Kreistag begrüßt Bewerbung Hamburgs für 2024. Nur die Linke zeigt sich kritisch – und ein Radrennfahrer nostalgisch

Kreis Pinneberg/Hamburg. Der Kreis Pinneberg steht voll hinter dem Ansinnen der Stadt Hamburg, die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 austragen zu wollen. Mit großer Mehrheit, nur der eine Abgeordnete der Linken stimmte dagegen, verabschiedete der Kreistag am Mittwochabend eine entsprechende Resolution. „Bei einem Zuschlag für die Stadt Hamburg sieht der Kreistag erhebliche Chancen für die Entwicklung im Kreis Pinneberg“, heißt es wörtlich in dem Beschlussantrag von CDU, SPD, Grünen, FDP und KWGP. „Es bestehen Chancen für den Sport und Möglichkeiten zu Investitionsprogrammen für unsere Infrastruktur und zur Stärkung unserer regionalen Wirtschaft auf der Basis einer nachhaltigen und umweltschonenden Planung.“

Kerstin Seyfert, die als Vorsitzende des Sportausschusses dessen einmütige Empfehlung in den Kreistag einbrachte, bekannte: „Ich bin Feuer und Flamme für Olympia 2024 in Hamburg.“ Die Vorstellung des Olympia-Konzepts des Hamburger Sportbundes jüngst auf Einladung des Kreissportverbandes im Kreishaus habe sie beeindruckt, sagte die CDU-Abgeordnete. Sie habe ihre Unterstützung auch wie 20.000 andere bekennende Olympia-Fans vorige Woche mit dem Fackelzug um die Alster offen zum Ausdruck gebracht, sagte sie. Die Sportstätten würden nach den Spielen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, indem die Sportlerquartiere zu Wohnungen umgebaut, das Stadion von 70.000 auf 20.000 Zuschauer verkleinert, die Schwimmhalle öffentlich gemacht und die Turnhalle zu einem Kreuzfahrt-Terminal verändert würde.

Burkhard Stratmann, Grüne, erinnerte an „das positive Deutschland-Bild“, dass die Fußballweltmeisterschaft 2006 ins Ausland gesendet habe. Diesen Effekt könnten auch die Olympischen Spiele haben, sodass „der Imagegewinn nicht hoch genug einzuschätzen ist“, so der Grünen-Abgeordnete. „Es ist ein Zeichen guter Nachbarschaft, dass wir Hamburg bei seiner Bewerbung den Rücken stärken.“ Eine Vorentscheidung sei bereits gefallen, sprach Werner Harms, SPD, die Forsa-Umfrage vom vergangenen Wochenende an, für die jeweils 1500 Bürger in den beiden deutschen Bewerberstädten Hamburg und Berlin nach ihrer Meinung zu Olympia befragt wurden. Das Ergebnis, das bislang geheim gehalten wird, soll nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbundes entscheidenden Anteil haben, welche Stadt am 21. März zum offiziellen Olympia-Kandidaten Deutschlands erkoren wird. Harms: „Wichtig ist, dass Hamburg weiß, dass auch das Umland die Olympia-Bewerbung unterstützt.“

Auf die Euphorie-Bremse drückte Klaus-Dieter Brügmann, Die Linke. Keine einzige Sportveranstaltung werde im Kreis Pinneberg laufen, wenn Hamburg die Spiele austragen würde. Lediglich Reiten, Golf und Segeln würden in Luhmühlen, Alveslohe, Kiel, Lübeck oder Warnemünde stattfinden, monierte Brügmann, „dass der Kreis Pinneberg in den Vorstellungen Hamburgs nicht vorkommt“. Auch die enormen Kosten seien kaum abzuschätzen, kritisierte der Linken-Politiker. Zu den rund sechs Milliarden Euro der reinen Betriebskosten, von denen Hamburg wohl zwei Milliarden zu tragen hätte, kämen noch einmal sieben Milliarden Euro, um Unternehmen vom Grasbrook im Hamburger Hafen womöglich nach Moorburg zu verlagern.

Doch mit dieser Kritik stand Brügmann allein. Der Abgeordnete Burghard Schalhorn von der Kreiswählergemeinschaft zeigte sich so begeistert von der Idee der Olympischen Spiele vor der Haustür des Kreises Pinneberg, dass er den verdutzten Kollegen sein Original-Rennrad von 1960 präsentierte, mit dem der damals 19 Jahre alte Hochleistungssportler Straßenrennen in der DDR absolvierte und zu gerne zu den Olympischen Spielen nach Rom gefahren wäre. „Aber das wurde mir verweigert, weil die DDR-Führung Angst hatte, ich könnte fahnenflüchtig werden.“

Nun bestehe die einmalige Chance, dieses weltweit größte Sportereignis aus nächster Nähe mitzuerleben, warb Schalhorn für den Olympia-Beschluss. „Es geht um die moralische Unterstützung für die Bewerbung Hamburgs. Die Olympischen Spiele dienen der Freundschaft und der Völkerverständigung.“

Den persönlichen Einsatz Schalhorns kommentierte FDP-Fraktionschef Klaus G. Bremer, rhetorisch beflissener Alt-Philologe im Kreistag, mit dem Ausspruch des römischen Dichters und Philosophen Cicero: „Vanitas vanitatum, omnia vanitas“, was so viel heißt wie: „Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist Eitelkeit“. Er sei ja froh, dass Fifa-Boss Joseph Blatter nichts mit Olympia zu tun habe, sagte der Liberale mit Blick auf den Plan, die Fußball-WM zu Weihnachten 2022 in Katar laufen zu lassen. „Dann bekämen wir keine Sommer-, sondern Winterspiele nach Hamburg.“