Das Unternehmen Theodor Friedrichs stellt meteorologische Geräte und Systeme für Wetterstationen her

Schenefeld. Hamburg, leichter Graupel, drei Grad Celsius, bei leichtem Wind: Hinter dem, was wir morgens kurz in den Nachrichten hören oder schnell übers Mobiltelefon zu jeder Tageszeit abrufen können, verbirgt sich viel Arbeit und vor allem Präzision. Die Zeiten, in denen wir allein auf einen kletternden Laubfrosch vertrauten, sind lange vorbei. Professionelle Hilfe für den Wetterfrosch gibt’s aus dem Kreis Pinneberg. Denn in Schenefeld sitzt mit dem Unternehmen Theodor Friedrichs & Co. ein Experte für Messgeräte, die weltweit gefragt sind.

Die Firma mit Sitz in der Straße Borgfelde stellt seit 1953 Geräte her, auf die unter anderem Wetterdienste vertrauen. „Unsere Kunden sind in der Regel die Wetterstationen“, erklärt Geschäftsführer Jan Friedrichs, der das Unternehmen in mittlerweile dritter Generation führt. Allerdings gehören auch Forschungseinrichtungen, das Militär und die Industrie zu den Abnehmern der meteorologische Geräte und Systeme. Letztere haben besondere Auflagen zu erfüllen, die es nötig machen, die Wetterbedingungen vor Ort genau im Auge zu behalten. Die Betreiber von Kraftwerken müssen zum Beispiel wissen, woher der Wind weht. Im Störfall ist somit schnell klar, in welche Richtung der Rauch zieht.

Ob Windrichtung und -stärke, Temperatur oder Feuchtigkeit, Niederschlag, Strahlung oder Luftdruck: Die Messgeräte aus der Schenefelder Schmiede geben Aufschluss über die genauen Werte. Zum Kernprodukt des Betriebes hat sich allerdings „Combilog“ entwickelt. Dabei handelt es sich laut Friedrichs um einen präzisen, kompakten und intuitiv zu bedienenden Datenlogger, der verschiedenen Daten von Messgeräten speichert, verarbeitet und gegebenenfalls an einen Computer weiterleitet. Er kommt vor allem in der Umweltmesstechnik zum Einsatz und hat sich laut dem Unternehmen tausendfach verkauft.

Doch das Unternehmen misst nicht nur das Wetter, es stellt auch selber welches her – beziehungsweise Theodor Friedrichs stellt Geräte her, die bestimmte Wetterbedingungen simulieren, wie beispielsweise Windkanäle oder Druck-, Temperatur- und Feuchtekammern sowie Prüfeinrichtungen für Regen und Strahlung. Diese meteorologischen Labore sind nach den Messgeräten der zweite große Geschäftszweig des Schenefelder Unternehmens.

Die Kunden sitzen in unter anderem in China, Indonesien, Brasilien und Nigeria

Diese Wetterlabore sind wichtig, um die Genauigkeit der Messgeräte regelmäßig zu überprüfen und noch weiter zu verbessern. „Wärme und Kälte wirken sich auf das Gerät aus“, sagt Friedrichs. „Bei den hohen Genauigkeiten unserer Sensorik kann das große Auswirkungen haben.“ So wird gesehen, ob das zu überprüfende Gerät genau die Windgeschwindigkeit misst, die der Windkanal simuliert.

Die meteorologischen Labore wurden von Jan Friedrichs’ Vater, Hans Joachim Friedrichs, entwickelt, der damit nur die Sensoren der hergestellten Messgeräte der Firma testen wollten. „Die Laborelemente haben sich aus dem Eigenbedarf entwickelt“, berichtet der heutige Geschäftsführer. Die Kunden hätten selber Interesse an den Laboren gezeigt. Jetzt verkauft die Firma sie weltweit, baut sie ein und schult die Mitarbeiter vor Ort. „Gerade haben wir ein meteorologisches Labor in Turkmenistan ausgeliefert“, sagt Friedrichs, der an der FU Berlin Betriebswirtschaftslehre studiert hat. Auch in China, Indonesien, Brasilien und Nigeria sitzen Kunden, die meist aus dem Industriebereich oder dem öffentlichen Sektor wie Behörden kommen. „Wegen der Krise war es in den letzten Jahren in Europa etwas schwieriger“, erklärt er, „das Budget für Messungen wird immer niedriger, das merken wir auch. Das weltweite Geschäft konnte das aber kompensieren.“ Besonders in China wächst der Absatzmarkt.

Der Export macht etwa 70 Prozent des Umsatzes aus, sagt Jan Friedrichs. Ganz Hamburger Kaufmann will er über die Höhe des Umsatzes aber nichts sagen. Weltweit sei der Markt, so der Unternehmer, relativ groß. „Wenn ein Kunde sein neues Messgerät hat, dann kauft er wegen dessen Langlebigkeit erst einmal kein neues.“ In der Branche gebe es zwei oder drei Marktführer, die allerdings Systeme sowie ganze Anlagen und keine Labore bauen würden. Sie erhalten die Aufträge, die Friedrichs mit dem mittelständischen Betrieb nicht leisten kann. Dafür gebe es wohl keine Firma in der Branche, die so ein umfangreiches Angebot vorhalte wie die Schenefelder. Alle anderen seien spezialisierter, würden beispielsweise nur Windkanäle bauen, so Friedrichs. Die größte Stärke sieht er in der Flexibilität seiner Geräte. „Unsere Systeme kann man mit den Geräten anderer Hersteller kombinieren“, sagt Friedrichs. Aus Schenefeld kämen somit die „maßgeschneiderten“ Messgeräte, die bei Kunden weltweit gefragt sind.