Kosten um vier Millionen Euro gestiegen – und keine Ende in Sicht. Politiker verlangen Plan B. Projekt wird abgespeckt

Wedel. „Der Hafenumbau ist deutlich teurer geworden, als wir erwartet haben“, räumte Wedels Bürgermeister Niels Schmidt am Dienstagabend ein. Mit diesem Satz bestätigte er erstmals im Planungsausschuss, was viele Kritiker des Bauprojekts seit langem befürchtet hatten. Der Umbau des alten Stadthafens in eine Maritime Meile mit Prestigewirkung und möglichst hoher Anziehungskraft kommt die Stadt sehr viel teurer zu stehen als einst veranschlagt. Statt der geschätzten rund 14 Millionen Euro kurz vor Baubeginn 2012 lautet die aktuelle „Wasserstandsmeldung“: 18,6 Millionen Euro für bereits abgespeckte Umbaupläne. Und es ist bereits klar, dass es nicht dabei bleiben wird.

Wie Bauamtsleiter Klaus Lieberknecht den Kommunalpolitikern erklärte, liegt bereits eine weitere Nachforderung der beteiligten Baufirmen für unerwartete Arbeiten auf seinem Tisch. Die Höhe aller zusammengetragener Zusatzleistungen: rund 590.000 Euro. „Wir werden die Nachforderungen jetzt genau prüfen. Aber ein Großteil der Leistungen wird wohl berechtigt sein“, so Lieberknechts Einschätzung. Dabei mussten die Kommunalpolitiker am Dienstag hinter verschlossenen Türen bereits Nachforderungen in Höhe von 392.000 Euro absegnen.

Grund für die jüngsten Teuerungen sind unerwartete Statikprobleme bei der Pfahlgründung. Der Boden hielt nicht, was er versprach – und vor allem nicht die nötigen Pfähle. Die Bestellung wurde gestoppt, die Planungen umgeworfen, Konzepte entwickelt und am Ende neue, sehr viel längere und teurere Pfähle bestellt. Das summierte sich zu den 392.000 Euro auf. Der bereits in Aussicht gestellte finanzielle Nachschlag von 590.000 Euro rührt laut Lieberknecht von weiteren gefunden „Altlasten“ her. In diesem Fall geht es um alte Mole-Konstruktionen aus vergangenen Jahrzehnten, die bei den Ausgrabungen für den Hafenumbau zutage gefördert wurden. „So eine Wasserbaumaßnahme ist schwer zu kalkulieren. Sicherlich werden Bodenuntersuchungen und Gutachten zuvor angefertigt, aber es lässt sich nicht alles vorhersehen“, erklärt Lieberknecht auf Nachfrage. Beispielsweise sind Bodenuntersuchungen punktuell, und mit etwas Pech verfehlen sie genau den Bauschutt oder die alte Mole-Konstruktion. „Den Baufirmen kann man keinen Vorwurf machen“, so der Bauamtschef.

Klar ist, dass Wedel damit auf eine Kostensteigerung des Projekts von knapp 40 Prozent zusteuert. Erst Ende 2015 soll der Umbau vollendet sein. Angesichts dieser rasanten Kostenexplosion reicht es jetzt vielen Wedeler Politikern. Vor allem die Linken, SPD und Grüne machten sich Luft. Am Dienstag forderten sie Erklärungen sowie eine genaue Auflistungen aller Ausgaben und noch anstehender Aufgaben. Sogar von einer Ausstiegsklausel und einer Deadline war die Rede. Schmidt dazu: „Das muss ein Ende haben. Allerdings können wir jetzt nicht aufhören.“

Denn dann müsste das bereits geflossene Fördergeld zurückgezahlt werden. Wedel übernimmt etwa ein Drittel der Kosten für die aufwendige Sanierung selbst. Ein Großteil kommt aus Fördertöpfen von Land und Bund. Das betrifft auch alle jetzt hinzukommenden Posten. Olaf Wuttke von den Grünen tröstet es nicht, dass Wedel nur ein Drittel der hohen Nachforderungen zahlt. „Ob das Geld nun aus Wedel oder woanders herkommt, das sind doch alles Steuergelder.“

Laut Schmidt gibt es noch eine andere Möglichkeit, die Kostenexplosion zu kompensieren. „Wir müssen sehen, was bei den nächsten Bauabschnitten an Streichungen möglich ist.“ Sprich: Die Pläne sollen abgespeckt werden. So könnte beispielsweise die geplante Entfernung der Flutschutzwand entfallen oder nur in Teilen realisiert werden.

Bereits zu Anfang des Projekts gab es teure Überraschungen und abgespeckte Pläne. Kurz vor Baubeginn deckte ein Gutachten auf, dass der Boden, der für die Verbreiterung des Hafenbeckens abgetragen werden muss, kontaminiert ist. Die unerwartete Entsorgung ließ die Kostenschätzung um zwei Millionen Euro auf 16,6 Millionen Euro steigen. Zeit und Geld verschlangen weitere aufwendige Sondierungen auf der Westmole durch den Kampfmittelräumdienst und die Erstellung eines komplett neuen Konzeptes. Zudem fand sich später unter der Westmole, die für die geplante Verbreiterung und Verkürzung des Hafenbeckens abgetragen wird, massenhaft Bauschutt, der entsorgt werden musste. All das ließ die Kostenschätzung Anfang dieses Jahres auf 18 Millionen Euro anwachsen. Drei Monate später muss mit knapp 1,2 Millionen Euro mehr gerechnet werden.