Passanten sollen in Elmshorn kostenlos WCs in Cafés und Geschäften nutzen. Schüler sprayen für schönere Örtchen

Elmshorn. Sie stinken, sind dreckig, beschmiert oder kaputt – öffentliche Toiletten sind selten ein Vergnügen. Und wenn man eine braucht, ist keine vorhanden. Auch in der Elmshorner Innenstadt gibt es zu wenig öffentliche Toiletten. Die Stadt betreibt an fünf Standorten einige: ganzjährig im Rathaus, am Bahnhof, an der Markthalle, am Alten Markt und vom 15. April bis zum 30. September am Steindamm.

Mit einer gemeinsamen Aktion wollen Stadt und Stadtmarketing an dem unerfreulichen Zustand etwas ändern. Während Elmshorner Schüler selbst zur Sprühdose greifen, um unkompliziert ihre Waschräume zu verschönern (siehe Kasten), bedeuten neue öffentliche Toiletten für die Stadt hohe Investitionen. Die Pflege und Wartung ist enorm teuer, gerade weil durch Vandalismus kostspielige Schäden entstehen. So kostete die Reinigung – abends wird voll gereinigt, mittags grob – und das Toilettenpapier im Jahr 2012 rund 12.800 Euro. Für die Wartung hat die Stadt rund 48.200 Euro gezahlt.

In Elmshorn gibt es nicht nur zu wenig Toilettenstandorte. Auch trauen sich viele Menschen nicht, einfach in eine Gaststätte zu gehen, um ihrem Bedürfnis nachzukommen. Genau da setzt das Konzept für „Nette Toiletten“ an, das Manuela Kase vom Stadtmarketing am Montagabend im Rathaus im Ausschuss für kommunale Dienstleister vorgestellt hat. Die Idee: Gastronomen und Einzelhändler sollen ihre WCs Passanten offiziell und kostenlos zur Verfügung stellen. Die Stadt unterstützt die Gastronomen finanziell bei der Reinigung und spart selbst Kosten.

Die Idee der öffentlichen Nutzung der Gastronomen-Toiletten stammt aus der Stadt Ahlen bei Dortmund. Nutzungsrechte für die Marke, das Bereitstellen der Daten für Logo, Aufkleber, Flyer und Plakat sowie die Individualisierung erfolgt durch eine dort ansässige Werbeagentur. Bisher beteiligen sich rund 130 deutsche Städte und Gemeinden an „Nette Toilette“.

„Wir haben mit Vertretern von zehn Städten unterschiedlicher Größe gesprochen“, sagt Kase. Die Erfahrungen seien überwiegend positiv. „Sie regeln die Bezuschussung ganz unterschiedlich und zahlen zwischen 25 und 150Euro.“ Manche Städte staffelten den Zuschuss, je nach Menge der Kunden, Zustand und Ausstattung der Toiletten. Sie würde einer einheitlichen Bezuschussung jedoch den Vorzug geben, sagt Kase. „Wir sind keine Tourismusmetropole.“ Dort mache die Staffelung mehr Sinn. Denkbar ist auch eine zweite Variante: Die Gastronomen und Einzelhändler bekommen Hilfe durch Reinigungsfirmen der Stadt.

Damit die Kosten nicht ausufern, soll die Aktion auf zehn Projektpartner in zentraler Lage begrenzt werden. Bei einem Zuschuss von 50 Euro pro Monat würden sich die Kosten auf 6000 Euro belaufen. „Es muss eine sinnvolle Auswahl getroffen werden, sodass die Toiletten gleichmäßig im Innenstadtbereich verteilt sind“, sagt Kase. Die Auswahl soll in den kommenden Wochen getroffen werden. Kase wird zeitnah auch Gespräche mit möglichen Vertragspartnern aufnehmen.

Der Gastronom oder Händler bekommt Geld für sein bestehendes WC und zudem den einen oder anderen neuen Gast. „Er profitiert zudem vom Werbeeffekt“, sagt Kase. Denn die Gastronomen werden in Flyern mit Stadtplan, in der Standort, Ausstattung und Öffnungszeiten verzeichnet sind, genannt. Das Infomaterial soll an allen wichtigen Anlaufstellen für Bürger und Touristen ausliegen.

Auch der Aufkleber „Nette Toilette“, den die Partner sichtbar an der Eingangstür anbringen, sei werbewirksam, so Kase. Mit Plakaten soll bei Projektstart auf die Aktion hingewiesen werden. Das Material ist allerdings für die Stadt nicht kostenlos. Zunächst fällt eine einmalige Lizenzgebühr von 1400Euro an, für Aufkleber, Plakate und Flyer noch mal rund 2800 Euro.

Die Bevölkerung erhielte ein flächendeckendes Netz an frei zugänglichen Toiletten, die sauber, gepflegt und bis spät in die Nacht geöffnet sind, so Kase. „Besonders für ältere Menschen und Familien mit Kindern würde sich die Aufenthaltsqualität in der Stadt verbessern.“ Nun muss die Politik über die Umsetzung des Konzepts entscheiden.