Sieben Wochen vegan: Abendblatt-Autorin lernt diese Woche die Vielfalt der pflanzlichen Küche kennen

Holm. Für Veganer gibt es keine Ausreden. Zum Mittag mal schnell einen Döner vom Türken holen, diese Zeiten sind vorbei. Seit zwei Wochen erfahre ich am eigenen Leib, was es bedeutet, auf Schnellgerichte und Fertigprodukte zu verzichten. Tschüss Mikrowelle, hallo Kochlöffel und Herd.

Sich vegan zu ernähren ist kein Zuckerschlecken. Es kostet Zeit und anfangs auch Überwindung. Denn wenn der Magen mal knurren sollte, ist die Snackbox neben meinem Arbeitsplatz tabu. Die Lösung: Ein Ernährungsplan. Drei Mahlzeiten am Tag, sieben Tage die Woche. Gar nicht so einfach...

Doch was können sich Veganer Leckeres kochen? Vorurteile, dass vegane Gerichte fade und geschmacklos sind, gibt es viele. Inspiration muss her. Küchenmeister Marc Hellmund weiß Rat. In seiner Kochschule in Holm bietet er nicht nur Koch-Veranstaltungen für Fleischesser an, sondern auch für Vegetarier und Veganer. In der Küche des alten Holmer Bauernhauses zeigt Marc Hellmund, was er aus Grünzeug und Öl zaubern kann. „Veganes Essen schmeckt interessant und abwechslungsreich“, sagt der 44-Jährige. „Das liegt daran, dass man viele Zutaten kombiniert, die nicht alltäglich in der Küche verwendet werden.“

Schürze um, und los geht’s. Mit Marc Hellmunds Hilfe soll ich ein schmackhaftes veganes Vier-Gänge-Menü zaubern. „Zum Einstieg machen wir Crostini mit Trauben und Feigen auf Mandelcreme“, sagt der Küchenmeister. Eintönig klingt anders. Aus Agavendicksaft, Pfefferbeeren, Mandeln, Trauben, Feigen, Schnittlauch und Pflanzenöl entsteht ein leckerer Brotbelag, der frisch und obendrein gesund ist.

Die Mandeln in der Pfanne rösten, anschließend in einem Blitzhacker zerkleinern, alles mit Pflanzenöl mischen und mit Sirup und etwas Salz verfeiern. „Die Früchte erhitzen wir, damit die Aromen freigesetzt werden“, sagt Hellmund. Weiter geht’s: Die Mandelcreme auf die Brotscheiben streichen und oben drauf die Trauben-Feigen-Kombination mit Schnittlauch anrichten – fertig ist das cremig-fruchtige Häppchen, in nur 20 Minuten.

Liebe Leser, probieren Sie dieses Rezept aus. So gut habe ich seit 14 Tagen nicht mehr gegessen. „Wenn man sich vegan ernährt, ist es der erste Schritt, sich mit der Vielfältigkeit der Produktpaletten zu identifizieren und neue Geschmacksnoten zu entdecken“, so der Koch. Als Nächstes stehen Gewürzpolenta-Ecken mit Mayonnaise und Apfel auf dem Speiseplan. Mayonnaise ohne Ei? Grundsätzlich geht alles. Ich folge den Anweisungen und püriere Sojamilch, Weißweinessig, Pflanzenöl und Guarkernmehl, das als Eiersatz dienen soll, mit dem Mixstab. Doch das Ganze gerät zum Pürier-Marathon, mein Arm wird schlapp – das wird heute nichts mehr. Aller veganer Anfang ist schwer.

„Man muss kreativ und vielfältig sein. Das ist das Zauberwort in der Küche, egal ob vegan oder mit Fleisch“, sagt der Koch. Frei nach Schnauze kombinieren wir die Polenta mit dem dritten Gang. Nun geht es ans Eingemachte. Auf dem Teller sollen Pilzknödel mit roten Knusperzwiebeln auf Pak Choi in veganer Rahmsoße mit – spontan hinzugefügt – Maisgrieß-Ecken landen. „Einfach mal die Rezepte kombinieren und variieren“, sagt Hellmund. „Habe auch mal Mut dazu, vertraute Produkte auszuwechseln.“ Das Beste kommt zum Schluss: ein Schokoküchlein.

Ich lerne, dass vegan nicht nur schmackhaft ist, sondern auch Türen zu anderen Essenskulturen öffnet. Mein Weg im Supermarkt wird nicht mehr nur zum Tiefkühlfach führen.