Thomas Klose, einer der letzten Metalldrücker-Meister, expandiert und hat seinen Betrieb nach Quickborn umgesiedelt

Frühere Vertreter seiner Zunft stellten im Mittelalter die eisernen Rüstungen für die Ritter her. Heutzutage ist das Handwerk der Gürtler und Metalldrücker ein beinahe aussterbender Berufszweig. Thomas Klose, der mit seinem Zehn-Mann-Betrieb jetzt von den Ilo-Werken in Pinneberg in den Quickborner Einsteinring umsiedelte, ist einer der letzten beiden Handwerksmeister seiner Branche in ganz Schleswig-Holstein. Der andere ist Michael Thomsen, der mit seinem Metall- und Blechverarbeitungsbetrieb in Rellingen 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Dabei werde das Metalldrücker-Handwerk sehr geschätzt von der Industrie, sagt Klose. Erst vor 14 Jahren machte sich der Unternehmer in Pinneberg selbstständig. Er formt Metalle aller Art und Größen vornehmlich für Industrieunternehmen aus dem Maschinenbau, der Medizintechnik, dem Heizungs- und Lüftungsbau, dem Flugzeugbau und der Abgasverbrennung. Klose kann mit seinen hydraulischen und halbautomatischen Maschinen bis zu 3000 gleiche Werkstücke produzieren. Oder auch den Scheinwerfer oder Kotflügel für den Oldtimer eines Kunden passgenau anfertigen, für den es keine Ersatzteile mehr gibt.

„Der Bedarf an unserer Handwerksarbeit ist in der Industrie nach wie vor groß“, berichtet Klose. Eine Million Euro hat er sich den Umzug nach Quickborn mit dem Kauf des 3000 Quadratmeter großen Grundstücks und dem Bau der 900 Quadratmeter großen Fertigungshalle kosten lassen. Jetzt hat er doppelt so viel Platz wie zuvor am Standort Pinneberg. „In unserer alten Halle platzten wir förmlich aus allen Nähten“, erzählt Klose. „Ständig standen Maschinen im Weg und behinderten den Betriebsablauf.“

Nach Quickborn lotste ihn die Wirtschaftsförderungs- und Planungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg. Diese hat wie auch in Tornesch an der A23 im Gewerbegebiet Halenberg an der Pascalstraße nahe der A7 Land erworben, um expansionswilligen Unternehmern wie Klose Ausweichflächen anzubieten. „Wir vermitteln den Unternehmen die Grundstücke, die am besten zu ihnen passen“, erklärt WEP-Geschäftsführer Harald G. Schroers diese Dienstleistung, die die Wirtschaftskraft im Kreis Pinneberg stärken und die Arbeitsplätze sicherer machen soll. Auch der im Vergleich zu Pinneberg um 70 Punkte oder 20 Prozent günstigere Hebesatz für die Gewerbesteuer habe dazu beigetragen, ihn von dem Umzug nach Quickborn zu überzeugen, sagt der Handwerksmeister. Schroers freut sich, mit diesem Flächenangebot einem traditionsreichen Handwerk geholfen zu haben. Der Branchenmix am Standort Quickborn werde damit bereichert, sagt Bürgermeister Thomas Köppl. „Ihre Investitionsbereitschaft in Quickborn wertet das Image unserer Stadt auf.“

100.000 Teile fertige sein Betrieb jedes Jahr, sagt Firmeninhaber Klose. Dabei ähnelt der Produktionsprozess einer Töpferei. Statt des Tons, der bei Rotation mit den Händen in die richtige Form gebracht wird, sind es hier Metallscheiben verschiedenster Stärke, die mit allerlei Geräten solange bearbeitet, gedrückt und gebogen werden, bis sie die gewünschte Form haben. Dabei sehen die Arbeitsgeräte, die oft an Rollen befestigt sind, wie überdimensionierte Zangen und Folterinstrumente aus.

Wenn sich der Auszubildende Marcel Schulz aus Tangstedt, mit 16 Jahren im ersten Lehrjahr, an der Blechscheibe zu schaffen macht, bindet er sich mit einem breiten Gürtel an den Schraubstock fest, damit er den nötigen Halt hat und die Kraft aufbringen kann, die er benötigt. Er ging mit Kloses Sohn Henk zur Schule und ist über ein Praktikum an die Lehrstelle gekommen.

Handwerksmeister Klose weiß: „Das ist ein enorm anstrengender und kräftezehrender Beruf. Er ist schwierig und schmutzig, aber gut bezahlt.“ Diese körperliche Anstrengung sei es auch, die dieses Handwerk nicht so begehrt mache bei vielen Jugendlichen, berichtet Michael Thomsen, der zweite Metalldrücker-Meister in Schleswig-Holstein. Wer den ganzen Tag in der Werkstatt Metalle geformt hat, falle abends müde ins Bett. Die zunehmende Automatisierung, im Zuge derer auch angelernte Kräfte die Metalldruckmaschinen bedienen könnten, mache dem Handwerk das Leben schwer. So habe der größte Betrieb dieser Branche in Preetz keinen eigenen Handwerksmeister mehr. „Nur noch wenige Betriebe können somit die ganze Bandbreite des Metalldrücker-Handwerks anbieten. Dadurch leidet die Ausbildung“, sagt Thomsen. Vom Metalldrücken allein könne er seinen Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Darum habe er die Produktion aufs Schneiden, Schweißen und Lasern von Blechen ausgeweitet.

Klose will dagegen mit der Metalldrückerei weiter wachsen. Mittelfristig soll der Betrieb, der zurzeit 800.000 Euro im Jahr umsetzt, auf 14 Mitarbeiter anwachsen. Gut ausgebildete Metalldrücker suchen beide Unternehmen.