Wer seine einjährige Tochter oder seinen einjährigen Sohn in die Krippe gibt, der tut das meist schweren Herzens und mit einem schlechten Gewissen.

Glaubt man einigen Psychologen, so ist den Kleinen bereits vorbestimmt, im Erwachsenenalter Beziehungskrüppel zu werden, die nie gelernt haben, feste Bindungen einzugehen.

Wenn dies stimmen würde, müssten ganze Generationen, die in der DDR aufwuchsen, völlig verkorkst sein. Dort war es gang und gäbe, Kinder sehr früh in die Obhut von Erzieherinnen zu geben. Ob man das nun gut findet oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt. Aus einigen dieser Kinder ist doch etwas geworden, und ich spreche da nicht nur von mir. Viele „Ossis“ haben einen ausgeprägten Familiensinn und sie sind statistisch gesehen nicht häufiger Singles als Menschen andernorts.

Die Frauen in der DDR konnten es sich nicht immer aussuchen, wann sie ihr Kind in die Krippe gaben. Das kann die alleinerziehende Mutter, die im Schichtdienst im Supermarkt arbeitet, auch nicht. Sie muss den Lebensunterhalt verdienen. Sie ist deswegen keine schlechte Mutter.

Im Übrigen kann es durchaus sein, dass sie nur nebenberuflich an der Supermarktkasse sitzt, weil sie in ihrem 30-Stunden-Job als Sozialpädagogische Assistentin im Kindergarten nur 13,75 Euro pro Stunde verdient.