Badebucht meldet Besucherrekord – allerdings nicht im Freibad, sondern trotz der sommerlichen Temperaturen in der Saunalandschaft

Wedel. Das Thermometer zeigte im Juli bis zu 32 Grad Celsius in Wedel und der Umgebung an. Ein heißer Sommer, an dem alle Abkühlung suchten – würde man denken. Doch die Zahlen von Karsten Niß sagen etwas anderes. Niß ist Leiter der Badebucht in Wedel. Mit den Besucherzahlen seines Freibades ist er zwar zufrieden, was angesichts des Sommers nicht verwundert. Überraschend ist dagegen, dass er noch viel glücklicher über die Besucherzahlen der separaten Sauna- und Wellnesslandschaft ist.

Trotz der hohen Durchschnittstemperaturen strömten allein im Juli 1710 Besucher in die Wedeler Saunalandschaft. Das sind 210 Wellness-Fans mehr als erwartet, die statt bei 30 Grad lieber in den bis zu 95 Grad heißen Häuschen im Fischerdorf des Kombibades schwitzen wollten. Eine Tendenz, die anhält. „Allein am vergangenen Sonntag kamen 113 Besucher, so viele wie normalerweise im November oder Dezember zur Hochsaison“, sagt Niß. Von Mai bis Juli kamen 6641 Sauna-Fans nach Wedel, das ist ein Plus von 1033 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres und übertrifft alle Erwartungen der Betreiber.

Niß und seine 52 Mitarbeiter kann das nur freuen, denn es ist ein lukrativer Bereich des Unternehmens, der da so prächtig wächst und gedeiht. Von den etwa 230.000 Gästen, die die Badebucht pro Jahr besuchen, zieht es etwa 32.000 in die Saunalandschaft. Trotzdem machen der Wellnessbereich und die Gesundheitsangebote, vor allem Massagen, bereits rund 50Prozent des Gesamtumsatzes aus. Kein Wunder, dass die Kombibad GmbH als 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Wedel kräftig in diesen Bereich investiert und ihn stetig weiter ausbaut.

Gerade wird die Waschköck, so heißt in Wedel die Dampfsauna, komplett renoviert und umgebaut. Kostenpunkt: 40.000 Euro. 2012 wurde das neue Ruhehaus für 600.000 Euro eröffnet. Es bietet Raum für 58 weitere Liegeplätze und einen Multimediaraum. Zudem wurden vier weitere Massageräume gebaut. Was mit drei auf einer Tafel angepriesenen Massagen begann, hat sich auf ein Angebot von 18 verschiedenen Massagetechniken ausgedehnt. Allein im Juli verzeichnete das Kombibad 200 Massagen. Es gibt bereits Pläne, das Wedeler Fischerdorf im kommenden Jahr um ein weiteres Saunahaus auf dann sechs Häuser wachsen zu lassen.

„Sie überleben nur, wenn sie solche Anlagen am Leben halten. Das Verwalten reicht heute nicht mehr aus“, sagt Niß. Stillstand kann mit Schließung enden. Angesichts leerer Stadtkassen stehen viele Schwimmbäder in Schleswig-Holstein vor dem Aus oder zumindest zur Debatte. Laut einer aktuellen DLRG-Statistik wurden in den vergangenen sieben Jahren in Schleswig-Holstein acht Bäder geschlossen, 24 sind gefährdet. Auch in Wedel sind die Zeiten schwieriger geworden, nachdem die Gewerbesteuereinnahmen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich eingebrochen sind. Das Schwimmbad ist ein Zuschussgeschäft trotz des immer besser laufenden Wellnessbereichs. Ein Defizit von zwei Millionen Euro verzeichnet das Bad pro Jahr, ein Minus, das die Stadt trägt. Da verwundert es nicht, dass die Schließung oder Reduzierung von Öffnungszeiten und Leistungen auf der vertraulichen Liste der Einsparvorschläge für die politische Debatte nach der Sommerpause zu finden sind.

Niß nimmt das gelassen. Er weiß, dass das Bad immer wieder in der Kritik steht, aber er weiß auch, dass die Einrichtung rege von Vereinen, Schulen, Feuerwehr und Polizei genutzt wird. Rund 38.000 Nutzer pro Jahr stammen aus diesem Bereich. Für sie gibt es eigene Hallenzeiten, in denen das Becken abgesperrt wird. Trotzdem müssen sich die öffentlichen Bäder verändern, neue Einnahmequellen finden und Einsparmöglichkeiten ausfindig machen. Niß sieht gerade in dem Ausbau des Wellnessbereichs Potenzial.

Zudem gibt es die Idee, auf dem weitläufigen und teilweise ungenutzten Areal des Kombibades zwischen Badebucht und Schulauer Straße ein zweigeschossiges Kongresshotel mit 250 Betten zu errichten. Das soll möglichst gleich an die Badebucht inklusive Wellnessbereich angeschlossen werden. Die Stadtwerke erhoffen sich Einnahmen in Höhe eines sechsstelligen Betrages. Ein Investor stand schon parat. Allerdings ist dieser Plan bereits vier Jahre alt. Neuen Schwung könnte jetzt ein Gutachten in die Debatte bringen.

Ein von der Stadt beauftragter Experte soll das Potenzial in Wedel analysieren und mögliche Standorte für einen Hotelneubau bewerten. Außer dem Standort am Kombibad stehen zwei weitere Flächen an der Elbe zur Prüfung – einmal auf dem Gelände des neuen Businessparks und zum anderen auf dem Grundstück am Kopf des Schulauer Hafens, der derzeit saniert wird. Die Ergebnisse des Gutachtens liegen laut Bauamtschef Klaus Lieberknecht noch nicht vor. Aber er geht davon aus, dass sie rechtzeitig zur Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag, 26. August, vorliegen werden. Unklar ist, ob das Gutachten im Wedeler Rathaus von 18 Uhr an öffentlich diskutiert wird.