StoraEnso Uetersen will als eigenständige Feldmühle bis 2017 wieder profitabel sein und neue Mitarbeiter einstellen

Uetersen. Die vom finnischen StoraEnso-Konzern frisch verkaufte Papierfabrik in Uetersen soll so schnell wie möglich wieder profitabel werden. Christopher Höfener kündigte als Vertreter des neuen Eigentümers, der Perusa Finanzholding, die kurz vor Weihnachten die Papierfabrik für sieben Million Euro gekauft hat, am Montag im Gespräch mit dem Abendblatt an: „Wir gehen davon aus, dass wir Anfang 2017 wieder schwarze Zahlen erreichen.“ Dieser Prozess werde voraussichtlich zwei Jahre brauchen. Der Betriebsrat ist optimistischer: „Ich bin zuversichtlich, dass wir schon in einem Jahr aus der Verlustzone sind“, sagt Katja Köppe, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Schon in den nächsten Wochen seien zusätzliche Neueinstellungen geplant, kündigt Höfener an.

Zudem wird es einen Namenswechsel geben, der zurück zu den Wurzeln geht: „Das Unternehmen wird in Zukunft wieder Feldmühle heißen.“ Unter diesem eingeführten Traditionsnamen firmierte das Werk bis 1990, als der schwedische Stora-Konzern die sieben deutschen Feldmühle-Papierfabriken aus dem Flick-Nachlass übernahm, der dann später mit der finnischen Enso-Gruppe fusionierte. „Wir glauben, dass das Papierwerk Uetersen als eigenständiges Werk die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft mitbringt“, begründet Höfener diesen Schritt. „Der Name Feldmühle hat Tradition, einen guten Ruf und kommt bei unseren Kunden gut an“, ist Katja Köppe überzeugt.

Sobald das Bundeskartellamt die Eigenständigkeit der Uetersener Papierfabrik anerkennt, soll das neue, alte Firmenschild wieder an der Pinnauallee angebracht werden. So konnte auch die Papierfabrik Kämmerer in Osnabrück, die jahrzehntelang zum Ahlstrom-Konzern gehörte, nach dem Kauf durch Perusa im Jahr 2013 den ursprünglichen Firmennamen zurückerhalten. Die Zuversicht von Geschäftsführung, Betriebsrat und Eigentümer auf schnelle Gesundung basiert auf der Rückgewinnung unverschuldet verloren gegangener Märkte. So musste das Werk in Uetersen vor einigen Jahren die Produktion der grafischen Papiere unterhalb von 300 Gramm komplett an ein Schwesterwerk in Finnland abgeben. Dies verursachte einen Produktionsausfall von bis zu 180.000 Tonnen im Jahr, der nur zum Teil durch die Herstellung von Spezialpapieren ausgeglichen werden konnte. Wenn die Uetersener Papierfabrik nach der erwarteten Zustimmung des Bundeskartellamtes Anfang März wieder eigenständig sei, könnten auch wieder die leichteren, lukrativeren Bilderdruckpapiere angeboten werden, so Katja Köppe. Sie hofft, auf diese Weise viele Stammkunden zurückzugewinnen, die sich umorientieren mussten. Auch der im Herbst 2014 gescheiterte Verkauf an eine österreichische Papierfabrik habe viele Kunden lange hingehalten und verschreckt, die nun bald wieder ihre Mengen direkt in Uetersen bestellen könnten.

Damit dies gelingen kann, brauche das Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter für den Vertrieb der Bilderdruckpapiere, die zuvor nur über den Konzern in Helsinki bestellt werden konnten, erklärt Höfener. „Die genaue Anzahl der Mitarbeiter steht noch nicht fest. Es kommt uns sehr darauf an, erfahrene Leute zu rekrutieren.“ Insider gehen davon aus, dass der Außendienst um etwa sechs Mitarbeiter aufgestockt werden müsste, damit das Werk in Uetersen wieder die alte Schlagkraft zurückerlangen kann.

Da der Markt der Bilderdruckpapiere insgesamt aber rückläufig ist, will die neue Feldmühle zudem das Standbein der Spezialpapiere weiter ausbauen. So haben sich die 406 angestellten Papiermacher in Uetersen in jüngster Vergangenheit auf die Herstellung von Verpackungspapieren spezialisiert, um die Verluste bei den grafischen Papieren aufzufangen. Dazu gehören metallisierte Papiersorten, wie sie für die Inlays in den Zigarettenschachteln benötigt werden. Auch sogenannte Medialiner, die für Aufschriften, Botschaften und Slogans auf Papp-Aufstellern in Supermärkten erforderlich sind, sollen künftig verstärkt in Uetersen produziert werden.

Auch die Verantwortlichen in Uetersen und Moorrege, über deren Gebiet sich das 70 Hektar umfassende Firmengelände erstreckt, setzen auf eine baldige Erholung ihres größten Arbeitgebers. Am wichtigsten sei es, dass der Standort und die Arbeitsplätze gesichert seien, betonen die Bürgermeister Andrea Hansen (Uetersen) und Karl-Heinz Weinberg (Moorrege). „Aber vielleicht springen auch wieder Gewerbesteuereinnahmen für uns heraus“, sagt Weinberg, „auf die wir die letzten sieben Jahre verzichten mussten.“