Der Bahnhof in Elmshorn wird in den kommenden Tagen per Video gesichert. Datenschutz soll gewährleistet bleiben

Elmshorn. Der Bahnhof in Elmshorn soll sicherer werden. In den kommenden Tagen werden daher sechs Überwachungskameras im Tunnel zwischen Königstraße und Mühlenstraße sowie am Holstenplatz freigeschaltet. Mehrere Schilder weisen bereits darauf hin. „Der genaue Termin steht noch nicht fest“, sagt Carsten Rapp, der seit dem 1. November das Polizeirevier in der Moltkestraße leitet und zuvor beim Landespolizeiamt Kiel war. „Wir warten noch auf den Monitor.“ Unbekannte hatten noch vor dem ursprünglich geplanten Start an diesem Mittwoch eine Kamera mit Farbe besprüht.

Seit Jahren zieht der Bahnhof Menschen vom Rande der Gesellschaft an. Sie trinken, pöbeln, betteln, dealen. Beleidigungen, Taschen- und Fahrraddiebstähle, Betrug und Körperverletzungen häuften sich an Elmshorns Brennpunkt. Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt 40.000 Euro für ein Sicherheitssystem bereitgestellt. „Wir haben die Bedenken von Datenschützern sehr ernst genommen und uns für ein System entschieden, das den geringstmöglichen Eingriff in die Privatsphäre bedeutet“, sagt Martina Sözen, vom Amt für Bürgerbelange, wo auch Maßnahmen zur Gefahrenabwehr angesiedelt sind. Die Datenschutzbeauftragte der Stadt sei in den Entscheidungsprozess eingebunden worden.

Besonders aus den Reihen der Grünen war Kritik am Sicherheitssystem laut geworden. Dass die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde, zeigt sich jedoch schon daran, dass der Prozess von der Zustimmung durch SPD, CDU und FDP bis zur Inbetriebnahme ein Jahr gedauert hat.

Die Kameras zeichnen verpixelt auf. Nur wenn es einen konkreten Anlass gibt, also eine Straftat aufgeklärt werden soll, wird ein Klarbild angefordert. Wie das System genau funktioniert, weiß Thorsten Besendahl von der Firma Kiwi-Security, die das System liefert. „Der Verschleierungsgrad richtet sich nach Einsatzort der Kameras“, sagt er. In einem Unternehmen müsste der Verschleierungsgrad so stark sein, dass ein Mitarbeiter gegebenenfalls nicht einmal am Gang zu identifizieren sei. An öffentlichen Plätzen reiche es, dass Gesichter nicht zu erkennen sind.

„In jedem Fall ist der Personenschutz gewährleistet“, sagt Besendahl. Wenn zur Aufklärung eines Vorfalls oder eines Sturzes Bilder benötigt werden, darf nur dieser Zeitraum freigeschaltet werden. „Dafür gibt es sehr strenge Bestimmungen“, sagt er. Wie bei einer Bank wird auch hier mit Pin und Karte gearbeitet. Das freigegebene Zeitfenster misst zehn Minuten. „Für weitere zehn Minuten muss eine zweite Pin beantragt werden“, sagt Besendahl. Zudem seien mindestens zwei Personen nötig, um das gepixelte Bild zu entschlüsseln.

Das österreichische Unternehmen hatte sich aus einem Forschungsprojekt der Technischen Universität Wien gegründet, das sich unter anderem mit der Vermeidung von Fehlalarmen beschäftigt hatte. Ihr erstes großes Projekt setzten sie am Flughafen in Wien um. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Forschung unter anderem im Bereich Cloud Computing, 3D-Analyse und auch neuer Technologie, um die Privatsphäre von Personen noch besser und nachhaltiger zu schützen.

In der Vergangenheit wurden in Elmshorn schon andere Maßnahmen durchgesetzt, die den Bahnhof sicherer machen sollen. Die Stadt hat einen Sozialarbeiter eingesetzt. Seit Februar diesen Jahres ist die Bundespolizei mit einem festen Stützpunkt am Holstenplatz präsent. Zudem wurden die Fahrkartenautomaten aus dem Fußgängertunnel auf die Bahnsteige verlegt, da Reisende teilweise massiv belästigt worden sind, um an bereits entwertete Tickets zu gelangen.

Mit der Verlagerung haben sich auch die Zuständigkeiten geändert. „Der Fußgängertunnel ist Sache der Landespolizei. Um Bahnsteige und Treppenzugänge kümmert sich die Bundespolizei“, sagt Hanspeter Schwartz, Pressesprecher der für den Elmshorner Bahnhof zuständigen Bundespolizeiinspektion Flensburg. Nun kümmert sich die Bundespolizei um Manipulationen am Automaten und Ticketmissbrauch.

Sie hatte wegen des unerlaubten Weiterverkaufs von Bahntickets an Reisende bereits eine Aufklärungsaktion durchgeführt. Uniformierte Bundespolizisten hatten Flyer an Bahnreisende verteilt. Die Bundespolizei läuft auch mit zivilen Kräften am Bahnhof auf Streife.

„Mit dieser Maßnahme konnte der illegale Ticketverkauf eingedämmt werden“, sagt Schwartz. Die Zusammenarbeit mit der Landespolizei trage erste Früchte. So hat die Bundespolizei zwar keinen direkten Zugriff auf die Bilder der Überwachungskameras, würde aber bei Verdacht einer Straftat von der Landespolizei in die Ermittlungen mit einbezogen.

Auch Rapp lobte die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen. Von dem Einsatz der Überwachungsanlage erhofft er sich, dass die Straftaten künftig noch spürbarer zurückgehen.