Pinneberger Betreuer ist verärgert, weil Geldkarte einer dementen Seniorin mit Geheimzahl an Nichtberechtigten geschickt wurde

Pinneberg. Das hätte schlimme Folgen haben können: Weil Mitarbeiter der Sparkasse Südholstein im Pinneberger Ortsteil Quellental fälschlicherweise eine Sparkassen-Karte samt Geheimzahl an den nicht mehr zuständigen Betreuer einer dementen alten Dame schickten, ist deren neuer Betreuer Hans-Joachim Dörbandt verärgert. Kein Wunder: Eine nicht berechtigte Person erhielt so vollen Zugang zum Girokonto der vermögenden Seniorin, für das Dörbandt als Betreuer haftet.

In einer schriftlichen Beschwerde an den Vorstand der Sparkasse Südholstein spricht der Pinneberger von „Unfähigkeit und Inkompetenz sowie Verstoß gegen datenschutzrechtliche Belange“. Unterstützung erhält er vom Betreuungsverein Pinneberg. „Die Bank muss den Datenschutz unbedingt wahren“, sagt Roswitha Schusdziara vom Verein Betreuung und Selbstbestimmung im Kreis Pinneberg, bei dem Hans-Joachim Dörbandt Mitglied und Revisor ist. „Die Bank darf die Unterlagen auf keinen Fall an den vorherigen Betreuer senden.“

Seit 14 Jahren engagiert sich Dörbandt als ehrenamtlicher Betreuer, hilft Menschen, die durch Krankheit oder Behinderung beeinträchtigt sind und niemanden haben, an den sie sich wenden können.

Am 27. November vergangenen Jahres hatte ihm das Amtsgericht Pinneberg eine neue Aufgabe zugewiesen. Seitdem ist er Betreuer für die 89 Jahre alte Frau B. Die alte Dame ist dement, lebt in einem Seniorenpflegeheim in Pinneberg und kann nicht mehr alleine für sich sorgen. Dafür ist jetzt Dörbandt zuständig. Am 10. Januar erhielt er seinen Betreuerausweis vom Amtsgericht Pinneberg, ausgestellt am 20. Dezember. Einer der ersten Betreuungsschritte des Pinnebergers war am 14. Januar ein Besuch der Filiale der Sparkasse Südholstein im Ortsteil Quellental. Er legte seinen Betreuerausweis und seinen Personalausweis vor und leistete Unterschriften. Gleichzeitig beantragte er eine Sparkassen-Karte.

Einen Tag später, am 15. Januar, schickte die Sparkasse eine Mitteilung samt Geheimzahl ab. Karteninhaber laut Schreiben: Hans-Joachim Dörbandt. Allerdings ging das Schreiben nicht an Dörbandt, sondern an den vorigen Betreuer M., der ebenfalls in Pinneberg wohnt. Am 20. Januar schickte das Institut dann die Sparkassen-Karte, Karteninhaber: Hans-Joachim Dörbandt, wieder an M. Und zwei Tage später ging noch eine PIN-Mitteilung mit Geheimzahl an den Karteninhaber Dörbandt, der Adressat erneut: Herr M.

Glück im Unglück: M., der seine Tätigkeit als Betreuer im Fall der Frau B. aus Altersgründen abgegeben hatte, kennt Dörbandt als Betreuerkollegen. So steckte M. die drei Briefe der Sparkasse bei Dörbandt in den Briefkasten. Die neue Sparkassenkarte wurde allerdings am 25. Januar vom Terminal eingezogen, als Dörbandt Kontoauszüge in der Filiale in der Pinneberger Rathauspassage ausdrucken wollte. Die Karte sei inaktiv, erklärte ein Sparkassenmitarbeiter dem Betreuer.

Dörbandt schrieb einen geharnischten Brief an den Sparkassenvorstand. Es seien „Betrugsmöglichkeiten Tür und Tor geöffnet“ worden. „Wenn Herr M. gewollt hätte, hätte er das Giro-Konto bei Ihnen leerräumen können, und ich hätte dafür zu haften. Solche Bank-Machenschaften können nicht mehr als einfache Fehler hingenommen werden, die überall einmal passieren. Hier muss nicht nur von Schlamperei, sondern auch von Datenschutzmängeln gravierenden Ausmaßes gesprochen werden.“

„Wir können uns bei Herrn Dörbandt nur herzlich entschuldigen“, sagte Sparkassensprecherin Imke Gernand. „Bei der Bestellung der Sparkassen-Karte war die Adresse des vorherigen Betreuers noch nicht geändert. Wir haben mit den Kollegen vor Ort gesprochen, um sicherzustellen, dass ein solcher Fehler nicht wieder vorkommt. Und wir kümmern uns darum, dass Herr Dörbandt schnellstmöglich eine neue Karte bekommt.“

Mittlerweile ist eine dritte PIN-Mitteilung mit Geheimzahl für Karteninhaber Hans-Joachim Dörbandt in Pinneberg eingetroffen: Die Empfängerin diesmal: Die demente Frau B. Ihr Seniorenheim hat den Brief an ihren Betreuer weitergeschickt. Dörbandt hat mittlerweile eine Entscheidung getroffen, die für ihn folgerichtig ist: Er wird das Vermögen von Frau B., das noch bei der Sparkasse in Waldeck-Frankenberg liegt, nicht bei der Sparkasse Südholstein anlegen.