Arbeitsagentur, Schulamt, Jobcenter und Berufsschulen vereinbaren Kooperation, um Übergang von Schule in Beruf zu erleichtern

Kreis Pinneberg. Jedes Jahr gehen einige Hundert junge Menschen bei der Lehrstellenvergabe im Kreis Pinneberg leer aus. Zurzeit suchen noch 1748 Bewerber einen Ausbildungsplatz, 1621 Lehrstellen sind unbesetzt. Jugendliche unter 18 sind berufsschulpflichtig. So werden jedes Jahr in den beiden Kreisberufsschulen etwa 350 Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben, in Berufseingangsklassen (Pinneberg) oder dem Berufsgrundbildungsjahr (Elmshorn) für den Ausbildungsmarkt fit gemacht.

Damit dieser Übergang von der Schule in den Beruf künftig besser klappt, haben jetzt das Kreisschulamt, die Arbeitsagentur in Elmshorn, das Jobcenter und die beruflichen Schulen einen Kooperationsvertrag geschlossen, der ihre Zusammenarbeit verbessern, die Abläufe harmonisieren und ein Einzelfallmanagement für besondere Härtefälle regeln soll. „Kein Jugendlicher dürfe künftig die Schule ohne konkrete Perspektive verlassen, meinten Landrat Oliver Stolz und Arbeitsagenturchef Thomas Kenntemich bei der Unterzeichnung der Vereinbarung, die bislang landesweit einmalig ist.

Vielen dieser 15- bis 17-Jährigen, die nach der Hauptschule ohne Lehrstelle seien, fehle es an Primärtugenden wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit und an Orientierung, was sie mal werden wollten, beschreibt Peter Heit von der Berufsschule Elmshorn das Problem. Manche kämen mit völlig falschen Erwartungen daher, die die Berufsschullehrer erst einmal richtig einordnen müssten. „Die haben die Vorstellung, sie könnten Stürmer in der Bundesliga werden. Unsere Aufgabe ist es, sie davon zu überzeugen, dass sie gut für das Mittelfeld in der Kreisliga sind“, beschreibt Peter Heit diese etwas desillusionierende Strategie in den Eingangsklassen, die den Jugendlichen für ihr späteres Leben weiterhelfen soll.

Nun wird es verlässliche Strukturen geben, die den Jugendlichen den Übergang aus den 17 Gemeinschaftsschulen im Kreis ins Berufsleben erleichtern soll. Auf Entscheidungsebene würden alle mit Schule und Beruf beschäftigten Einrichtungen an einem Strang ziehen und ihre Maßnahmen aufeinander abstimmen, sagte Schulrat Michael Doppke. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können und das es so sonst nirgendwo im Land gibt.“

Die Kooperationspartner versprechen sich durch die Bündelung von Arbeit und Ressourcen zusätzliche Freiräume, um den betroffenen Jugendlichen besser bei der Berufswahl helfen zu können. Dazu bedarf es jedoch noch weiterer Partner aus der Wirtschaft wie die Handwerks-, Industrie- und Handelskammern sowie Unternehmen. Ziel sollte es sein, den bereits spürbaren Fachkräftemangel nicht durch Anwerbung von Auszubildenden aus dem Ausland zu begegnen, betont Elmshorns Arbeitsagenturchef Kenntemich. „Wir müssen jeden Jugendlichen mitnehmen und dabei vorrangig die einheimischen Jugendlichen einbeziehen. Wenn wir ihnen die Perspektive geben, dass wir sie brauchen, und ihre Talente nutzen, haben wir gute Chancen, den Fachkräftemangel und die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.“

Dies werde nicht ohne Sozialarbeiter an den Berufsschulen gelingen, sind sich Margarete Weber (Elmshorn) und Peter Behre (Pinneberg) einig. „Die Jugendlichen brauchen mehr Zeit zum Lernen und wir mehr Zeit, sie zu beraten.“ Die Berufsschulen übernähmen hierbei heute Aufgaben, die früher in den Familien geklärt wurden. „Ihr Leben selbst zu gestalten, ist für die Jugendlichen schwieriger geworden.“