So manchen Kirchensteuerzahler mag es entrüsten.

Da gibt er schon jeden Monat einen nicht unerheblichen Teil seines Einkommens für die Kirche und nun will die örtliche Kirchengemeinde darüber hinaus noch Geld von ihren Schäfchen einnehmen. Doch ein genauer Blick auf das Prinzip des Freiwilligen Kirchgeldes lohnt sich. Denn dieses ist nicht vornehmlich dazu gedacht, die Steuerzahler zusätzlich zur Kasse zu bitten.

Vielmehr gibt es viele Menschen, vor allem Rentner, die sich der Kirche verbunden fühlen, aber keine oder kaum Steuer zahlen müssen. Die freiwillige, aber regelmäßige Spende ist für sie eine gute Möglichkeit, die Arbeit ihrer Kirchengemeinde auch mit kleinen Beträgen zu unterstützen. Und es ist für die Kirchengemeinden ein guter Weg, trotz Mitgliederschwunds und mittelfristig sinkender Steuereinnahmen ihre soziale, pädagogische und kulturelle Arbeit auf einem möglichst hohen Niveau weiterzuführen.

Also alles gut? Ist diese zwei-Wege-Finanzierung tatsächlich ein Gewinn für alle Beteiligten? Sie sollte es sein – doch sie birgt auch ein Risiko. Dann nämlich, wenn das Freiwillige Kirchgeld schleichend zur Alternative zur Steuer werden sollte. Eine Spende, um die immer wieder geworben werden muss, ist nicht in gleicher Weise wie eine automatisch eingezogene Steuer geeignet, auch eher unsichtbare Bereiche, wie Seelsorge oder Suchtberatung, zu sichern.

Es ist gut, wenn Kirchengemeinden sich um die Gunst ihrer Mitglieder bemühen müssen. Auf diese Weise verdienen sie sich eine Extra-Spende. Doch als Fundament zur Finanzierung der Gemeindearbeit ist die Kirchensteuer unerlässlich.