Wedels Sparpläne: Sportler müssen für Nutzung des Kombibades zahlen. DLRG und TSV kritisieren Benachteiligung

Wedel. Wedel schwimmt nicht mehr im Geld. Das bekommen derzeit viele Vereine und Institutionen zu spüren. Aufgrund von fehlenden Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 28 Millionen Euro regiert der Rotstift. Hart treffen die vom Stadtrat bereits abgesegneten Sparpläne die vereinsmäßig organisierten Schwimmer. Denn sie müssen jetzt für die Nutzung der Badebucht zahlen. Das sorgt für Kopfzerbrechen und Unmut bei den betroffenen Vereinen wie dem Wedeler Turn- und Sportverein (TSV) und den Rettungsschwimmern, für die die Änderung eine große Finanzlücke bedeutet.

Denn bislang wurde ihnen die Gebühr für die stadteigene Schwimmhalle in Form eines Zuschusses zu hundert Prozent rückerstattet. Damit ist Schluss. Die Sportförderung, die den Finanzfluss zwischen Stadt und der stadteigenen Kombibad Wedel GmbH als Betreiber der Badebucht regelt, wurde gedeckelt. Rund zehn Prozent der Kosten will Wedel sparen. Geld, das die betroffenen Vereine aufbringen müssen. Den Mitgliedern drohen Beitragserhöhungen. Das sorgt für Ärger – vor allem weil andere Sportstätten kostenlos bleiben und somit nur einige Wedeler Vereine eine Gebühr zahlen müssen.

Betroffen sind die Schwimmer des Wedeler Turn- und Sportvereins (TSV), die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Versehrtensportgruppe. Allein für die 175 Mitglieder große Schwimmsparte des TSV macht die indirekte Nutzungsgebühr eine Belastung von etwa 4500 Euro aus. „Das geht gar nicht. Wir können uns geradeso finanziell über Wasser halten. Solch eine hohe Summe können wir allein nicht aufbringen“, sagt Abteilungsleiter Frank Barthelmes. Er versteht die Entscheidung der Kommunalpolitiker nicht. Das Schwimmbad gehört aus seiner Sicht zur Grundausstattung einer Stadt und werde ohnehin durch Steuergelder finanziert.

Viele Trainer gäben zusätzlich Kurse, damit die Sparte sich überhaupt finanziell tragen könne. „Es ist unmöglich, dass man diese ehrenamtlichen Leistungen auch noch torpediert“, kritisiert Barthelmes. Man müsse sich nicht wundern, wenn es solche Abteilungen in Wedel irgendwann nicht mehr gebe. Früher konnten die TSV-Schwimmer durch selbst ausgerichtete Wettbewerbe Geld in die Kasse bringen. Doch mit Anbruch der Kombibadzeit in Wedel war das vorbei. Der Schwimmbetrieb müsse reibungslos für die Badebucht-Besucher laufen, Wettbewerbe seien nicht gewollt.

Um die Mitglieder nicht weiter strapazieren zu müssen und trotzdem die Einnahmen zu erhöhen, führten die Schwimmer 2014 ein neues Kurssystem ein. Was früher mit dem allgemeinen Spartenbeitrag abgegolten war, muss nun extra gebucht und bezahlt werden. Statt Anfängerschwimmgruppen gibt es achtwöchige Kurse wie Frühschwimmer, Kraulen für Anfänger sowie Rücken&Brust für Anfänger. Die Teilnahme an solch einem Kursus kostet 100Euro, TSV-Mitglieder zahlen 80Euro. Angeleitet werden sie von Trainern aus den Reihen der Schwimmer, die eine Aufwandsentschädigung erhalten.

TSV-Mitgliedern droht eine weitere Erhöhung der Vereinsbeiträge

„Wir mussten etwas tun, weil wir an die Rücklagen für den Wettkampfbus mussten. Wir wollten Einnahmen generieren“, erklärt Torsten Lagerpusch. Er ist sportlicher Leiter der Schwimmer und koordiniert die neuen Kurse, mit denen die Schwimmer versuchen, ihr bereits bestehendes Finanzproblem in den Griff zu bekommen. „Es ist schade, dass den engagierten Vereinsmitgliedern auch noch Stöcke zwischen die Beine geworfen werden“, so Lagerpusch, der wie Barthelmes jetzt auf die Unterstützung des gesamten Vereins hofft, um die finanzielle Herausforderung irgendwie stemmen zu können.

Die wird es wohl geben, wie TSV-Chef Jürgen Brenker in Aussicht stellt. Während der jüngsten Vereinsratssitzung sei über das Problem gesprochen worden. „Wir wollen den Mitgliedern während der nächsten Versammlung eine Erhöhung des Grundbeitrages vorschlagen“, so Brenker. Es wäre die zweite innerhalb von zwei Jahren. Auf die etwa 3000 Mitglieder käme somit eine Erhöhung ab Juli von zwei Euro auf dann 13 Euro für Erwachsene und einen Euro auf sieben pro Kind plus den jeweiligen Spartenbeitrag pro Monat zu.

„Wir müssen als gesamter Verein mit den Kürzungen an Wettkampfs- und Übungsleiterzuschüssen insgesamt 10.000 Euro an Kürzungen auffangen. Es bleibt kein anderer Weg. Aber jede Beitragserhöhung tut weh“, sagt der Vorsitzende, der damit bereits schlechte Erfahrungen gemacht hat. Die jüngste Erhöhung kostete ihn eine ganze Abteilung, der Lauftreff trat geschlossenen aus. „Trotzdem, wir können nicht verlangen, dass die Schwimmer das allein tragen. Das ist nicht fair. Alle anderen Sportstätten sind kostenfrei. Das wäre gegen das Solidarprinzip.“

Genau das macht er den Politikern zum Vorwurf. Auch DLRG-Chef Jochen Möller kritisiert die Gebühr zulasten der Schwimmer: „Das ist nicht nachvollziehbar. Nur weil die defizitäre Badebucht eines Zuschusses bedarf, werden allein die Schwimmer herangezogen. Wenn Einsparungen im Sport nötig sind, sollte es alle gleichermaßen betreffen. Die 470 Mitglieder starke DLRG kostet die neue Regelung etwa 3500 Euro. „Wir werden um eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge wohl nicht herumkommen“, so Möller. DLRG und TSV prüfen zudem, das Kombibad weniger zu nutzen. Das Bad fährt pro Jahr ein Minus von zwei Millionen Euro ein.