Auf dem Kasernen-Areal soll ein Bildungszentrum plus Vier-Sterne-Hotel des Unternehmers Gert Prantner entstehen

Pinneberg. Paukenschlag in Pinneberg: Auf dem Areal der seit zehn Jahren brachliegenden Eggerstedt-Kaserne soll ein internationaler Campus mit mehrsprachiger Privatschule, einer modernen Sporthalle, einem Schwimmbad und mehreren Gästehäusern entstehen. Auch ein Internat gehört zum Konzept, das um Gastro-Einrichtungen und Konferenzräume ergänzt werden soll. Besonderer Clou: Der Hamburger Geschäftsmann Gert Prantner, einst Direktor des angesehenen Hotels Vier Jahreszeiten in der Hansestadt, sitzt mit im Boot.

Er will in Pinnebergs Süden ein Luxushotel mit vier Sternen und bis zu 110 Betten eröffnen. Projektplaner Thorsten Schütte vom Büro Premero Immobilien spricht von bis 100 Millionen Euro, die in den internationalen Campus investiert würden. Die zu bebauende Grundfläche: 63.000 Quadratmeter. Bagger könnten bereits 2016 rollen. Bis zur Fertigstellung des Campus dürften etwa drei Jahre vergehen.

Es ist Dienstagabend, als Schütte im Ausschuss für Stadtentwicklung das Wort ergreift. Der Projektentwickler spricht von einer „großen Chance für Pinneberg“. Von Investitionen, die die in den vergangenen Jahren arg gebeutelte Kreisstadt ins Blickfeld der Metropolregion Hamburg rücken könnten.

Insgesamt 15 Gebäude könnten entstehen, wenn die Politik sich auf das Konzept einlasse. Ein zentrales Campus-Center sei als Entree geplant. Parkhaus und ein Blockheizkraftwerk finden sich in den Zeichnungen der Architekten wieder. Von bis zu 300 Stellflächen ist die Rede. Und von 1100 Schülern, die die Internationale Schule in Eggerstedt besuchen. „Insgesamt werden bis zu 2500 Menschen dauerhaft auf dem Gelände verweilen“, sagt Schütte. Er spricht von „einer großen Strahlkraft“ des Projekts. Ideengeber ist mit Marcel Graff der Geschäftsführer des Hamburger Bildungsträgers Wabe, der an diesem Abend nicht dabei ist. Die Wabe hat sich vor einem Jahr Flächen auf dem 37Hektar großen Kasernen-Gelände gesichert – und bereits eine Kindertagesstätte hochgezogen.

Weitere Grundstücke müssten jetzt hinzugekauft werden. Graff hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er größer denkt – und weltweit nach Investoren sucht. Ein Anker des Projekts ist und bleibt eine Akademie, in der die Wabe Erzieher aus- und fortbilden will. Auch Pflegefachkräfte aus dem Ausland könnten vor Ort fit für den Markt gemacht werden.

Dann hat Gert Prantner das Wort. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der RIMC International Hotel Resort Management und Consulting mit Sitz in Hamburg. Einer der Großen seiner Branche. Und Prantner scheint Feuer und Flamme für Pinneberg. „Das Campus-Konzept an diesem Standort fasziniert mich“, sagt er, spricht von einem wunderbaren Projekt. Er hoffe auf das Vertrauen der Politik. „Wir drängen uns nirgendwo auf, bauen nur, wenn Sie uns wirklich wollen.“ Prantner verknüpft seine Pläne mit Bestrebungen, das Image Pinnebergs zu wandeln. „Man muss die Stadt vernünftig vermarkten, dann lassen sich die Betten füllen.“ Es sei möglich, Pinneberg mit dem Campus zu einem Flaggschiff in der Region zu machen.

Pinnebergs Kaserne? Eine 100-Million-Euro-Investition? Das mag manchem bekannt vorkommen. Erinnert werden muss an einen Vorstoß aus dem Jahr 2011. Seinerzeit hatten Projektentwickler der in Itzehoe beheimateten Gruppe N.E.T plan die Kreisstadt mit ihren Ideen kurzzeitig elektrisiert. Ein Forschungszentrum für Biotechnologie sollte entstehen. Von Tausenden Arbeitsplätzen war damals die Rede gewesen. Eine Luftnummer, wie sich in der Folge herausstellte. Nach kritischen Nachfragen der Politik hörte man nie wieder von den Planern.

In dem am Dienstag vorgestellten Campus-Konzept dürfte mehr Substanz stecken. Es ist gewachsen. Nach Informationen des Abendblatts ist Wabe-Geschäftsführer Marcel Graff schon seit Monaten damit beschäftigt, Geldgeber für das Projekt zu begeistern. Sogar in China sprach Graff vor. Mit Prantner hat er zweifellos einen der deutschen Top-Hoteliers an der Angel.

Pinnebergs Politikern fiel es schwer, nach der ausführlichen Konzeptvorstellung überhaupt Worte zu finden. SPD-Bauexperte Gerhard Thomssen: „Das könnte ein Leuchtturmprojekt für Pinneberg werden.“ Eine Entscheidung müsse vor der politischen Sommerpause her. CDU-Pendant Klaus Seyfert zeigte sich „sehr angetan“. Auch von den Grünen, die Bauprojekte und Versiegelung grundsätzlich kritisch hinterfragen, ist Zustimmung zu erwarten. „Wir haben uns immer für Bildungseinrichtungen an dem Standort ausgesprochen“, so Ratsherr Manfred Stache. Bürgermeisterin Urte Steinberg: „Die Realisierung des internationalen Schul-Campus ist ein große Chance. Das Hotel würde touristische Perspektiven eröffnen.“