Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen lädt seit 1965 zum Salvatorabend ein. 300 Gäste werden wieder erwartet

Bayerische Verhältnisse im hohen Norden: Zum 50. Mal lädt die Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen zum Salvatorabend ein – es ist „das“ gesellschaftliche Ereignis im Kreis Pinneberg. Gut 250 Honoratioren, Amtsträger, Gemeindevertreter, Vereinsfunktionäre und Freunde der Bundeswehr hat Kommandeur Oberst Klaus Christian Kuhle für Freitag, 14. März, in die festlich geschmückte Flugzeughalle 4 zum Starkbieranstich der Jubiläumsveranstaltung eingeladen. 600 Liter Bier, 300 Schweinshaxen, jede Menge Sauerkraut und Knödel werden an diesem Abend bei unterhaltsamen Gesprächen verzehrt. Höhepunkt des Abends wird wieder der Auftritt von Bruder Barnabas sein, wenn Oberst Kuhle, gekleidet in Mönchskutte, den Gästen humoristisch die Leviten liest.

600 Liter Bier, 300 Schweinshaxen und jede Menge Sauerkraut und Knödel

Diese Figur, die die Ereignisse und politischen Verhältnisse der Region auf die Schippe nimmt, hat Oberst Kuhle vor drei Jahren in die Appener Salvator-Tradition eingeführt. Sie kommt wie der fröhliche Starkbierausschank aus Bayern, wo seit den 1980er Jahren auf dem Nockherberg Schauspieler und Kabarettisten die blau-weiße Welt des CSU-Freistaates derbe auseinandernehmen. Für seine Barnabas-Rede liest Oberst Kuhle das ganze Jahr hindurch aufmerksam die örtlichen Tageszeitungen und durchsucht sie nach Anspielungen für seinen launigen Vortrag. Eine dicke Mappe an inspierenden Artikeln liegt bereits auf seinem Schreibtisch. „Fertig ist sie aber noch nicht“, schmunzelt der gewitzte Offizier. Bis kurz vor der Veranstaltung feile er an den Formulierungen. Hauptthema werde sein, dass es in den Kommunen viele Wünsche, aber wenig Geld und einen großen Hang zur Kirchturm-Politik gebe, sagt Oberst Kuhle.

Die Gäste dürfen gespannt sein. Ebenso auf den diesjährigen prominenten Festredner. Das war schon mal der damalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (2006), der CDU-Fraktionschef im Kieler Landtag, Christian von Boetticher (2010), und der Vier-Sterne General Harald Kujat, Vorsitzender des NATO-Militärausschusses (2004). In diesem Jahr könnte es erstmals eine Frau sein. Oberst Kuhle wollte vorab nur verraten: „Es wird kein Soldat sein.“

Damit würde der Kommandeur erneut mit einer Tradition brechen. So hatte Oberst Werner Dedekind vom Fluganwärter-Regiment den Salvatorabend am 19. März 1965 als reinen Herrenabend in der Apener Marseille-Kaserne eingeführt. 44 Gäste waren es bei der Premiere. Und seit 1970 kamen immer um die 300 männliche Funktionsträger aus der Region, die sich diesen Herrenabend mit Bierzelt-Charakter nicht entgehen lassen wollten. 1993 waren es sogar an die 500 Gäste.

Doch 1999 öffnete der damalige Kommandeur General Erich Kiesenbauer die reine Männerveranstaltung auch für Frauen. Das kam einer kleinen Revolution gleich. So durften zwar Musikerinnen des Spielmannszuges der Rosenstadt Uetersen die Gäste mit ihrem Spiel erfreuen. Als offizielle Gäste, die im Saal mitessen, trinken und sich unterhalten, waren die Damen aber nicht zugelassen. Kiesenbauer begründete diese Aufgabe des reinen Herrenabends mit der Gleichberechtigung, die auch bei der Bundeswehr Einzug halten müsste. „Ich halte es für richtig und auch fällig, dass weibliche Persönlichkeiten aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben zum Salvatorabend eingeladen werden.“

