Andreas Eppinger beschafft für Dreharbeiten Autos aller Art. Davon profitierten schon Tom Hanks und Tom Cruise

Rellingen/Hamburg. Wenn es darum geht, Dinge in Bewegung zu setzen, ist Andreas Eppinger der richtige Mann. Bestes Beispiel dafür ist der Kraftakt, mit dem der Rellinger Unternehmer gegenwärtig dabei ist, die insolvente Wasserski-Arena in Pinneberg aus dem Koma zu erwecken. Doch mit genau so viel Engagement betreibt Eppinger in Hamburg sein eigentliches Metier als Gründer und Erfinder der Firma Car Motion Service (CMS).

Frei übersetzt heißt Car Motion nichts anderes als Autos (zu) bewegen. „Doch das hat auch viel mit Emotionen zu tun“, sagt Eppinger. Denn CMS ist vorwiegend als Partner in einer Branche tätig, in der Sensibilität und Einfühlungsvermögen ebenso benötigt werden wie die Bereitschaft und die Gabe, auf den ersten Blick unmöglich erscheinende Anforderungen oft in kürzester Zeit in die Realität umzusetzen.

Es geht darum, für Film- und Fernsehproduktionen im Kontakt mit renommierten Autovermietern, aber auch Händlern oder Herstellern, Fahrzeuge nahezu jeder Art zu beschaffen. Dazu gehören Pkw und Vans für die Drehteams und Darsteller am Set ebenso wie Kleinlaster und oft auch schwere Spezial-Lkw, um die umfangreiche technische Ausrüstung zu transportieren. Dabei ist CMS als sogenannter Broker im Einsatz, also als Vermittler oder Makler, der sich darum kümmert, dass die Wünsche der Auftraggeber passgenau erfüllt werden.

„Wir besorgen alles, was rollt“, beschreibt der 55 Jahre alte Spezialist und kaufmännische Geschäftsführer das Kerngeschäft seines Unternehmens. Auch Panzer? „Nein, die nicht. Aber die würden ja auch unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen.“ CMS ist bei den zahlreichen Kunden aus der Film- und Fernsehbranche überwiegend im Hintergrund tätig. „Etwa 95 Prozent unserer Aufträge betreffen die Arbeit hinter der Kamera“, ergänzt Stephan Eppinger, 52, der neben seinem Bruder als zweiter Geschäftsführer für den Vertrieb bei CMS verantwortlich ist. „Wir arbeiten gut zusammen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind“, sagt Andreas Eppinger schmunzelnd.

Mit der Fahrzeugvermittlung erleichtert CMS den Produktionsfirmen und den Vermietungen gleichermaßen die Arbeit. In der Film- und TV-Branche sind häufig bunt zusammengewürfelte Teams mit vielen freien Mitarbeitern für eine Produktion im Einsatz.

Der Rellinger nimmt auch Starallüren und Sonderwünsche in Kauf

Sie wären schon aus Zeitgründen nicht in der Lage, auch noch den Fuhrpark zu bestücken. Je nach Produktionsumfang geht es sowohl um mehrmonatige Aufträge als auch um kurzfristige Anmietungen. Eppingers Car Motion Service ist im Laufe der Jahre Partner für diverse regionale, nationale und internationale Projekte geworden.

Regelmäßig vertreten ist CMS bei verschiedenen „Tatort“-Produktionen sowie bekannten Vorabend-Serien wie „Großstadtrevier“, „Notruf Hafenkante” und „Rote Rosen”. Hinzu kommen Aufträge für Werbefilm-Produktionen.

Doch auch Hollywood-Stars wie Tom Hanks und Tom Cruise nutzten schon komfortable Vans und Limousinen, die über CMS gebucht wurden. In Hanks’ Fall war es beim Dreh des Films „Cloud Atlas“, bei Cruise kam CMS bei den Arbeiten zu „Operation Walküre“ zum Einsatz. Deutschland gilt bei den amerikanischen Produktionsfirmen nach Eppingers Erfahrung wegen seiner leistungsfähigen Studios wie Babelsberg und Bavaria, aber auch wegen der attraktiven Drehorte als besonders beliebte Location. Hinzu komme, dass mit weniger Personal gedreht werde als in den USA.

Andreas Eppinger hat ein Herz für die Menschen vor und hinter der Kamera. „Ich bewundere die Künstler für ihren Einsatz und ihre große Flexibilität”, sagt der Rellinger. Deshalb nimmt der CMS-Chef auch Sonderwünsche und gewisse Marotten und Eigenheiten gern in Kauf. So musste für eine bekannte deutsche Filmschauspielerin das Campmobil am Drehort zweimal ausgetauscht werden. Erst war das Fahrzeug dem Star nicht geräumig genug, dann bemängelte die Darstellerin den zu kleinen Spiegel am Schminktisch.

Im Laufe der Jahre hat sich der Aufgabenbereich des Car Motion Service ständig erweitert. „Wir verzeichnen seit Beginn einen soliden Anstieg”, sagt Eppinger. Mittlerweile besorgt CMS auch Flugtickets und Hotelbuchungen für seine Auftraggeber. Auch außerhalb der Sparten Film- und TV ist das Unternehmen bei Messen wie der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt oder einer Telekommunikationsmesse in Barcelona sowie bei Filmfestspielen für den Fuhrpark und weiteren Service zuständig. Die Event-Abteilung von CMS ist auch im Einsatz, wenn in Deutschland Formel-1-Rennen stattfinden. Bei solchen und ähnlichen Anlässen, wie dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans, kann es vorkommen, dass mal eben 117 Multivans in Luxusausstattung benötigt werden.

Jude Law ging als einer der Ersten auf das neu entwickelte Mobil-Klo

Jüngstes Werk des CMS-Teams ist eine Eigenentwicklung – die erste in der Firmengeschichte. „Wir haben einen Toilettenanhänger mit Fahrgestell und versenkbarer Deichsel entworfen”, verkündet Eppinger nicht ohne Stolz.

Im Vergleich zu den sonst verbreiteten Mobil-Klos verfügt das CMS-Produkt über eine luxuriöse Ausstattung sowie je einen Zugang für Damen und für Herren. Eine weitere Besonderheit ist die versenkbare Deichsel. Dank der eingezogenen Zugvorrichtung kann das WC-Mobil platzsparend geparkt werden, was die Nutzungsgebühren auf öffentlichen Flächen reduziert.

Zwei Prototypen erwiesen sich als sehr begehrt. Einer der ersten Nutznießer war der britische Schauspieler Jude Law bei Dreharbeiten in Görlitz. Jetzt dürfte das Produkt bald in Serie gehen. Eppinger hat auch schon einen Namen parat: „Wie wäre es mit „Shit happens?“.