Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Mit verschiedenen Veranstaltungen im Kreis wird an die Verfolgten und Ermordeten erinnert

Elmshorn/Barmstedt. Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ist der 27. Januar, der Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz, seit 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Auch die Schüler der Bismarckschule, der Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule, der Elsa-Brändström-Schule, der Erich Kästner Gemeinschaftsschule, der Freien Waldorfschule und der Leibniz Privatschule in Elmshorn gedenken den Verfolgten des Naziregimes. Veranstalter sind die Stadt Elmshorn und die Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine für Elmshorn“.

Unter dem Motto „Verführt und verraten“ gestalten zum sechsten Mal Elmshorner Schüler am Mittwoch, 29. Januar, im Saalbau der Freien Waldorfschule Elmshorn, Adenauerdamm 2, eine gemeinsame Veranstaltung zu diesem Gedenktag. Die Videogruppe der Erich Kästner Gemeinschaftsschule wird die Präsentation der Veranstaltung dokumentieren und später auf einer DVD veröffentlichen.

Die Bismarckschule hat einen szenischen Vortrag über die jüdischen Kinder vom Bullenhuser Damm vorbereitet. Diese wurden von Auschwitz in das KZ Neuengamme gebracht, wo SS-Arzt Kurt Heißmeyer ihnen in seinen Experimenten Tuberkuloseerreger injizierte und Lymphknoten entnahm. Um Spuren zu verwischen, wurden die Kinder am Bullenhuser Damm ermordet.

Die Schüler der Leibniz Privatschule Elmshorn setzen sich in einem darstellenden Spiel mit Anne Frank auseinander. „Opfer“ ist unter heutigen Jugendlichen ein häufig verwendetes Schimpfwort und bedeutet „Versager“. Die Schüler arbeiten heraus, dass jedoch nicht Anne Frank, die anderen Untergetauchten und ihre Helfer, versagt haben. Die Assoziationen der Jugendlichen zu dem Tagebuchtext machen deutlich: Ein Opfer wird man durch das Handeln von Tätern; der eigene Wert verändert sich dadurch nicht.

Die Erich Kästner Gemeinschaftsschüler erinnern an das Leben und Wirken der Menschen im Exil in Form einer Bildcollage. „Hoffnung auf ein besseres Leben“ heißt der musikalische Beitrag der Elsa-Brändström-Schule. In einem selbst geschriebenen Musikstück setzen sie sich sowohl mit den Opfern der NS-Zeit als auch mit aktuellen Schicksalen der Menschen auseinander, die aufgrund ihrer Herkunft nicht respektiert werden und in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt sind.

In dem szenischen Theaterstück „Das Milgram-Experiment“ untersuchen Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschüler, ob sich die grausamen Vergehen der Nazizeit wiederholen könnten. Stanley Milgram, Professor für Psychologie an der Yale-Universität, hatte 1961 ein Experiment durchgeführt, das in die Geschichte einging und immer noch erschreckend aktuell ist.

Die Schüler der Freien Waldorfschule thematisieren die „Jugend ohne Gott“. In seinem Roman „Jugend ohne Gott“ von 1937 setzt sich Ödön von Horvath mit dem Schulalltag unterm Hakenkreuz auseinander. Am Beispiel einer Schulklasse und ihres Lehrers zeigt er, dass sich Jugendliche wie Erwachsene der Anpassung an den nationalsozialistischen Zeitgeist nur schwer entziehen konnten. Ausgehend von einzelnen Kapiteln beleuchten die Schüler Vorurteile zwischen den Generationen und beleuchten die Frage des Widerstandes.

Die Veranstaltung endet nach einer Danksagung des Bürgermeisters Volker Hatje mit dem gemeinsam anzustimmenden Lied von Dietrich Bonhoeffer „Von guten Mächten treu geborgen“. Die Schulveranstaltungen beginnen um 10.30 Uhr. Das Programm wird abends für die Öffentlichkeit von 19 Uhr an wiederholt. Der Eintritt ist frei. Karten gibt es beim Stadttheater, Königstraße 56, und Konzert & Event, Kirchenstraße 8, in Elmshorn.

Auch die Sozialdemokraten des Ortsvereins Barmstedt gedenken am Montag, 27. Januar, von 14.30 Uhr an auf dem Barmstedter Friedhof der Opfer des Nationalsozialismus. Zu Gast ist Hans-Helmut Birke, langjähriger Kreisvorsitzender und Kreisfraktionsvorsitzender der SPD.