Burkhard Kaulvers kurvt seit 20 Jahren mit der städtischen Reinigungsmaschine durch die Straßen Wedels

Na, da wollen wir der Dame mal was zeigen“, sagt Burkhard Kaulvers und macht sich auf den Weg zu seiner großen Maschine. Auf dem Bauhof kennen ihn alle nur unter Munky. Der leuchtend orangefarbene Kehrer parkt auf dem Areal des städtischen Bauhofes in Wedel. Von hier aus starten die Touren durchs Stadtgebiet. Derzeit ist für Munky und seine Maschine Hochkonjunktur. Das viele Laub muss aus Wedels Rinnen am Straßenrand weg, damit sie nicht verstopfen.

„Andere Seite“, sagt Munky. Oh, ja. In seiner Kehrmaschine herrschen britische Verhältnisse. Der Fahrer thront rechts auf dem hohen Sitz, der Beifahrer links. Ungewohnt, aber logisch. Denn so hat Munky den Straßenrand, die dort geparkten Autos und den Besen sehr viel besser im Blick. Wenn es mal enger wird, kurbelt er schnell das Fenster runter und hält den Kopf raus. Wobei er das mit dem neuen Wagen gar nicht mehr so nötig hat. Die im August angelieferte Großkehrmaschine des Typs City Fant 5000 verfügt im Unterschied zum alten Feger über drei Kameras. Eine hat den Besen im Visier, die andere ist für das Rückwärtsfahren gedacht. Und die dritte nimmt die linke Seite des Fahrzeuges und damit den toten Winkel für Munky in den Fokus. Die Bilder erscheinen auf einem Display neben dem Lenkrad. Der Fahrer kann einstellen, ob er sie alle gleichzeitig sehen möchte oder eines in Großformat.

Hightech pur, die ihren Preis hatte. 145.000 Euro investierte die Stadt Wedel trotz angespannter Finanzlage in die Anschaffung des neuen Reinigungsgefährts. Die alte Kehrmaschine hatte aber auch schon 17 Jahre auf dem Buckel und zuletzt ständig ihre Macken. Als sich die Reparaturen häuften, musste eine neue her.

Für Munky eine ganz schöne Umstellung. Immerhin ist er sogar noch länger als die alte Kehrmaschine auf Wedels Straßen unterwegs. 1980 begann er seine Arbeit beim städtischen Bauhof. Seit etwa 20 Jahren sorgt der Wedeler dafür, dass die Straßen sauber sind. Obwohl ihn und den alte Kehrer eine lange Geschichte verbindet, ist Munky froh über den neuen. „Das ist wie Zugfahren erster Klasse“, sagt er und lehnt sich in seinem Sitz entspannt zurück.

Und so lenkt er den Wagen vom Bauhof am Autal in Richtung Elbhochufer. Denn an diesem Tag ist Bezirk III von sechs dran. Auf der Ablage vor dem Lenkrad liegt eine Klarsichthülle, in der Karten mit den jeweils markierten Straßen für den Bezirke verstaut sind. Doch da schaut der Kehrmaschinenfahrer gar nicht mehr drauf. In seiner Stadt kennt er sich aus, und man kennt ihn. Während er durch die Bahnhofstraße fährt, wird ihm aus einem Café zugewunken. Bei der nächsten roten Ampel nickt ihm jemand ihm freundlich zu, Munky grüßt von seinem hohen Sitz aus zurück. „Willst’ mal meine Fans kennenlernen?“ fragt er. Natürlich.

Seine „Fans“ wohnen an der Straße Voßhagen und strömen tatsächlich frühmorgens auf die Straße, wenn Munky den Motor seiner Maschine am Beginn der Straße aufheulen lässt. In Bademänteln mit zerzaustem Haar eilen sie mit Harken bewaffnet gen Fußweg, um in erstaunlicher Geschwindigkeit so viele Blätter wie möglich für den Kehrmaschinenmann zusammenzufegen. „Ich glaube, die haben eine Telefonkette“, sagt Munky mit einem breiten Lächeln, während noch mehr „Fans“ an die Straße strömen.

Ein ähnliches Bild bietet sich auch an der Gorch-Fock-Straße. Auch hier säumen zahlreiche laubträchtige Bäume die Straße, und auch hier löst Munkys Fahrt schnell rege Betriebsamkeit aus. „Vor allem die ältere Generation achtet darauf, dass es sauber ist“, sagt der 54-Jährige. Gottfried Meiner ist unter denen, die den jüngeren zeigen, was eine Harke ist. Der 85 Jahre alte Anwohner hat zu seinem silberfarbenen Rechen gegriffen. „Ich hab meine Technik, wie ich das Laub damit am besten aufspieße“, erklärt er. Den Munky kenne er schon lange.

Allerdings haben es Meiner und andere Freunde der Kehrmaschine schwerer den Wagen zu hören. Denn der City Fant 5000 ist viel leiser. Was wiederum Munky besonders freut. Dem schlug die knatternde Kehrmaschine schon aufs Gehör. So sehr, dass er zu Hause den Fernseher zu laut aufdrehte. „Meine Frau hat dann immer gesagt, dass ich ihn wieder runterdrehen muss“, erinnert sich Munky.

Bis zu acht Mal muss Munky pro Tag in der Hochsaison den Wagen wieder zum Entleeren Richtung Bauhof lenken, der rund fünf Kubikmeter fasst. Seitdem die kostenlose Laub- und Strauchaktion der Stadt dem Rotstift zum Opfer gefallen ist, sind die Massen größer geworden. Das Problem: Zunehmend kämpft das Bauhof-Team mit unter das Laub gemischten Ästen und Sträucher. Wenn’s zu bunt wird, dann machen die Kehrer einfach mal einen Bogen um den Laubhaufen und warten auf Einsicht. Denn eins ist klar: Vor Munkys Kehrmaschine sind alle gleich. Auch vor dem Haus des Bürgermeisters wird da nicht intensiver gekehrt.