Auf dem Gelände von Ford-Bunge soll ein Supermarkt entstehen. Gemeinderat in Bönningstedt stellt erste Weichen

Bönningstedt. Die Aufregung ist groß in Bönningstedt. Das zeigte sich am Donnerstagabend auf der Gemeinderatssitzung. 70 Anwohner drängelten sich im kleinen Saal des Kulturtreffs, um die Abstimmung zum geplanten neuen Edeka-Markt an der Kieler Straße zu verfolgen. Auf dem Gelände von Ford-Bunge soll der neue Supermarkt errichtet werden. Die Anwohner fürchten zusätzlichen Lärm, Verkehr und einen Wertverlust ihrer Immobilien. Der Gemeinderat beschloss bei nur einer Gegenstimme, das Bauleitverfahren auf den Weg zu bringen.

Eine Zustimmung zum Bau des Lebensmittelgeschäfts sei das aber noch nicht, betonte Bürgermeister Peter Liske, BWG. Dazu bedürfe es noch gutachterlicher Aussagen zu den erwarteten Verkehrsströmen und der Lärmentwicklung, die nun der Investor, die Hamburger Projektentwicklung Zündorf, für Edeka in Auftrag geben und bezahlen muss. Zugleich haben die Bürger die Möglichkeit, ihre Bedenken gegen das Vorhaben vorzubringen. Erst am Ende dieses Prozesses wird der Gemeinderat voraussichtlich Ende kommenden Jahres erneut und endgültig über das Projekt abstimmen.

Ford Bunge will sich am Ortsrand an der Kieler Straße neues Geschäft aufbauen

Für Tim, 43, und Thorsten Bunge, 49, gibt es keine Alternative zu diesem Schritt. „Es ist der Wandel der Zeit, der es nötig macht“, sagt Tim Bunge. Der Urgroßvater hatte am selben Standort 1927 eine Schlachterei eröffnet. Später betrieb Großvater Karl dort ein Fuhrunternehmen mit Werkstatt und Tankstelle. Seit 1952 führt die Familie auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände einen Ford-Vertragshandel. Die kleine Spedition wurde 1976 aufgegeben, die Tankstelle nebenan 1986 nach Süden verlegt. Werkstatt und Ausstellungsfläche seien nicht mehr zeitgemäß, betonen die Betreiber-Cousins.

„Markentreue gibt es heute beim Autokauf nicht mehr“, sagt Tim Bunge. Die jüngere Generation vergleiche übers Internet die Preise, da könne ihr mit jährlich etwa 200 verkauften Fahrzeugen relativ kleiner Betrieb nicht gegen die starke Konkurrenz der großen Händler im Umkreis mithalten. „Wir müssen uns mehr auf Service, Reparatur und Glaserneuerung konzentrieren.“ Mit der kleinen Werkstatt und dem zu großen Ausstellungsraum sei ihr Betrieb nicht zukunftsfähig. Darum wollen sich die Bunges an der Kieler Straße am Ortsrand einen neuen Betrieb aufbauen.

Um das zu finanzieren, brauchen sie einen Käufer für das jetzige Grundstück. Da kam die Anfrage von Edeka gerade recht. Zwar gebe es mit Lidl, Aldi, Rewe und Krümet vier Supermärkte im Ort. Aber nicht mit einem solchen Vollsortiment, wie Edeka es biete. „Edeka wäre ein Zugewinn fürs Dorf“, meint Tim Bunge. Viele Bönningstedter müssten nicht mehr nach Schnelsen zum Einkaufen fahren. „Die Kaufkraft bleibt im Ort.“ Es störe ja auch niemanden, dass es 17 Kfz-Betriebe in Bönningstedt gebe, sagt Thorsten Bunge.

Die beiden Unternehmer wollen es sich nicht mit ihrer Nachbarschaft verscherzen. Darum hatten sie sich zwei Tage vor der Gemeinderatssitzung auf Einladung der BWG mit 20 Anwohnern getroffen, um zwei Stunden lang das Projekt vorzustellen und ihnen die Sorgen zu nehmen. Gleichwohl blieben die Bedenken der Anwohner bestehen. Kirsten und Wolfgang Büttner, denen direkt an ihrem Garten eine Supermarktwand droht, sind aufgeschreckt. Mit Handzetteln warnen sie vor einem „Verkehrskollaps“, wenn jährlich 750.000 Kunden den „XXL-Edeka-Supermarkt“ aufsuchen sollten.

Von XXL-Größe könne keine Rede sein, versuchte Andreas Krause am späten Donnerstagabend die aufgeheizte Stimmung auf der Gemeinderatssitzung zu beruhigen. 1800 Quadratmeter groß solle der Markt werden, sagte der Leiter der Projektentwicklung Zündorf, die in 30 Jahren 200 Einzelhandelsansiedlungen in Hamburg und dem Umland realisierte. „Das ist heute Standard und so groß wie der Edeka an der Kellerstraße in Rellingen.“ Der in Schnelsen dagegen sei doppelt so groß.

Anwohner fürchten Lärm, Verkehr und Wertverlust ihrer Immobilien

Auch Krause weiß, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. „Für uns ist das der erste Schritt, um die weitere Planung voranzutreiben.“ Zunächst müsse mit der Landesplanung abgeklärt werden, ob dem zusätzlichen Lebensmittelangebot nichts im Wege steht. Ein anderer Strandort komme aber nicht in Frage, betont Krause. Vor fünf Jahren hatte es der Gemeinderat in Bönningstedt strikt abgelehnt, dass Edeka neben Aldi baut. „Die damalige Entscheidung war aus Sicht der Gemeinde richtig“, meint Krause und betont: „Ich gehe davon aus, dass im Zuge des Verfahrens Lösungen aufgezeigt werden, die die verständlichen Sorgen der Anwohner entkräften und berücksichtigen.“