Genossenschaft GeWoGe bietet Umbau und Vermietung der Ernst-Paasch-Halle an. Theaterbühnen fürchten weiter um ihre Existenz

Pinneberg. Die Stadt Pinneberg ist pleite. Der Traum von einem Kulturzentrum lebt trotzdem weiter. Seit Mittwochabend mehr denn je. Denn da zeigte Bürgermeisterin Urte Steinberg überraschend einen möglichen Königsweg auf. Während der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Jugend bestätigte die Rathauschefin, dass eine Kooperation mit der Wohnungsgenossenschaft Neue GeWoGe den von vielen Kreativen ersehnten Durchbruch bescheren könnte.

Laut Steinberg bietet die Genossenschaft an, die Ernst-Paasch-Halle an der Lindenstraße für den symbolischen Preis von einem Euro zu kaufen, auf dem Areal zu investieren – und den Kulturschaffenden somit dauerhaft ein Zuhause zu bieten.

Kürzlich hatte die Genossenschaft zwei Grundstücke neben der Paasch-Halle erworben. Dort soll viergeschossige Wohnbebauung entstehen. Das Kulturzentrum könnte in dieses Konzept eingepasst werden. Die Fassade der einst vom Emaillefabrikanten Herman Wupperman erbauten Paasch-Halle bliebe erhalten. Die GeWoGe würde nach dem Umbau des Innenraums an Kulturschaffende vermieten – derzeit ist von einem Mietpreis von 22Euro pro Quadratmeter die Rede.

„Wir wurden gefragt, ob wir in diesem Fall behilflich sein können“, sagt GeWoGe-Vorstand Kai Lorenz. Daraufhin seien erste Berechnungen angestellt worden. Beim prognostizierten Mietpreis sei die Genossenschaft von 360Quadratmetern Nutzfläche ausgegangen. Über der Paasch-Halle sei ein Geschoss mit Wohnungen denkbar. Lorenz stellt allerdings klar: „Es existiert noch kein ausgereiftes Konzept.“ Er spricht von ersten Überlegungen. „Mehr ist nicht passiert.“

Für Pinnebergs Theatervereine ist diese Nachricht dennoch ein Mutmacher. Die Amateurmimen hängen in der Luft. Sie wissen noch immer nicht, wo sie ab Mitte dieses Jahres ihre Stücke aufführen dürfen. Die Pinneberger Bühnen spielen derzeit im Jugendzentrum – nur eine Übergangslösung. Denn das Geschwister-Scholl-Haus an der Bahnhofstraße wird eigentlich für die offene Jugendarbeit benötigt. „Unter unseren Leuten herrscht zunehmend Riesenfrust“, sagt Peter Heinitz, stellvertretender Vorsitzender der Bühnen. „Wir benötigen dringend Planungssicherheit, fürchten die Abwanderung von Mitgliedern in andere Ensembles in der Region.“

Heinitz fühlt sich zu wenig ernst genommen: „Grundsätzlich wünschen wir uns eine bessere Informationspolitik der Stadt.“ Der GeWoGe-Vorschlag müsse eingehend geprüft werden. Klar sei aber schon jetzt, dass sich das Projekt Kulturzentrum nicht allein auf die Theatervereine stützen dürfe. Weitere Veranstalter müssten mitziehen.

Das Forum Theater spielt in der baufälligen Ernst-Paasch-Halle, die ursprünglich für den Schulsport genutzt wurde. Vereinschef Andreas Hettwer bricht angesichts des GeWoGe-Vorschlags keineswegs in Euphorie aus. „Aber wir nehmen diese Idee mit Interesse und Spannung auf.“ Grundsätzlich sei zu klären, ob die Miete für Theatervereine überhaupt zu schultern sei. Hettwer drängt auf eine ganzheitliche Lösung, die es dem Ensemble auch erlaubt, seinen Fundus zu lagern. Er will die Mitglieder noch in dieser Woche über die Neuigkeiten informieren.

Sollte aus dem GeWoGe-Projekt nichts werden, könnte ein Alternativvorschlag Steinbergs zum Tragen kommen. So soll die Aula der derzeit in Bau befindlichen Berufsschule des Kreises Pinneberg als Spiel- und Probenort für Pinnebergs Theatervereine infrage kommen. „Gut, dass somit zwei Möglichkeiten im Raum stehen“, sagt Hettwer. Der Vorsitzende des Forum Theaters ist guter Hoffnung, dass die Stadt Pinneberg für ein Ende der Theater-Krise sorgen wird. „Das wurde mir versprochen.“