Immer mehr Landwirte entdecken die Minitunnel für sich. So auch Harm Schmietendorf aus Wedel

Dass er jetzt schon den ersten Spargel stechen kann, damit hat Harm Schmietendorf aus Wedel nicht gerechnet. „Wir sind überrascht worden“, sagt der 43 Jahre alte Landwirt und schaut auf das zwei Hektar große Feld mit Minitunnel. Die ersten fünf Saisonarbeiter sind zum Glück schon aus Polen angereist, um das Königsgemüse zu ernten, das dank der warmen Temperaturen rekordverdächtige vier Wochen früher als im Vorjahr und zwei Wochen früher als in Durchschnittsjahren sprießt.

Es ist das erste Jahr, dass Schmietendorf Spargel auf einer verfrühten Fläche mit Minitunnel angelegt hat. Darunter entsteht ein Klima wie im Treibhaus und das lässt das Gemüse in die Höhe schießen. Immer mehr Anbauer in Schleswig-Holstein reagieren auf den Wunsch der Verbraucher nach frühem Spargelangebot. Schon seit einigen Jahren ist die Verfrühung der Ernte mit Minitunneln immer beliebter geworden. Nach Schätzung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein dürften mittlerweile 20 bis 25 Prozent der Spargelflächen übertunnelt sein. Daher wird zum Osterfest ausreichend Spargel aus der Region verfügbar sein, so die Prognose der Landwirtschaftskammer. Denn den heimischen Spargel isst der Verbraucher hierzulande am liebsten. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Deutschland im Durchschnitt bei 1,5 Kilogramm.

Schmietendorfs restliche acht Hektar Spargelland liegen ausschließlich unter schwarz-weißen Folien. Dort beginnt das große Stechen zwei Wochen später. Durchschnittlich sechs Tonnen Rohware bringt der Hektar pro Saison ein. Den Spargel verkauft Schmietendorf Dienstagnachmittag und Sonnabendvormittag auf dem Wochenmarkt in Hamburg-Langenhorn und im Hofladen an der Voßhörntwiete 69, den seine Frau Britta jeden Tag von 9 bis 18 Uhr öffnet. Ein Teil geht auch direkt an Wedeler Gastronomen und Markthändler der Region. „Gerade an Feiertagen empfiehlt es sich, vorzubestellen“, sagt die 42-Jährige. Die Preise richten sich nach den Tagespreisen des Hamburger Großmarktes und können anfänglich bei zehn bis zwölf Euro pro Kilogramm liegen. Während der Hochsaison dürften es zwischen sechs und acht Euro sein.

In Schleswig-Holstein bauen etwa 70 Betriebe auf einer Fläche von mittlerweile mehr als 400 Hektar Spargel an. Rund 1.600 Tonnen Spargel in Schleswig-Holstein werden traditionell von meist polnischen Mitarbeitern innerhalb der kurzen Ernteperiode gestochen. Schmietendorfs Saisonarbeiter – zur Hochsaison sind es 25 – arbeiten zum Teil seit vielen Jahren für den Familienbetrieb. „80 Prozent sind Stammarbeiter“, sagt Britta Schmietendorf. „Eine der Frauen kommt schon seit 20 Jahren.“ Die Qualität des Spargels hängt entscheidend von der Ernte durch diese Fachkräfte und Aufbereitung der empfindlichen Stangen ab. Umso wichtiger sind das richtige Stechverfahren und der Umgang mit der kostbaren Ware. Auch deshalb werden die Erntehelfer angemessen entlohnt. „Wir zahlen den landwirtschaftlichen Tariflohn von sieben Euro“, sagt sie.

Über 90 Prozent des schleswig-holsteinischen Spargels wird direkt vermarktet, das heißt, der frisch gestochene Spargel kann direkt in Hofläden, an Straßenständen oder auf dem Wochenmarkt gekauft werden. Über beste Einkaufsmöglichkeiten entlang der Spargelstraße informiert die Broschüre „Spargelstraße Schleswig-Holstein“ der Landwirtschaftskammer und des Arbeitskreises „Spargel“. Sie ist ein Wegweiser hin zum Spargelbetrieb in der Nähe. Während der gesamten Saison, von Mitte April bis zum 24. Juni, wird in allen Regionen Schleswig-Holsteins entlang der Spargelstraße von den südlichen Regionen Pinneberg, Herzogtum Lauenburg, über Lübeck, Ostholstein und die Region um Neumünster bis nach Husum und Flensburg das frische Edelgemüse angeboten.

Je frischer desto besser – deshalb sollten Verbraucher den Spargel möglichst direkt am Hof oder auf dem Wochenmarkt kaufen und auf Ware aus der Region achten. In ein feuchtes Tuch gewickelt, bleibt der Spargel im Gemüsefach des Kühlschranks zwei bis drei Tage frisch. Spitzenkoch Marc Ostermann vom Pinneberger Restaurant Cap Polonio empfiehlt, den Spargel erntefrisch zu verarbeiten. „Wenn man am unteren Spargelende drückt, sollte die Schnittstelle noch feucht sein“, sagt er. Die violette Färbung am Spargelkopf sei geschmacklich kein Mangel, sogar intensiver. „In Frankreich wird der Violettaspargel bevorzugt“, sagt Ostermann. „In Deutschland ist der weiße Spargel beliebter.“ Er kocht den Spargel je nach Stärke zwischen 15 und 20 Minuten und gibt zum Kochwasser Salz, Zitrone, Zucker und Butter für einen vollen Geschmack. Wer den Spargel neu entdecken möchte, für den hat Ostermann einen Tipp: Nach dem Kochen grillen! Wie es geht, lesen Sie im Kasten.