Elmshorner Kardiologen klären in einem Seminar über Rhythmusstörungen auf

Elmshorn. Das Herz ist komplett aus dem Takt. Die Herzschläge folgen chaotisch aufeinander. Oft gehen Herzstolpern und -rasen mit innerer Unruhe, Angst, Abgeschlagenheit, Atemnot und Erschöpfung einher. Die Deutsche Herzstiftung thematisiert in ihren bundesweiten Herzwochen im November Rhythmusstörungen. Allein am Vorhofflimmern, der häufigsten Form, leiden 1,8 Millionen Menschen bundesweit. Jährlich werden 400.000 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, weil ihr Herz nicht mehr regelmäßig schlägt. Es herrscht Unsicherheit, wann Herzrhythmusstörungen harmlos sind und wann sie gefährlich werden.

Kardiologe Dr. Jens Freudenthal, der in Elmshorn eine Praxis hat, und Dr.Oliver Hader, Chefarzt der kardiologischen und angiologischen Abteilung im Regio-Klinikum Elmshorn wollen über aktuelle Möglichkeiten der Diagnose und Therapie informieren. Am Dienstag, 11. November, von 19 Uhr an geben sie ein für Patienten, Angehörige und weitere Interessierte kostenfreies Seminar an der Volkshochschule Elmshorn, Bismarckstraße 13.

„Ein unregelmäßiger Herzschlag kann völlig normal sein“, sagt Hader. Doch wenn er häufiger und heftig auftrete, sollte man sich unbedingt beim Kardiologen untersuchen lassen. Für Panik bestehe aber kein Grund. „Selten sind Herzrhythmusstörungen Vorläufer eines drohenden plötzlichen Herztodes“, sagt Dr. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung und Kardiologe in Hamburg. „Oft liegt aber eine Herzkrankheit zugrunde. Die beim Facharzt zu erkennen und konsequent zu behandeln, ist entscheidend.“

Herzrhythmusstörungen sind, wenn nicht angeboren, keine eigene Erkrankung, sondern meistens eine Folge von Krankheiten wie der koronaren Herzkrankheit, Herzklappenerkrankungen und Herzmuskelerkrankungen. Bei etwa 70 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern liegt Bluthochdruck vor. Auch Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes oder chronische Lungenerkrankungen können den Takt durcheinanderbringen. Auch Kalium- und Magnesiummangel, Alkohol, Nikotin, üppige Mahlzeiten, Schlafmangel und Stress können sich negativ auswirken.

„Das Gefährliche am Vorhofflimmern ist: Bleibt es unbemerkt, kann es zum Schlaganfall führen“, sagt Kardiologe Freudenthal. „30 Prozent aller Schlaganfälle sind durch Herzrhythmusstörungen bedingt.“ Durch das Flimmern ziehen sich die Herzvorhöfe nicht mehr regelmäßig zusammen. Der Blutstrom wird langsamer, Gerinnsel können sich bilden, die Hirngefäße verschließen können.

Jedes Jahr verursacht Vorhofflimmern rund 30.000 Schlaganfälle. Gerinnungshemmende Medikamente können schützen. Um Vorhofflimmern festzustellen, sollte man den Herzschlag mit einem Blutdruckmessgerät prüfen, so die Experten. Bei Unregelmäßigkeiten des Pulses sollte beim Arzt ein EKG veranlasst werden.

Wenn bei Patienten trotz Behandlung mit Medikamenten Beschwerden wie Herzrasen, Atemnot, Druck im Brustkorb, Schwindelgefühl oder schnelle Erschöpfung auftreten, kommt laut Meinertz eine Katheterablation in Betracht. Dabei werden Herzzellen gezielt mit Hochfrequenzstrom oder Kälte verödet. Erfahrene Rhythmologen können laut Deutscher Herzstiftung bei Patienten mit anfallsweisem Vorhofflimmern nach einmaligem Eingriff eine Erfolgsrate von bis zu 70 Prozent vorweisen. Die Behandlung sollte in Spezialkliniken durchgeführt werden.

Auch auf dem Medikamentenmarkt gibt es neue Entwicklungen, wenn es darum geht, die Blutgerinnung zu hemmen. Neue Medikamente sind Pradaxa, Xarelto und Eliquis, die laut Meinertz gleichwertig mit dem bisherigen Standard-Medikament Marcumar sind. „Ein großer Vorteil ist die einfache Handhabung“, sagt er. „Auch die gefürchteten Hirnblutungen treten deutlich seltener auf.“ Allerdings seien noch viele Fragen offen, zum Beispiel zur Behandlung von schweren Blutungen. Die Therapieentscheidung, welches der neuen Medikamente eingesetzt werden sollte, müsse immer für jeden Patienten individuell getroffen werden.