl der Feuerwehreinsätze im Kreis Pinneberg deutlich zurückgegangen. Die 52 Wehren rückten 2014 insgesamt 2767 Mal aus. 2013 gab es dagegen 3756 Alarmierungen. Damals waren allein zwei schwere Stürme über das Kreisgebiet hinweggezogen, die Hunderte Einsätze für die Feuerwehren zur Folge hatten.

Die Einsatzbilanz stellte am Wochenende der neue Kreiswehrführer Frank Homrich, 57, während der Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes (KFW) in Brande-Hörnerkirchen vor. Am häufigsten rückten die Wehren zu technischen Hilfeleistungen aus. Allein 1362 Einsätze fielen in diese Kategorie. In 858 Fällen stand die Brandbekämpfung im Fokus. Darunter waren auch 14 Großfeuer. Der folgenreichste Einsatz war am 30. Mai der Brand in einer Schenefelder Seniorenresidenz, bei dem drei Senioren ums Leben kamen und Millionenschaden entstand.

In 547 Fällen mussten die Wehren unverrichteter Dinge wieder abrücken, weil es sich um einen Fehlalarm handelte. Dem Kreiswehrführer ist außerdem die hohe Zahl sogenannter Hausmeisteralarme ein Dorn im Auge. Unter diese Kategorie fallen Türöffnungen in vorgeblichen Notfällen, defekte Rauchwarnmelder, festsitzende Aufzüge ohne Personengefährdung oder auch sogenannte Lenzeinsätze zum Auspumpen bei nur sehr wenig Wasser im Keller. Homrich meint: „Viele dieser Einsätze wären mit mehr Verständnis, Gemeinsinn und Eigeninitiative vermeidbar. Es ist eben einfacher, die 112 zu wählen und andere sich kümmern zu lassen, als selbst Hand anzulegen.“

Homrich wird künftig vom Elmshorner Wehrführer Stefan Mohr, 51, vertreten. Die 158 Delegierten der 52 Feuerwehren des Kreises wählten den 51-Jährigen mit 112 Ja-Stimmen zum neuen stellvertretenden Kreiswehrführer. Dieser Posten war seit Jahresbeginn kommissarisch von Uwe Kuhlmann ausgefüllt worden, da der bisherige Amtsinhaber Homrich am 1. Januar 2015 zum Kreiswehrführer aufgestiegen war.

Für den Pinneberger Kuhlmann, der als dienstältester Beisitzer im KFV-Vorstand nicht erneut kandidierte, wurde Marco Lienau gewählt. Der 33 Jahre alte Wehrführer der Feuerwehr Appen setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen Karsten Schütt, 54, durch, der Wehrführer in Uetersen ist. 86 Delegierte stimmten für Lienau, 71 für Schütt, eine Stimme war ungültig.

Kuhlmann und dem ehemaligen Kreiswehrführer Bernd Affeldt wurde während der Versammlung eine besondere Ehrung zuteil: Homrich ernannte beide zu Ehrenmitgliedern des Kreisfeuerwehrverbandes und überreichte ihnen eine entsprechende Urkunde.

Beeindruckend ist die Mitgliederentwicklung. In den 52 Wehren leisten derzeit 2623 Feuerwehrangehörige, darunter 186 Frauen, ihren ehrenamtlichen Dienst. Das sind 106 Kameraden mehr als im vergangenen Jahr. 535 von ihnen haben im vergangenen Jahr einen Ausbildungslehrgang des KFV Pinneberg besucht. 169 nahmen an Seminaren der Landesfeuerwehrschule teil.

Homrich bezeichnete den Mitgliederzuwachs als beruhigend, sagte aber: „Wir dürfen dennoch nicht aufhören, mit dem gleichen Engagement bei der Nachwuchsgewinnung weiterzumachen.“ Im Nachwuchsbereich müssen die Feuerwehren einen leichten Rückgang verkraften. In den Jugendfeuerwehren waren im vorigen Jahr 735 Mitglieder aktiv, darunter 193 Mädchen. 2013 waren es noch 807 Jugendliche, darunter 204 Mädchen. Der Rückgang erklärt sich dadurch, dass 72 Jugendliche nach Erreichen der Altersgrenze in die Einsatzabteilungen der Wehren übertraten – so viele wie sonst nie.

Der neue Kreiswehrführer kündigte an, nun ein besonderes Augenmerk auf die Motivation der vorhandenen Einsatzkräfte richten zu wollen, um diese dauerhaft in der Feuerwehr zu halten.