Tornescher Kulturvereinsvorsitzender Hanfried Kimstädt ärgert sich über Rechnungen der Verwertungsgesellschaft

Tornesch. Noch bevor Hanfried Kimstädt das neue Programm des Tornescher Kulturvereins Tornescher Allerlei (ToAll) vorstellte, musste er schon einen der Programmpunkte streichen. „Die Stepptanz-Nummer, die wir für den St. Patricks Day am 21. März geplant hatten, habe ich abgesagt“, sagt Kimstädt. Der Grund: Die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, stellte dem ToAll-Vorsitzenden für die 20-minütige Tanznummer im vergangenen Jahr satte 230 Euro in Rechnung.

So ganz kann Kimstädt das nicht verstehen. „Die Gruppe tanzt zu traditionellen irischen Liedern, ich dachte, die seien nicht Gema-pflichtig.“ Auf die Rechnung der Gema antwortete Kimstädt mit einer E-Mail. „Ich habe geschrieben, dass sie kein Geld bekommen werden. Das kann sich der Verein nicht leisten“, sagt Kimstädt. Der Sachbearbeiter prüfte die Rechnung und schickte eine neue.

Es seien Gema-pflichtige Lieder gespielt worden, deshalb sei die Rechnung korrekt, hieß es. „Welche Stücke das gewesen sein sollen, wurde mir aber nicht verraten“, sagt Kimstädt, der erneut zurückschrieb. Die überarbeitete Rechnung ist nun bei Kimstädt eingegangen. Jetzt will die Gema 176 Euro haben. Er werde die Rechnung wieder zurückschicken, sagt Kimstädt. „Das ist wohl eine unendliche Geschichte.“

Bei der Gema hat man eine einfache Erklärung. „Welche Stücke gebührenpflichtig sind, entscheidet nicht die Gema“, sagt Sprecherin Ursula Goebel. „Für die meisten Werke gilt eine Schutzfrist von 70 Jahren, danach werden die Lieder zu Gemeingut.“ Es werde nicht unterschieden, welchem Genre die Musik angehört. „Entscheidend ist, ob der Urheber das Verwertungsrecht an eine Gesellschaft wie die Gema übertragen hat“, so Goebel. Für die Stücke ausländischer Interpreten sammelt die Gema in Deutschland zwar das Geld, leite dieses dann aber an die nationalen Schwestergesellschaften weiter, die die jeweiligen Musiker ausbezahlen.

Bei Veranstaltungen komme es darauf an, wie intensiv die Musik genutzt werde. „Bei einer Lesung, die mit Hintergrundmusik untermalt wird, steht die Musik weniger im Vordergrund als bei einer Tanzvorführung oder gar einem Konzert“, sagt Goebel. „Bei Tanzveranstaltungen steht die Musik zwar nicht im Mittelpunkt, ist aber essentiell.“ Die Berechnung der Gebühren für Veranstaltungen mit Musik erfolge nach verschiedenen Kriterien. Größe des Saals, Eintrittspreis und Anzahl der Besucher spielen dabei ebenso eine Rolle, wie Anzahl der Musikstücke und Dauer der Veranstaltung. „Es gibt keinen festen Gema-Tarif für Tanzveranstaltungen“, sagt Goebel.

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Gema bei Kimstädt für Ärger sorgt. So bekam die Stadt Tornesch für die Veranstaltung „Singing Omnivores“ im Jahr 2013 eine Rechnung, da diese nicht angemeldet gewesen sei. Kimstädt ist sich aber sicher, den Liederabend wie üblich am nächsten Tag gemeldet zu haben. Der zuständige Sachbearbeiter prüfte erneut und schickte eine Entschuldigung an Kimstädt. Eine neue Rechnung kam nicht.

Andere Vereine im Kreis Pinneberg arbeiten hingegen problemlos mit der Gema zusammen. Der Barmstedter Kulturverein Pfiff beispielsweise hatte bisher keine Schwierigkeiten mit der Verwertungsgesellschaft. „Wir melden immer vorher, wann wir welche Veranstaltungen planen und die Gema bucht den fälligen Betrag dann von unserem Vereinskonto ab“, sagt der Vorsitzende Rolf Klose. Die Kosten für die Gema kalkuliere er bereits in der Haushaltsplanung ein. Bei Klassik-Konzerten sei nicht immer klar, welche der Stücke gebührenpflichtig seien. „Da ist aber die Gema in der Pflicht“, sagt Klose. Der übliche Betrag für eine Veranstaltung mit Musik liege zwischen 70 und 80 Euro.

Eine so hohe Rechnung wie die bei Hanfried Kimstädt ging bei Klose noch nicht ein. „Die neue Gebührenordnung der Gema soll kleine Vereine entlasten. Bei Pfiff spüren wir dadurch schon eine Erleichterung. Aber wenn für einzelne Veranstaltungen so hohe Gebühren anfallen, reißt das ein großes Loch in die Finanzplanung des Vereins“, sagt Klose. Er kann sich auch vorstellen, dass es sich um einen Fehler der Gema handelt: „Aber ich fürchte, im Zweifelsfall sitzen die am längeren Hebel.“

Das ist auch der Eindruck von Hanfried Kimstädt. „Die Gema sitzt auf einem hohen Ross und ist dort auch nicht runter zu kriegen“, sagt er. Doch der ToAll-Chef will nicht klein beigeben. „Ich habe die Hoffnung, dass sich die Sache noch aufklärt“, sagt Kimstädt. Einfach so viel Geld zu verlangen, und das auch noch ohne zu sagen wofür, halte er für sehr fraglich.