30 Millionen Euro aus Brüssel flossen seit 2007 in 79 Projekte von Helgoland bis Wedel

Kreis Pinneberg. Europa sei im Kreis Pinneberg angekommen, sagt Landrat Oliver Stolz und zieht eine positive Bilanz der abgelaufenen EU-Förderperiode. So seien von 2007 bis heute von 660 Millionen Euro, die für Wirtschaftsprojekte in Schleswig-Holstein aus Brüssel flossen, 30,2 Millionen Euro aus dem regionalen Entwicklungsprogramm direkt dem bevölkerungsreichsten Kreis des Landes zugute gekommen. 79 Projekte seien mit dem Geld zum großen Teil finanziert worden, bilanziert Harald G. Schroers von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises. 27 kommunale Vorhaben, 31 Betriebserweiterungen und 21 regionale Projekte erhielten teilweise Millionensummen. „Ohne das Geld von der Europäischen Union hätten wir das nicht verwirklichen können.“

Am meisten profitierte im Kreis Pinneberg die Insel Helgoland. Allein mit 10,2 Millionen Euro ist dort der Ausbau des Hafens gefördert worden, der insgesamt 17,9 Millionen Euro gekostet hat. Für die neue Erlebnispromenade gab es 2,2Millionen Euro – 70 Prozent der Gesamtkosten. Weitere 200.000Euro wurden in die Erstellung von Regionalen Entwicklungskonzepten, einem Tourismus-Plan und eine Machbarkeitsstudie für den Bau des Blue-Houses investiert, in dem das Alfred-Wegener-Institut Meerestierforschung betreiben will. „Das Geld ist nicht für Stahl, Stein und Beton ausgegeben worden“, betont Schroers. Auch Konzepte, Netzwerke und Zukunftspläne seien direkt gefördert worden.

Auch das Festland hat etwas von dem Millionen-Kuchen abbekommen. Die Stadt Wedel konnte ihren Stadthafen revitalisieren, was insgesamt 14,7Millionen Euro gekostet hat, wovon die Hälfte aus dem EU-Fördertopf kam. Weitere 160.000 Euro flossen in ein integriertes Stadtentwicklungskonzept sowie den Regionalpark Wedeler Au. Dort wurde eine Wassererlebniszone geschaffen, die Schulklassen und andere Besucher mit Smartphone-Touren neu entdecken können. Dies machte jeweils 50 Prozent der Gesamtkosten aus.

In Uetersen konnte mithilfe des EU-Geldes das alte Getreidesilo am Stichhafen endlich abgerissen werden. Die Förderung umfasste fast 700.000Euro bei 1,1 Millionen Euro Gesamtkosten. Weitere Nutznießer waren der Weiterbildungsverbund mit gezielten Projekten unter der Federführung der Volkshochschule Pinneberg, die im Laufe der sieben Jahre fast 1,2Millionen Euro erhalten hat. Außerdem wurden rund 100.000Euro bereitgestellt, um ein kreisübergreifendes Entwicklungskonzept für die A23/B5 zu verwirklichen. Es soll die Chancen abklopfen und konkrete Vorschläge für neue zukunftsfähige Gewerbegebiete im Norden der A23 aufzeigen.

Auch einige Firmen im Kreis konnten direkt von dem Fördergeld profitieren. So erhielt das Medizintechnische Unternehmen Söring in Quickborn 1,4Millionen Euro, um ein Gerätekonzept für OP-Systeme zu entwickeln. Der Schiffszulieferer Hatlapa in Uetersen konnte mit dem Zuschuss von 260.000 Euro ein neues Baukostensystem für Ankerverholwinden konstruieren. Kleinere Netzwerk-Projekte kamen einem gesundheitsmedizinischen Verbund und der Logistikbranche zugute.

All diese Maßnahmen und Projekte sind unter Mitarbeit der WEP in Tornesch realisiert worden. Sie griff die Ideen aus den Kommunen auf, beriet diese und fütterte damit die Projektgesellschaft Norderelbe in Itzehoe. Diese verantwortete sämtliche Projekte, die in den Kreisen Pinnberg, Segeberg, Steinburg, Dithmarschen und der Stadt Neumünster umgesetzt wurden. Diese Region Südwest hat zusammen 61 Millionen Euro EU-Fördergeld erhalten.

„Alles, was wir mit dem Geld gemacht haben, hatte eine unmittelbare Wirkung“, sagt Schroers. „Es hat die Standorte attraktiver gemacht.“ Ob das auch künftig der Fall sein wird, ist fraglich. Zwar hat die EU gerade für die nächste Förderperiode bis 2020 ein ähnlich umfangreiches Förderprogramm aufgelegt. Allerdings wird die Verteilung nun zentral von Kiel aus gesteuert. Die Geschäftsstelle der Projektgesellschaft in Itzehoe wird aufgelöst.

Lediglich ein kleiner Fördertopf von 30 Millionen Euro soll den Tourismus ankurbeln und Energieeffizienz-Maßnahmen an der Westküste fördern. Dazu gehöre auch Helgoland, nicht aber mehr der Kreis Pinneberg. „Die guten Zeiten sind vorbei“, befürchtet Schroers. Zum einen gebe es insgesamt weniger Geld aus Brüssel. Zum anderen bestehe durch die veränderten Förderkriterien und die zentrale Verteilung die Gefahr, dass gute Projekte unberücksichtigt blieben. Der Kreis verliere sein direktes Mitspracherecht und seine Funktion als Ideengeber. Dieser Impuls, wichtige lokale und regionale Projekte von unten anzuschieben, dürfte erheblich schwächer werden.