Obstbauern im Kreis erwarten nach schlechten Jahren eine hervorragende Ernte. Überstrapazierung der Bäume droht

Haselau/Uetersen. Die vergangenen beiden Jahre waren für die Obstbauern im Kreis Pinneberg ernüchternd. Zwei schlechte Ernten in Folge mussten die Obstbauern verkraften, die Ernte des vergangenen Jahres bezeichnete der Kreisbauernverband gar als schlechteste Ernte seit mehr als 40 Jahren. Rund 50 Prozent Ernteausfälle wurden beklagt. Das habe die wirtschaftlichen Aussichten für viele Obstbaubetriebe ernüchternd gestaltet. Denn das reduzierte Angebot habe nicht automatisch höhere Preise zur Folge gehabt. Obst aus dem Ausland, das vornehmlich bei Discountern angeboten wird, sei seit Jahren ein Preisdrücker, der den heimischen Betrieben das Überleben schwer mache. 2014 scheint nun vieles besser zu werden. Denn in diesem Jahr wird bei den Obstbauern mit einer hervorragenden Ernte gerechnet. Damit stabilisiere sich auch die finanzielle Lage vieler Betriebe.

Das Wetter habe bislang mitgespielt, Spätfrost sei ausgeblieben. Mehr noch: Die Apfelbäume seien nach zwei schlechten Ernten voller Tatendrang und würden sogar zu viele Apfelblüten bilden. „Wir müssen einen guten Teil der Blüten von den Bäumen abschlagen“, sagt Georg Kleinwort vom Pinneberger Kreisbauernverband. Ähnliches berichten Obstbauern aus dem Alten Land am gegenüberliegenden Elbufer. „Der Blüteverlauf ist sehr ordentlich, dieses Jahr wird es wohl eine größere Ernte geben“, sagt Obstbauer Henning Ramdohr aus Hollern-Twielenfleth (Kreis Stade). Er warnt aber davor, zu optimistisch zu sein. „Im Mai ist noch Frost möglich, und auch plötzlicher Hagelschlag kann Ernteerträge senken.“

Dass von einigen Apfelbaumsorten Blüten abgeschlagen werden müssten, sei im gesamten Obstanbaugebiet entlang der Unterelbe der Fall. Dafür kämen spezielle Maschinen zum Einsatz, die mit dünnen, rotierenden Seilen einen Teil der Blüten von den Ästen abtrennen. Das Entfernen der vielen Blüten ist nach Angaben der Obstbauern notwendig, damit die Bäume auch in den kommenden Jahren noch vernünftig Obst tragen können und nicht nach einem guten Erntejahr wieder erschöpft sind. Da sich bereits im Juni und Juli dieses Jahres entscheidet, wie viele Blüten der Baum im kommenden Jahr haben wird, müsse bereits jetzt massiv zurückgeschnitten werden. Geschieht dies nicht, würden die Obstbäume überstrapaziert werden. Im Juni soll nochmals der Bestand geprüft werden. Schlechte Äpfel werden dann aussortiert, damit die guten Äpfel mehr Saft und Kraft bekommen.

Obstbauerin Ilka Früchtnicht aus Seester sowie Henning Ramdohr freut auch, dass, anders als im Vorjahr, viele Bienen unterwegs sind. „Das Wetter spielt mit, und auch der Ausblick auf das Wetter in den kommenden Wochen ist durchweg positiv“, sagt Früchtnicht. Im vergangenen Jahr war es so verregnet, dass die Bienen kaum Flüge unternehmen wollten. Selbst das Anliefern zusätzlicher Bienenvölker half nicht, um die Ernte zu retten. In diesem Jahr schwirren dagegen Tausende Bienen ungehindert von Blüte zu Blüte. Der positive Nebeneffekt: Auch bei der Honig-ernte wird für dieses Jahr ein sehr gutes Ergebnis erwartet.

Die gute Ernteaussicht sorgt auch dafür, dass das Holsteiner Apfelfest erneut steigen kann. Am 10. September sollen die Festwochen rund um den Apfel beginnen. Neu ist, dass die Apfeltage erstmals von der Werbegemeinschaft IHG Uetersen organisiert werden. „Wir freuen uns darauf, das Fest weiterführen zu können. Es wäre schade gewesen, wenn die Apfeltage eingeschlafen wären“, sagt Andreas Hinrich, Vorsitzender der IHG. Bislang hatte der Kreisbauernverband um Georg Kleinwort die Festwochen organisiert, war damit aber personell an seine Grenzen gekommen.

An den Details für das Festprogramm wird noch gefeilt, ab 15. Mai sollen die Informationen dazu in den Städten und Dörfern ausliegen. Die IHG überlegt auch, die Flyer als Download im Internet bereitzustellen. Dies auch aus einem besonderen Grund: In diesem Jahr soll erstmals für Radtouristen die Möglichkeit geboten werden, per E-Bike die Gegend zu erkunden. Mehrere Mietstationen sind angedacht, entlang der wichtigsten Routen sollen Auflademöglichkeiten eingerichtet werden. Das Ziel sei, erklärt Lebrecht von Ziehlberg von der IHG, nachhaltigen Tourismus in der Region zu stärken. „Wir wollen hier nicht nur Busse ankarren, wir wollen, dass die Leute verweilen.“