Erfolgsideen aus der Region: Elmshorner Betrieb veredelt Süßwaren und bringt Weingummis, Schokolinsen und Lakritze zum Glänzen

Elmshorn . Damit Dragées im Mund schmelzen und nicht in der Hand, Lakritze appetitlich glänzen und Weingummis nicht zusammenkleben, dafür sorgt Capol. Das Elmshorner Unternehmen ist der Marktführer für Mittel zur Oberflächenbehandlung von Süßwaren. Mit Glanzmittel, Trennmittel oder der Versiegelung von Süßwaren werden diese veredelt und haltbar gemacht. Die Trennmittel schützen beispielsweise vor Feuchtigkeit und machen die Süßigkeiten so länger genieß-bar. Außerdem sehen sie ansprechender aus. Das Auge isst schließlich mit.

Capol beschäftigt 54 Mitarbeiter, davon 47 in der Krückaustadt. Die Firma hat sich einen Nischenmarkt erobert. Bis in die 80er-Jahre rührten Süßwaren-Hersteller noch ihre eigenen Glanz- und Trennmittel an – mehr oder weniger erfolgreich. Nun können sie sich auf ihr Kerngeschäft, die Herstellung von Schokolade oder Weingummis konzentrieren.

Glanzmittel steigern die Attraktivität von Süßwaren und haben einen entscheidenden Einfluss darauf, wie sich diese im Mund anfühlen. Versiegelungsmittel schützen als Überzug außerdem vor dem Austrocknen. Gleichzeitig verhindern sie, dass der Glanz durch höhere Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt wird. Durch die Ummantelung werden unerwünschte chemische Reaktionen unterbunden und das Produkt bleibt länger haltbar.

„Wir beobachten die weltweiten Süßwarenmärkte aufmerksam und entwickeln ständig neue und maßgeschneiderte Produkte, um den Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden“, sagt Produktmanagerin Sandra Stelzig. Das Team schafft auch Lösungen für bestimmte Fragestellungen und bieten direkte Unterstützung bei der Entwicklung innovativer Süßwaren an. Neue Rezepturen werden im Labor und in Pilotanlagen ausprobiert. „Wir garantieren absolute Vertraulichkeit“, sagt sie. Deswegen möchte sie auch keine Kunden namentlich nennen. Nur so viel: von den 100 größten Süßwarenherstellern der Welt beziehen 90 auch Produkte von Capol.

„Die Lebensmittelindustrie strebt danach, innovative und gesunde Produkte zu kreieren“, sagt Klaus Hüper, Leiter der Anwendungstechnik. Auf der anderen Seite drängen neue Markttrends oder Gesetze die Erzeuger ihre Rezepturen anzupassen. Einen großen Einfluss haben natürlich auch die Verbraucher, die zum Beispiel an Bioprodukten und nachhaltigen Rohstoffen interessiert sind. Auch auf religiöse Bedürfnisse reagiert Capol. „Ein Rabbiner überwacht regelmäßig die koschere Produktion“, sagt Hüper. Auch Halal-zertifizierte Produkte verlassen das Haus. „Wir verwenden grundsätzlich so gut wie keine tierischen Produkte.“

Die Lebensmittelchemiker forschen stetig, optimieren ihr Standardsortiment und entwickeln Neuheiten. „Wir sind stolz darauf, mehr als 250 maßgeschneiderte Produkte für die spezifischen Anforderungen unserer Kunden entwickelt zu haben“, sagt Stelzig. So wird die Nachhaltigkeit für Konsumenten immer mehr zum Kaufargument. „Palmöle aus nachhaltigem Anbau spielen zur Zeit eine große Rolle“, sagt Hüper, der seit 22 Jahren in dem Elmshorner Unternehmen arbeitet. „Wir haben daher auf ökologisch vertretbare Öle umgestellt.“

50 Prozent des Umsatzes generiert Capol außerhalb Europas. Die Produkte des mittelständischen Unternehmens werden in 69 Länder exportiert. 28 Prozent gehen in die USA – dem größten Markt. Neun Prozent bleiben in Deutschland. „China ist ein wachsender Markt und hat Großbritannien vom dritten Platz verdrängt“, sagt Geschäftsführer Matthias Seemann. 4500 Tonnen an Pasten, Wachsen und Flüssigkeiten hat Capol im vergangenen Jahr produziert und so 28,6 Millionen Euro Umsatz gemacht, 23 Prozent mehr als im Vorjahr. „Durch die breite Fächerung an Kunden sind wir gut aufgestellt“, sagt Seemann, der seit 2011 die Geschäfte erfolgreich führt. In diesem Jahr wird er deswegen auch weitere Mitarbeiter einstellen können.

„Bei uns steht die Kundenberatung und -betreuung im Vordergrund“, sagt Stelzig. Mit technischen Außendiensten seien sie weltweit präsent. „Die Anwendungstechniker besuchen unsere nationalen und internationalen Kunden regelmäßig und gewährleisten so eine optimale Betreuung und Beratung vor Ort. Das zeichnet uns gegenüber unserem Wettbewerb aus.“ Die Capol-Mitarbeiter beraten nicht nur bei der Anwendung der Produkte, sondern geben wenn nötig auch Hilfestellung und Tipps zum Produktionsprozess, zu Rohstoffen, Maschinen und der Klimatisierung unter kritischen Produktionsbedingungen.

Künftig will Capol in den USA auch den Markt für Nahrungsergänzungsmittel erobern. „Dort sind zum Beispiel Weingummis Träger von Vitaminen“, sagt Matthias Seemann. Mit gutem Gewissen naschen klingt auf jeden Fall nach einer Erfolg versprechenden Geschäftsidee.