So waren weibliche Feldwebel und Unteroffiziere an jenem historischen 19. März 1999 ebenso erstmals dabei wie die Bürgermeisterin Bärbel Thiemann aus Neuendeich. Die Uetersener Landtagsabgeordnete Monika Schwalm musste wegen Terminproblemen absagen. Etwa zehn Frauen waren unter den 350 Gästen. Heute beträgt der Frauenanteil etwa 25 Prozent, erklärt Oberst Kuhle. Angesichts der großen Verantwortung, die viele Frauen heute als Soldatinnen und Offiziere in der Bundeswehr trügen, sei ihre Teilnahme geradezu eine Selbstverständlichkeit.

General Kiesenbauer berief sich damals auf eine Umfrage, die er 1998 unter den Salvatorgästen gemacht hatte, um zu erfahren, was sie von weiblichen Gästen halten. Das genaue Ergebnis dieser Umfrage ist nie bekannt geworden. „Wir haben es nicht in unseren Akten gefunden“, sagt Oberst Kuhle. So wird es ein Geheimnis bleiben, ob sich Kiesenbauer über die kritischen Stimmen hinweggesetzt hat, weil er „die Integration von Frauen in den Salvatorabend grundsätzlich nur positiv“ erachtete, wie er damals sagte.

Schon Oberst Hermann Hambach, der erste Kommandeur der 1988 eingerichteten Unteroffizierschule der Luftwaffe, fing sich 1989 eine strikte Abfuhr seiner männlichen Gäste ein. Sein Hinweis, es mögen doch auch die Ehefrauen künftig mitberücksichtigt werden, wurde mit einem „vielstimmigen Nö, Nö!“ aus dem Publikum beantwortet, wie es im Schularchiv heißt. „Wenn wir 25 Jahre vorausblicken, dann wird dieser Abend der einzige sein, wo wir Männer noch alleine sind.“ Diese Prophezeiung sollte sich dank General Kiesenbauers eigenmächtigem Handeln dann aber doch nicht bewahrheiten. Oberst Kuhle findet: „General Kiesenbauer hat richtig entschieden.“

Mit der Organisation der Jubiläums-Veranstaltung ist Hauptmann Philip Krämer von der dritten Inspektion betraut, der „Mister Salvator“ Oberstleutnant Michael Herpich in dieser Funktion ablöste, der zehn Savatorabende organisierte. Als Versammlungsort hat sich die ehemalige 3500 Quadratmeter große Flugzeughalle 4 bewährt, in die der Salvatorabend 2011 umgezogen ist. Die Truppenküche, in die man 2002 wegen des Umbaus des Unteroffiersheims auswich, ist zu klein für diese große Gästeschar. Und so hat Hauptmann Krämer mit seinem Team die Halle schon festlich geschmückt.

Die Tarnnetze wurden mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Halstenbek an die Decke gehängt. Seit November liefen die Vorbereitungen für die Jubiläums-Sause auf Hochtouren. Ausgeschenkt wird wieder Münchner Hofbräuhaus-Bier, nachdem sich vor drei Jahren einige Gäste von der Uetersener Schützengilde über das Flensburger Bockbier beschwert hatten, sagt Oberst Kuhle. „Damit die Meckerei aufhört, habe ich mich wieder für echt bayerisches Bier entschieden.“ Und das wird in Strömen fließen und von den 100 fleißigen Helfern im Minutentakt zu den Tischen gebracht.

Nicht so alt wie die Tradition des Salvatorabends in der Appener Marseille-Kaserne ist der Bierkrug, den die Gäste für eine kleine Gebühr diesmal mit Jubiläums-Aufschrift mit nach Hause nehmen können. Diesen Krug zum Salvatorabend gibt es seit 1976 und demnach am Freitag zum 39. Mal. Und damit alle Gäste nach der Feier auch sicher nach Hause kommen, bietet die Bundeswehr einen Busshuttle-Service in die umliegenden Kommunen an.