Am 25. Mai stimmen die Schenefelder per Bürgerentscheid ab. Das Vorhaben ist wegen der Kosten umstritten

Schenefeld. Wenn Schenefelds Bürger am 25. Mai zur Europawahl gehen, dann stimmen sie auch darüber ab, ob die Stadt einen eigenen Friedhof erhält oder nicht. Weil sich die Politik seit Jahren nicht in der Lage sieht, eine Entscheidung für oder gegen einen Friedhofsbau zu fällen, sollen nun die Einwohner per Bürgerentscheid sagen, ob sie eine letzte Ruhestätte für Schenefelder in Schenefeld haben wollen oder nicht. Am Mittwochabend hatten Stadt und Rat daher zu einer Einwohnerversammlung eingeladen, die den Bürgern helfen sollte, sich für oder gegen das umstrittene Projekt zu entscheiden. Das Interesse an dem Thema ist durchwachsen – nur etwa 80 Bürger kamen in das Bürgerzentrum Juks, um an der Debatte teilzuhaben.

Nicht nur die Frage eines mögliches Friedhofsbaus, auch die Frage, ob der Bürgerentscheid sinnvoll ist, ist bei jenen, die sich für das Thema interessieren, umstritten. Einige Schenefelder sind von der Politik enttäuscht, denn es sei die Aufgabe der gewählten Volksvertreter, eine Entscheidung zu fällen. Die Kritik: Viele Bürger seien schlichtweg zu wenig informiert oder interessiert, sodass der Bürgerentscheid vermutlich nicht eine rationale Entscheidung nach sich ziehen werde.

Das sehen Verwaltung und Fraktionen anders. Holm Becker, CDU, glaubt, dass der Entscheid richtig ist. „Es kann nicht schaden, die Bürger um Rat zu fragen“, so Becker. Etwas basisdemokratischeres gebe es nicht. Egal, was die Bürger letztlich entschieden, der Rat werde sich an das Bürgervotum halten. „Ich denke, die Bürger werden die richtige Entscheidung fällen“, urteilt auch Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Für die Verwaltungschefin ist die Entscheidung Pro oder Kontra nicht leicht, denn bei der ganzen Thematik geht es letztlich um Emotionen und Identität versus Finanzen.

Wo ein Friedhof entstehen könnte, steht noch nicht fest, doch ein Areal am Sandstückenweg käme in Frage. Der Boden sei dort nicht vorbelastet und eine gute Erreichbarkeit wäre gegeben. Sollte ein Friedhof gebaut werden, dann koste dieses rund 1,5 Millionen Euro. Die jährliche Belastung im Haushalt durch die Betriebskosten läge bei etwa 100.000 Euro, so Bauamtschef Günter Leimert.

„Der Investitionsaufwand wäre sehr hoch“, urteilt Schenefelds Bauamtsleiter. Tragen werde sich der Friedhof wahrscheinlich nie. Den Kosten für den Unterhalt stünden sinkende Begräbniszahlen und vermutlich konstant niedrige Einnahmen entgegen. Deshalb betrachtet Michael Behrens von den Grünen das Projekt mit Sorge. Der Friedhof an sich sei nichts schlechtes, doch die Bürger müssten sich fragen, ob das Geld, das für den Bau eines Friedhofes nötig sei, nicht anders sinnvoller eingesetzt werden könne, etwa für die Betreuung von Älteren oder für den Ausbau der Radwege.

Die Verwaltung geht von etwa 150 bis 180 Todesfällen in Schenefeld pro Jahr aus. Wenn die Stadt einen eigenen Friedhof bekommt, werden laut Prognosen lokaler Bestattungsfirmen etwa 40 bis 60 Bestattungen pro Jahr auf einem Schenefelder Friedhof als realistisch angesehen. Dass die Zahl nicht höher ausfalle, läge auch daran, dass sich die Bestattungskultur verändere.

Fakt sei, so Ingrid Pöhland, SPD, dass viele Bürger sich für Feuerbestattungen, Seebestattungen und Friedwälder anstelle des klassischen Erdgrabes entscheiden. Die Folge: Friedhöfe in ganz Deutschland vermelden mehrheitlich sinkende Zahlen bei Beerdigungen. Nicht wenige Friedhöfe seien bereits jetzt lediglich nur noch zur Hälfte belegt. Einige, so Manfred Pfitzner von der BfB, kämpften inzwischen um das wirtschaftliche Überleben. Das bestätigte auch der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Eckhard Vogelgesang. „Es ist davon auszugehen, dass einige Friedhöfe in wenigen Jahren bereits geschlossen werden“, sagt Vogelsang. Ob es daher sinnvoll sei, einen Friedhof zu schaffen, der die Stadtfinanzen stark belasten könnte, müsse jeder Bürger für sich selbst entscheiden.

Ein drängendes Problem ist der Friedhof für Bauamtsleiter Leimert jedenfalls nicht. „Es gibt bereits einige Schenefelder, die in der Vergangenheit ordnungsgemäß bestattet wurden“, merkt er süffisant an.