Familie Peters aus Schenefeld findet keinen Nachfolger. Auch Gahde gibt nach 76 Jahren in Halstenbek auf

Kreis Pinneberg. Es ist eine Ära, die zu Ende geht. 1939 gründeten Jonny Gahde und seine Ehefrau Marichen in Halstenbek eine Schlachterei. Inzwischen steht die dritte Familiengeneration hinter dem Tresen. Doch eine vierte wird es nicht geben. Noch im Laufe des Jahres ziehen sich Klaus und Rosi Gahde in den Ruhestand zurück.

Auf eine noch längere Firmengeschichte als Gahde blicken die Schenefelder Steffen und Sigrid Peters zurück. Der Großvater verkaufte als Viehhändler schon vor 1900 Fleisch. Sein Sohn Oskar eröffnete 1931 dann das Geschäft am Sülldorfer Weg, in dem noch heute Wurst und Steaks über die Ladentheke gehen. Doch Steffen Peters ist sich sicher, dass mit ihrem Rückzug aus dem Betrieb die Familien- und Firmentradition enden wird. Noch will das Ehepaar, das direkt neben dem Fachgeschäft lebt, weitermachen. Vielleicht noch ein oder zwei Jahre, sagen sie. „Solange ich morgens gern die Theke einräume, ist alles gut. Sonst muss ich sofort aufhören“, sagt Peters. Wenn dieser Tag kommt, wird kein Nachfolger bereit stehen, der das Geschäft weiter betreibt. Die Tochter möchte nicht in die Fußstapfen der Eltern treten, was diese auch verstehen können. „Wir werden auch keinen anderen Nachfolger finden“, sagt Peters.

Viel zu hoch seien die Auflagen und Anforderungen, die heute an ein Fleischerfachgeschäft gestellt würden. „Die lassen sich jedes Jahr etwas Neues einfallen“, sagt der gelernte Schlachter. Von 2016 an müssten sie beispielsweise alle Inhaltsstoffe jeder einzelnen Ware ausweisen. Schon jetzt seien die eingeschweißten Produkte aus dem Großhandel kaum noch zu erkennen, weil sie mit geforderten Angaben großflächig zugeklebt wären. „Das ist Wahnsinn“, sagt der 63-Jährige. Hinzu kämen mehrtägige Sicherheitsunterweisungen. Für das jüngste Seminar musste das Paar, das seit 33 Jahren das Geschäft führt, den Laden drei Tage dicht machen. „Wir haben keine Urlaubsvertretung“, so Peters. Er und seine Frau hätten dann erfahren, wie sie mit Messer hantieren und sich vor Rutschgefahr in ihrem Geschäft am besten schützen, das seit Jahrzehnten fast ihr zweites Zuhause ist.

„Der Verwaltungsaufwand ist schon enorm“, sagt Sigrid Peters. Die 59-Jährige führt unter anderem die Reinigungsprotokolle, in denen festgehalten wird, wann zuletzt welche Maschine und welches Messers wie gereinigt wurden. Allein die Reinigung des Fettabscheiders kostet laut Peters 1000 Euro. „Das müssen sie erst einmal an einer Wurst verdienen.“

Früher wurde auch in Schenefeld noch selbst geschlachtet. Doch auch das musste die Familie aufgrund der zahlreichen Auflagen aufgeben. „Ich fühle mich wie ein Tischler ohne Holz“, sagt Peters, der den Beruf von der Pike auf lernte und sehr bedauert, dass auch sein Halstenbeker Kollege Gahde die Familientradition so nicht weiterführen kann.

Dabei ist Tochter Sandra Gahde selbst im Beruf tätig, schloss einst als Jahrgangsbeste ab. Der Liebe wegen zog sie jedoch in die Nähe von Frankfurt, wo sie mit Erfolg eine eigene Schlachterei führt. Sohn Jan ist in der IT-Branche tätig, er wird die Familientradition nicht fortführen.

Zumindest in Pinneberg ist das geglückt. Hier übernahm vor knapp einem Jahr Michael Raabe das gleichnamige Geschäft. Der gelernte Schlachter teilt sich die Geschäftsführung mit Erich Arndt. „Wir bauen den Betrieb gerade um“, erklärt Arndt. Unter anderem möchte man mit neuen Vertriebswegen auch junge Kundschaft in den Laden bekommen. Dabei setzt die neue Generation auf Facebook und ungewöhnliche Events wie eine Schlemmerparty, bei der am 6. März direkt aus dem Topf gegessen werden darf.

In Halstenbek hoffen Klaus und Rosi Gahde noch darauf, einen familienfremden Nachfolger für den Laden an der Dockenhudener Chaussee und den Partyservice zu finden. Verhandlungen dazu laufen. Klaus Gahde, der am Thesdorfer Weg selbst Schafe und Rinder züchtet, will dieses Standbein auch künftig fortführen. Die Produkte könnten dann im Idealfall über seinen Nachfolger vertrieben werden.

„Ich mache das seit mehr als 50Jahren“, sagt er. Und dank des Partyservices „arbeiten wir sieben Tage die Woche“, ergänzt seine Frau. Künftig wollen die beiden häufiger verreisen und mehr Zeit für die Enkelkinder haben. „Wir freuen uns schon auf unser drittes Enkelkind.“