Auf dem Appener Acker ist die Saison eröffnet. Erste Aufgaben: Feld abstecken, Brocken wegwerfen

Endlich, es ist soweit! Die ersehnte Erntezeit-Saison in Appen hat begonnen. Damit kann ich einen etwa 20 mal zwei Meter großen Ackerstreifen samt bereits gepflanzter Gemüsesorten von sofort an mein Eigen nennen. Was das genau bedeutet, wie viel Mühe und wie viel Lohn mit diesem Feldversuch am Ende verbunden sind, davon wird in Zukunft alle 14 Tage immer freitags an dieser Stelle berichtet.

Gleich zum Saisonauftakt lege ich einen gefühlten Fehlstart hin. Zum offiziellen Übergabetermin der Parzellen habe ich es angesichts von zu langer und intensiver Maitänze einfach nicht geschafft. Dabei wollte ich doch weitere Kontakte zu meinen neuen Beetnachbarn pflegen, mir einige Tipps und Tricks abholen. Doch so schlimm wirkt sich der verpasste Termin nicht aus. Denn angesichts von mehr als 100 Hobbygärtnern, die sich in diesem Jahr den Appener Acker teilen, trifft man fast immer auf jemanden. So auch bei meinem ersten Feldbesuch...

Ein weites Feld: Auf Irrewegen geht`s zur Gartenparzelle mit der Nummer 78

Mit den auf dem Balkon gezüchteten Bohnen unterm Arm marschiere ich hochmotiviert über den Acker. Querbeet, linke Seite, Nummer 78: So lauten meine Instruktionen, die ich per E-Mail bekommen habe und die mich direkt zu meinem Gartenparadies auf Zeit führen sollen. Theoretisch. In der Praxis ist es etwas schwieriger. Doch ich bin nicht die einzige, die leicht verwirrt um die Beete schleicht. Ein Ehepaar mit Kind, scheinbar auch Neulinge, teilt mein Schicksal. Wir tun uns zusammen und finden den richtigen Weg, der übers Hauptfeld vorbei an Mustergärten und der Parzelle der Projektinitiatoren zu einem Seitenarm führt. Die in den Boden gerammten nummerierten Pflöcke führen zum jeweiligen Beet.

Pflock 78, da ist er, mein Gemüsegarten. Auf dem abgesteckten Stück Land recken sich hier und da ein paar Pflänzchen aus dem Boden. Noch ist wenig los in meinem Gartenreich. Dafür entschädigt der Ausblick auf das angrenzende wunderschön blühende Rapsfeld. Was will ich mehr?

Die erste Aufgabe eines Erntezeitmitglieds erscheint mir typisch deutsch. Es gilt, eine Grenze zu ziehen. Die Nachbarschaftsbänder gibt’s im Bauwagen vor dem Feld. Die Schere nicht. Anfängerfehler. Doch zusammen mit dem Neulings-Ehepaar, das ein Taschenmesser im Auto hat, wird auch dieses Problem gelöst. Ich kann beisteuern, wo es die Bänder zu finden gibt. Es läuft wie am Schnürchen. Schwieriger gestaltet es sich dagegen, die Pflanzreihen voneinander zu unterscheiden. Wo fangen die vier Reihen der in der Erde versenkten Kartoffeln an und wo hört die Ackerfurche auf, in die man unbedenklich treten kann?

Beweglichkeit und tänzerische Fähigkeiten sind auf dem Acker von Vorteil

Raffiniert haben das erfahrene Ernte-Experten in der Nachbarschaft gelöst. Mithilfe von Holztäfelchen haben sie die Reihen gekennzeichnet. Ich muss mich dagegen neidisch mit einem Anbauplan-Zettel springend und tänzelnd über den Acker bewegen. Denn einen Pfad gibt es nicht. Dabei sammle ich auch gleich zahlreiche große Steine aus dem Weg, die das Umpflügen zu Tage gefördert hat. Mit den Stolpersteinen in den Händen stehe ich etwas ratlos herum. Was mache ich jetzt damit? Ich entschließe mich die größten Brocken als natürliche Namensschilder zu nutzen. Zwar erschweren sie mir den Weg nach Hause, wo ich sie mit Gemüsenamen versehen will. Aber ich habe die Hoffnung, dass sie mir dauerhaft die Orientierung auf meinem Feld erleichtern werden.