Schwedischer Modekonzern eröffnet im Herbst eine Filiale im Abendblatt-Haus am Lindenplatz

Pinneberg. Pinnebergs kränkelnde Innenstadt erhält einen neuen, schlagkräftigen Ankermieter: Es ist der schwedische Bekleidungskonzern H&M. Die Modekette übernimmt die Räume des Edeka-Frischemarktes Meyer am Lindenplatz, der am 1. April seinen neuen, größeren Standort an der Friedrich-Ebert-Allee bezieht. Mit dem Einzug von H&M im Herbst 2014 sollen schrittweise Teile des Konzeptes Lindenquartier verwirklicht werden, das Ende 2011 vorgestellt wurde.

„Die Verhandlungen liefen relativ lange, jetzt haben wir den Vertrag unterzeichnen könnten“, freut sich Jan Christoph Kersig, der geschäftsführende Gesellschafter der Dr. Kersig Wohnungsbaugesellschaft. Ihr gehört in mittlerweile dritter Generation das Eckgrundstück Lindenstraße/Dingstätte, auf dem bis 1998 die Kaufhaus-Kette Karstadt residierte. Nach der Aufgabe des Standorts ließ Kersig das Gebäude umbauen, es zogen im Erdgeschoss der Edeka-Makt und weitere Geschäfte wie New Yorker und im Obergeschoss Büromieter wie das Hamburger Abendblatt ein. Ende 2011, als das Neubau-Projekt des Edeka-Kaufmanns Meyer konkret wurde, stellten die Eigentümer erstmals das Projekt Lindenquartier vor. Es sah einen erneuten grundlegenden Umbau des Gebäudes vor, um wieder Verkaufseinheiten über zwei Etagen schaffen zu können. Als Großmieter waren damals bereits die Modeketten H&M sowie C&A im Gespräch. Genau dieses Konzept wurde im Juni 2013 in Elmshorn realisiert, wo ebenfalls ein ehemaliges Karstadt-Haus umgebaut wurde.

„C&A hat sich aus dem Pinneberger Projekt zurückgezogen, weil sie ihr Konzept neu sortieren“, sagt Kersig. H&M blieb jedoch als Verhandlungspartner im Boot – und entschied sich dafür, die zweigeschossige Lösung aufzugeben und nur die 1315 Quadratmeter große Erdgeschossfläche zu beziehen. Kersig: „Wir hatten auch erst gedacht, dass ihnen diese Fläche zu klein wäre. Dem ist aber nicht so.“ Nach seinen Angaben ist H&M mit dem neuen Standort in Elmshorn sehr zufrieden und will mit der Ansiedlung in der Kreisstadt die Lücke zwischen den Filialen Elmshorn und Schenefeld schließen. Die Deutschlandvertretung in Hamburg bewerte den Standort Pinneberg als sehr positiv. Kersig: „Die siedeln sich vorwiegend in gut funktionierenden Standorten mit Lauflage an.“ Bei der Pressestelle des Unternehmens mit Sitz in Hamburg will man die Ansiedlung in der Kreisstadt indes nicht offiziell bestätigen. „Wir kommunizieren keine Neueröffnungen, die mehr als sechs Monate in der Zukunft liegen“, heißt es dort.

Laut Kersig starten die 1,5 Millionen Euro teuren Umbauarbeiten unmittelbar nach dem Auszug des Edeka-Marktes. Die Eröffnung finde an einem noch geheimen Termin im Herbst statt. H&M werde die komplette Erdgeschossfläche inklusive Nebenräumen für Lager und Büros im 1. Stock übernehmen und das volle Bekleidungssortiment anbieten. Kersig geht davon aus, dass mit der Entscheidung für H&M weitere Aktivitäten aus dem Lindenquartier-Konzept umgesetzt werden können. „Alles hat darauf gewartet, was aus der Meyer-Fläche wird. Jetzt können weitere Schritte folgen.“ So sei ihm bekannt, dass die Unternehmensgruppe Bruhns, die Eigentümer des benachbarten Gebäudes, in dem sich eine Schuh-Kay-Filiale befindet, und des darüber liegenden Parkdecks ist, erhebliche Investitionen in die Immobilie planen. Auch weitere Eigentümer rund um den Lindenplatz seien mit im Boot und würden ihre Flächen attraktiver gestalten. Zum Konzept gehören auch mehrere gläserne Dächer, die den Lindenplatz einfassen sollen, sowie ein einheitliches Parkraummanagement und zusätzliche Parkflächen. Diese Teile sollen zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden. „H&M wird die Innenstadt bereichern und ist für den Standort am Lindenplatz die beste Lösung“, sagt Kersig.

Das sieht Bürgermeisterin Urte Steinberg genauso. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Herr Kersig hat einen Magneten für Pinneberg gewonnen“, sagt sie. H&M bediene eine junge Zielgruppe, die bisher in der Innenstadt kaum fündig werde. Sie rechnet mit neuen Kundenströmen – und mit einer Sogwirkung, die dazu führen kann, die Leerstände im Fahltskamp zu schließen. „Ein Großer zieht mehrere kleine nach.“ Der Bereich rund um den Lindenplatz sei auf einem guten Weg, nicht erst seit der Neueröffnung des ehemaligen Café Wien. Steinberg wünscht sich weitere Angebote in den Bereichen Haushaltswaren, Spielzeug, Sport, Schuhe und einen weiteren Textilgroßhändler vom Schlage C&A – gerne auch im neuen Geschäftshaus, das die VR Bank gegenüber dem Rathaus plant.

„H&M wird ein gutes Gegenwicht zum neuen Geschäftszentrum der VR Bank bilden“, sagt Holger Gieseler, der Vorsitzende der Wirtschaftsgemeinschaft Pinneberg. Dass sich die Bekleidungskette für die Kreisstadt entschieden hat, zeigt laut Gieseler, „dass Pinneberg besser ist als sein Ruf“.