Idee einer Nordumfahrung für Rellingen entsetzt Dirk Clasen. Er fürchtet gravierende Folgen für seinen Betrieb

Rellingen. Pinneberg bekommt seine Westumgehung. Wedel kämpft für eine Nordumfahrung. In Rellingen dagegen machen Anwohner und Betriebe gegen eine nördliche Umgehungsstraße mobil – und das, obwohl das Projekt bisher nur eine vage Idee ist.

Doch die birgt Zündstoff, wie die jüngste Sitzung des Verkehrsausschusses bewies. Dutzende Bürger machten Front gegen das Vorhaben, das noch gar keines ist. Einer von ihnen ist Dirk Clasen. Er ist in besonderer Form betroffen. Denn ein Großteil der Flächen, die für die neue Trasse benötigt würden, gehört seiner Firma. Clasen ist Geschäftsführer der Baumschule Clasen & Co – eines 1910 gegründeten Familienbetriebes.

„Von unseren 40 Hektar Flächen, die wir bewirtschaften, wären 20 Hektar betroffen“, sagt der Geschäftsführer. Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnte sich sein Betrieb von den angestammten Flächen verabschieden. Schwarz vor Augen sei ihm geworden, als er von der Idee in der Zeitung gelesen habe, bekennt Clasen.

Sein Baumschulbetrieb liegt an der Tangstedter Straße. Genau jene Route, die laut der Idee der SPD ausgebaut, begradigt und schnurgerade in Richtung Tangstedt und Ellerbek durchgezogen werden könnte. Dafür jedoch müsste der Betrieb Clasen & Co. mehrere Flächen für den Straßenbau abgeben. Eine zusätzliche Autobahnauf- und abfahrt im Bereich Tangstedter Straße, die von den Ideengebern ebenfalls vorgesehen ist, würde das Betriebsgelände weiter minimieren.

Schon einmal, als die A23 von den 60er-Jahren an gebaut wurde, musste die Baumschule bluten. Die Trasse durchschneidet ein ehemals von der Firma bewirtschaftetes Gelände. Von diesem Schlag hat sich der Betrieb inzwischen aber längst erholt. „Wir gehören mit unseren 50 festen Arbeitsplätzen und acht Stellen für Saisonarbeiter zu den großen Anbietern im Kreis Pinneberg“, berichtet der Chef. Und das wolle der Betrieb auch bleiben. Clasen: „Wir haben sehr viel Geld in den Betrieb gesteckt, die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.“ Und auch die solle der Gemeindekasse als Gewerbesteuerzahler erhalten bleiben.

Clasen ärgert, dass die SPD mit einem Antrag für eine Umgehungsstraße im Ausschuss voranpreschte, ohne vorher mit den Betroffenen gesprochen zu haben. „Ein Teil der vorgesehenen Fläche ist Überflutungsgebiet. Und die jetzt vorhandene Straße ist dafür unterdimensioniert, sie müsste völlig neu gebaut werden. Das hätte man alles vorher recherchieren können.“

Der Firmenchef hält die Idee für völlig unausgegoren und wünscht sich eine andere Vorgehensweise. „Man sollte doch erst einmal überlegen, wo die Probleme im Ort liegen, was den Verkehr angeht, und dann darüber nachdenken, welche Lösungsansätze möglich wären.“ Gleich pauschal eine neue Nordumfahrung zu fordern, sei unprofessionell. „Da wird der dritte oder vierte Schritt vor dem ersten gemacht.“

Eine neue Straße wird nach Meinung von Clasen weder die Stauprobleme im Ortskern lösen noch irgendeinen Nutzen für die A23 haben. Für seine Firma habe ein solches Projekt nur Nachteile – und für die Anwohner auch. Laut dem Firmenchef ist die Tangstedter Straße bereits jetzt stark durch Verkehr belastet. Und das, obwohl die Lastwagen seiner Baumschule das Betriebsgelände über den Baumschulenweg beziehungsweise die Gärtnerstraße anfahren. „Wenn erst einmal eine neue Straße kommen sollte, wird die noch mehr Verkehr anziehen.“

Den Beschluss des Verkehrsausschusses, die Idee einer Nordumgehung für Rellingen zunächst zurückzustellen und erst einmal über die Erstellung eines generellen Verkehrskonzeptes für die Gemeinde nachzudenken, findet der Firmenchef richtig. Sollte das Thema demnächst erneut diskutiert werden, will Clasen wieder seine Stimme erheben. „Vor dem Hintergrund, dass die Preise für landwirtschaftliche Flächen aufgrund des Biogas-Booms drastisch gestiegen sind, wird es für uns unmöglich sein, an anderer Stelle Flächen von 40 Hektar am Stück zu bekommen.“